0440 - Mein letzter Fall?
bevor sie Anstalten traf, sich in Bewegung zu setzen.
Ihr Ziel war John Sinclair.
Sie setzte einen Fuß vor den anderen, schwang dabei mit den Hüften, als wollte sie einem nicht sichtbaren Zu-, schauer demonstrieren, welch eine Wirkung sie auf Männer ausübte.
Neben Sinclair blieb sie stehen. Sekundenlang schaute sie auf ihn herab. Dabei zuckte es in ihrem Gesicht, und die Lippen verzogen sich zu einem Lächeln.
Es war kein gutes Lächeln. Böse und gemein wirkte es, ein Zeichen, daß der Teufel dieses Mädchen schon unter Kontrolle hatte. Mit einer gelassenen Bewegung bückte sie sich und tastete die Kleidung des Geister Jägers ab.
Zuerst fanden ihre Hände die Beretta. Sie zog die Waffe hervor, drehte sie und richtete die Mündung auf die Stirn des Mannes. Es sah für einen Moment so aus, als wollte sie abdrücken, dann aber steckte sie die Pistole in ihren Gürtel und suchte weiter.
Sie fand den Dolch. Ihre Augen leuchteten, als sie ihn hatte und die Klinge mit der flachen Seite gegen die Lippen preßte, als wollte sie die Waffe mit einem Kuß beschwören. Nur zögernd sanken die Arme nach unten.
Dann schleuderte sie die rechte Hand zur Seite und warf den Dolch so weit ins Gras, daß er unter den hohen Halmen nicht mehr zu sehen war.
Und auch den Bumerang fand sie. Sie nahm ihn so, daß er auf beiden Handflächen lag, bewegte die Hände, als wollte sie das Gewicht der Waffe prüfen. Aber auch damit konnte sie nichts anfangen. Auf der Straße ließ sie ihn liegen.
Sinclair mußte waffenlos sein, das hatte ihr der Teufel genau zu verstehen gegeben.
Das Kreuz!
Sie zitterte innerlich davor. Man hatte ihr mitgeteilt, daß der Geisterjäger es um seinen Hals hängen hatte, doch als sie über die Brust des Mannes tastete, fand sie es nicht.
Arlette wurde nervös.
Zudem wußte sie genau, daß man sie beobachtete, denn vier Helfershelfer des Teufels hockten in den Fensteröffnungen und starrten auf die Straße herab.
Diese roten, widerlichen Teufel mit ihren Glatzköpfen und den Hörnern würden später angreifen.
Das Mädchen wurde nervös. »Ich finde es nicht!« flüsterte Arlette. »Verdammt, wo ist es?« In ihrer ersten Panik schüttelte sie den Geisterjäger durch, der alles mit sich gefallen ließ, da er bewußtlos war.
Und sie hörte das Klingeln.
Es war mehr ein Geräusch, als stieße Metall gegen Metall, und Arlette hatte es auch sofort lokalisiert. Zielsicher schob sie ihre Hand in die Seitentasche des Jacketts und lachte auf, als sie das Kreuz zwischen ihren Fingern hielt.
An der Kette zog sie es hervor.
Ihre Augen nahmen einen fremdartigen Glanz an. So schaute kein Mensch, auch dann nicht, wenn er triumphierte. Wieder ein Beweis dafür, unter welch einem Druck sich die junge Belgierin befand.
Aber sie hatte das Kreuz!
Genau schaute sie es sich an. Es pendelte vor ihrem Gesicht, sie sah auch die Blitze an den Enden und verspürte vor diesem Gegenstand eine instinktive Furcht.
Der Schauer auf ihrem Rücken ließ sich nicht mehr unterdrücken.
Man hatte ihr den Schwarzen Peter zugeschoben, gern tat sie es nicht, aber sie hängte sich das Kreuz um den Hals, denn sie war keine Dämonin, der das silberne Kruzifix etwas antun konnte.
Dann richtete sie sich ebenso langsam wieder auf, ging einige Schritte zurück und winkte.
Es war das Zeichen für die vier Teufel!
Sie verschwanden aus den Öffnungen, die wieder im Dunkeln lagen und so wirkten, als hätte es nie jemand gegeben, der in ihnen gestanden hatte.
Arlette zog sich weiter zurück. Sie hatte das Kreuz in ihrer Rocktasche verschwinden lassen. Gespannt beobachtete sie das Spiel der düsteren Wolken über dem Land.
Kein Blitz spaltete mehr die dunkle Wand. Sie war zu einer unheimlich wirkenden Dichte zusammengewachsen. Auch der Donner hielt sich zurück. Er wurde nur aktiv, wenn der Teufel die Mächte befehligte.
Eine beklemmende Stille hatte sich ausgebreitet und hielt die alte Komturei erfaßt.
Sie wurde erst von leichten Schritten unterbrochen, als die vier Teufel das Haus verließen.
Sie waren nicht so groß wie Menschen, dafür feuerrot, nackt, geschlechtslos und sahen sich so vorsichtig um, als würden in den Ecken und Winkeln Gefahren lauern.
Von vier verschiedenen Seiten setzten sie sich in Bewegung und schlichen auf den liegenden Menschen zu.
»Ihr könnt ihn nehmen und wegtragen!« rief Arlette über die leere Straße hinweg.
Die vier Helfer bückten sich. Sie hatten keine Hände wie normale Menschen, sondern ein
Weitere Kostenlose Bücher