0440 - Odins Raben
darüber nachdenken, wie man Gäste behandelt, Nicole Duval.«
Sie bewegte die Lippen, brachte aber immer noch keinen Ton hervor. Erst als Merlin die Hand zurücknahm, konnte sie wieder sprechen.
»Seid ihr nur hier, um euch zu streiten?« knurrte Zamorra. »Das verdirbt mir die ganze Frühstückslaune. Nici, laß es gut sein. Ihr habt wohl beide heute euren schlechten Tag. Wenn Ted wirklich in Ash’Naduur ist, können wir zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Ich hole das Amulett, damit Merlin sich damit beschäftigen kann. Schlecht wäre es ja wirklich nicht, wenn er es wieder einsatzfähig machen könnte…«
Er nahm einen letzten Schluck Kaffee, erhob sich und verließ den Raum. Kopfschüttelnd durchmaß er Korridore und Treppen und erreichte sein Arbeitszimmer, in dem Nicole das Amulett abgelegt hatte. Er hätte es mit einem Gedankenbefehl zu sich rufen können - wenn es nicht so geschwächt gewesen wäre. Außerdem wollte er für ein paar Minuten Ruhe haben. Er konnte sich nicht erinnern, daß es jemals zwischen einem von ihnen und Merlin zu einem offenen Streit gekommen war. Eigentlich hätten sie beide jubeln sollen, daß der Zauberer und König der Druiden, wie man ihn zuweilen nannte, wieder erwacht war. Statt dessen stritt Nicole sich mit ihm über Belanglosigkeiten…
Zamorra schob es auf die Überraschung, den Streß und die Sorge um Ted Ewigk. Das alles konnte schließlich auch an einer Frau wie Nicole nicht spurlos vorübergehen.
Zamorra fühlte sich noch nicht wieder so fit, wie er es eigentlich hätte sein müssen, um ein Abenteuer wie das Bevorstehende zu durchleben. Aber dennoch war er entschlossen, nach Ash’Naduur zu gehen.
Immerhin bestand die Möglichkeit, Ted dort zu finden - und Merlins Andeutungen waren noch nie falsch gewesen.
Aber häufig orakelhaft und schwer durchschaubar…
***
Rhet Riker sah den ERHABENEN starr an. Er runzelte die Stirn. »Schwierigkeiten? Wie kommt Ihr darauf, Eminenz?«
Eine Hand des ERHABENEN ruckte hoch, einziges Zeichen leichter Verärgerung über die falsche Titulierung. Der Mann im Maßanzug fühlte sich plötzlich im Brennpunkt des Interesses der vier anderen Alphas. Vielleicht wagte keiner von ihnen diesen spöttischen Tonfall an den Tag zu bringen, wenn er mit dem ERHABENEN sprach!
»Nun, Riker, mir kommt es so vor, als mache Ihnen seit kurzer Zeit ein gewisser Zamorra Ärger…«
Diese Roboterstimme nervt mich! dachte Riker, sprach aber nicht aus, was er dachte. Statt dessen schüttelte er nur den Kopf.
»Sie haben Zamorra vorübergehend unter Beobachtung stellen lassen, Riker!« fuhr der ERHABENE fort.
»Und? Ist das verboten?« fragte Riker mit mildem Spott. »Wenn ich mich nicht irre, zählt Ihr einen gewissen Parapsychologen aus Frankreich, nämlich jenen Zamorra, zu Euren persönlichen Gegnern. Darf ich mir die Bemerkung erlauben, daß Ihr Zamorra anscheinend fürchtet und rot seht, sobald sein Name nur fällt, Euer Ehren? Ihr solltet Eure persönlichen Abneigungen nicht so sehr verallgemeinern. Wenn Ihr selbst es nicht schafft…«
»Riker!« unterbrach der ERHABENE und trat ein paar Schritte vor.
»… wenn Ihr es selbst nicht schafft, mit ihm fertig zu werden, solltet Ihr nicht annehmen, jeder andere hätte ebenfalls Schwierigkeiten! Die…«
»Riker! Schweigen Sie!«
Zwei Alphas waren von ihren Plätzen aufgestanden, aber ihnen war nicht anzusehen, auf wessen Seite sie standen. Bewunderten sie diesen dunkelhaarigen Mann wegen seiner Courage dem ERHABENEN gegenüber, oder verachteten sie ihn, weil er eine andere Ansicht vertrat und die lautstark bekannt gab?
»Die einzige Schwierigkeit, die ich sehe, bestand darin, daß man uns aus der Abteilung Schwefeldampf von den Kollegen aus der Tiefe einen Typen auf den Hals hetzte, der meinen Vorgänger mit Laseraugen killte, ERHABENER. Wäre es nicht Pflicht der Dynastie gewesen, meinen Vorgänger und auch mich vor diesem Dämon zu schützen?«
»Riker, ich lasse Sie…«
Da stand auch Riker auf. Nur ein paar Schritte war er noch vom ERHABENEN entfernt, den er fast um Kopfeslänge überragte. »Ihr laßt mich zuende sprechen, ERHABENER. Die Schwierigkeit, die Ihr seht, bestand in dem Laserdämon, ist aber längst keine Schwierigkeit mehr, weil Zamorra die Drecksarbeit getan und ihn beseitigt hat. Statt diesen Zamorra als Problemfall zu bezeichnen, solltet Ihr Euch lieber überlegen, ob man ihn nicht auch künftig ohne sein Wissen zu Eurem Werkzeug machen kann, so wie ich es getan
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