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0440 - Odins Raben

0440 - Odins Raben

Titel: 0440 - Odins Raben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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orientieren. Wenn wir zuviel auf einmal versuchen, werden andere mißtrauisch. Der Junior des auf dem Weltmarkt mit Tendyke Industries Inc. konkurrierenden Möbius-Konzerns scheint etwas zu ahnen und läßt uns bespitzeln, wo immer das mit legalen Mitteln möglich ist.«
    »War das nicht die Firma, in der seinerzeit ein ERHABENER ins Topmanagement aufgestiegen war?« warf einer der Alphas ein.
    »Und prompt stellte er sich so dumm an, daß es ihn Kopf und Kragen kostete, ohne daß er auch nur den geringsten Teilerfolg erzielen konnte«, ergänzte ein anderer.
    »Wir brauchen Möbius nicht mehr«, sagte der ERHABENE kalt. »Mit den Firmen der Tendyke Industries stehen uns weit bessere Mittel zur Verfügung. Sehen Sie zu, daß Sie bis Ende dieses Jahres 75% der Produktionskapazität der Satronics für uns reservieren können. Die stahlverarbeitende Industrie…«
    »Ich kenne die Pläne«, sagte Riker unwirsch. »Ihr verschwendet meine Zeit, ERHABENER, sie noch einmal einzeln durchzukauen. Haltet Ihr mich etwa für dumm?«
    »Sie wissen, daß es von großer Bedeutung ist, daß das Projekt ordnungsgemäß verwirklicht werden kann. Wir haben schon viel zu lange gewartet. Dieser friedliche Zauderer Ted Ewigk hat damals wertvolle Zeit praktisch verschenkt. Wir aber brauchen jetzt jede Sekunde. Das Sternenschiff muß so schnell wie möglich gebaut werden.«
    »Natürlich«, sagte Rhet Riker. »Möglichst vorgestern gegen Mittag, nicht wahr? Aber leider sind Zauberkunststücke in der Marktwirtschaft nicht so ohne weiteres möglich. Ihr… ihr alle hier«, ergänzte er nach einem Rundblick zu den vier Alphas, »versteht vielleicht etwas von Magie und von Herrschaft. Aber damit läßt sich in der Industrie herzlich wenig anfangen, sonst wäre ich doch nicht in diese Spitzenposition bei Tendyke Industries gehoben worden, oder? Sonst würdet ihr doch alles allein machen!«
    »Das sind doch faule Ausreden, Riker!« fuhr der ERHABENE ihn an.
    Riker lächelte kalt. »Dann löst mich ab, ERHABENER!« sagte er. »Entfernt mich aus meiner Position und ersetzt mich durch einen anderen Manager. Und dann werdet Ihr sehen, daß auch der nur mit Wasser kocht… bitte! Ich gehe gern…«
    »Ja?« Plötzlich schien der Vokoder des ERHABENEN doch Gefühle ausdrücken zu können und Riker las darin gnadenlose Kälte und eine überheblich-spöttische Zufriedenheit. »Wirklich gern? Wissen Sie auch, daß es ein Gang in den Tod wäre?«
    Riker zuckte nicht mit der Wimper.
    »Ich brauche mich damit nicht zu belasten, weil Ihr offenbar mein Angebot, zu gehen und mich ersetzen zu lassen, nicht annehmt, weil Eure Antwort sonst anders ausgefallen wäre.«
    Draußen hatte Regen eingesetzt, der aber die Kuppel über der Plattform nicht berührte. Die Tropfen wurden von einer unsichtbaren Schutzsphäre vorher abgefangen. Der Himmel hatte sich verfinstert, die Wolkenballungen verdichteten sich ständig.
    »Sehen Sie zu, daß der Sternenkreuzer so schnell wie möglich gebaut wird«, verlangte der ERHABENE. »Es eilt. Die Zeit drängt.«
    Riker lächelte immer noch.
    »Vor tausend Jahren zog sich die Dynastie zurück. Tausend Jahre lang hat sie gewartet. Da wird es auf ein paar Monate oder Jahre auch nicht mehr ankommen«, erwiderte er gelassen. »Blinder Eifer schadet nur. Wir dürfen nichts überstürzen, aber sorgfältige Planung und sorgfältige Arbeit verlangen nun mal auch einen gewissen zeitlichen Spielraum. Wenn Euch das nicht paßt, ERHABENER, ist unsere Zusammenarbeit beendet, und das ist mein letztes Wort in dieser Angelegenheit.«
    Er erhob sich und ging zu seinem Materiesender, um sich zur Erde zurücktransportieren zu lassen.
    Er wußte, daß er so viele Punkte gemacht hatte, wie es nur eben möglich war.
    Er hatte dem ERHABENEM widerstanden und lebte noch. Der ERHABENE hatte gegen ihn diesmal eine ziemlich schlechte Figur gemacht…
    Aber das konnte einen Mann wie Rhet Riker nur freuen!
    ***
    Ted Ewigk erschauerte unwillkürlich, als er sah, wie nur einen halben Kilometer von ihm entfernt eine Felswand einfach abrutschte. Wie von einem scharfen, riesigen Messer abgetrennt, löste sich eine schätzungsweise zwanzig Meter breite Schicht ab, zerbröckelte förmlich zu kleinen Bruchstückchen und ging lawinenartig zu Tal. Der Stein dampfte, und ein seltsames Brausen, Zischen und Brodeln übertönte das Rauschen des Regens, der näher herankam und von Minute zu Minute stärker wurde. Die Tropfen, die anfangs nur vereinzelt in Teds Nähe

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