0440 - Odins Raben
hatte sie sich nicht vergewissert, daß Ted wirklich tot war, und zum anderen hatte sie seinen Machtkristall nicht zerstört, weil sie davon ausgegangen war, daß er ihn als Toter ohnehin nicht würde benutzen können.
Diesmal würde sie schlauer sein und nichts auslassen, das ihren Sieg festigte.
Vorsichtshalber hatte sie die Alphas fortgeschickt. Sie wollte keine Zeugen, wenn es zum Kampf zwischen ihr und Ted Ewigk kam. Sie wollte vermeiden, daß Ted den anderen während des Kampfes irgendwie mitteilte, welche Fehler Sara Moon seinerzeit begangen hatte - und daß er dabei auch noch sein Inkognito lüftete.
Aber jetzt, da sie allein war, fieberte sie ihm und der entscheidenden Auseinandersetzung entgegen. Warum tauchte er nicht endlich auf?
Sie begann mit ihrem eigenen Machtkristall einen schwachen Peilstrahl auszusenden. Ted Ewigk mußte den einfach bemerken, und ihm folgend würde er unweigerlich auf die schwebende Plattform über der Schlucht stoßen, und damit zugleich auch auf Sara Moon.
Sie erwartete ihn…
***
Zamorra und Nicole sahen sich an. »Und was nun?« fragte Nicole Duval, als Merlins Umrisse verblaßt waren.
»Wir machen uns reisefertig«, sagte Zamorra. Er wog das Amulett in den Händen. »Ich spüre die Energie darin. Kaum glaublich, daß Merlin es aufgeladen hat, nicht wahr?«
»Ich glaube fast immer noch, zu träumen«, sagte Nicole. »Und am liebsten würde ich ihn übers Knie legen wie einen ungezogenen kleinen Jungen. Taucht hier einfach auf und erteilt Aufträge, um anschließend spurlos wieder zu verschwinden…«
»Wenn nicht das Amulett aufgeladen worden wäre, würde ich annehmen, Sid Amos hätte uns eine Projektion ins Château geschickt«, sagte Zamorra. »Aber Freund Assi kann Merlins Stern selbst nicht aufladen. Also… mach dich landfein. Das Kleidchen dürfte für einen Aufenthalt in Ash’Naduur nicht gerade der richtige Aufzug sein. Wir werden außer dem Amulett noch den Dhyarra-Kristall mitnehmen. Mit allen anderen Zauberpülverchen und Gemmen dürften wir dort nicht viel ausrichten können. Und dann sehen wir zu, daß wir Ted herausholen…«
»Hoffentlich finden wir ihn überhaupt«, murmelte Nicole. »Er muß komplett wahnsinnig geworden sein, so etwas auf eigene Faust zu versuchen…«
Sie verließen den Frühstücksraum, um sich umzuziehen. Zamorra warf vom Korridor aus einen Blick aus dem Fenster zum verhangenen Himmel.
Unwillkürlich zuckte er zusammen.
Er sah zwei Raben über dem Château kreisen.
***
Der erwartete Aufprall, der ihn zerschmettern mußte, blieb aus. Es gab einen heftigen Ruck, und Ted Ewigk spürte, wie sein Fall jäh abgebremst wurde. Der Ruck nahm ihm fast die Besinnung. Irgendwie registrierte er, daß sich etwas um seinen Körper geschlungen hatte, und daß die Gefahr längst noch nicht beendet war.
Er kämpfte gegen Schmerz und Benommenheit an und sah, als er die Augen wieder aufriß und sich dazu zwang, zu denken, daß er nur noch etwa zwanzig Meter über dem Felsboden schwebte. Der war von Felsnadeln übersät, die wie die Stalagmiten einer Tropfsteinhöhle emporragten. Eiskalt überlief es ihn. Er wäre aufgespießt worden, wenn…
Aber dann sah er nach oben, und da sah es auch nicht viel besser aus. Auch da gab es nadelscharfe Zacken, nur bestanden die nicht aus Stein, sondern aus Zähnen.
Der riesige Rachen des Flugsauriers klaffte über ihm. Das Biest hatte Ted, der aus der Windhose geschleudert wurde, in der Luft erwischt!
Über diese Art von Rettung konnte der Reporter sich nicht freuen. Gefressen zu werden, gefiel ihm ebensowenig wie ein Absturz aus schwindelerregender Höhe in ein Feld von Stalagmiten.
Der gigantische Flugsaurier vollzog im nächsten Moment ein atemberaubendes Flugmanöver, das Teds Magen revoltieren ließ. Ihm wurde übel, als der Super-Pterodakylus eine Seitwärtsrolle in der Luft drehte und Ted in dem Moment aus seinen Krallen schleuderte, in welchem er genau über dem Ungeheuer war. Gleichzeitig bekam er einen Vorwärtsschwung verpaßt, und der Flugsaurier brauchte sein langes Schnabelmaul bloß aufzuklappen, um Ted damit aufzufangen.
Der Reporter zwang sich trotz seiner Übelkeit zum Handeln.
Er drehte sich in der Luft. Ihm war klar, daß es jetzt um sein Überleben ging, und er schaffte es, so von dem Schnabel erwischt zu werden, daß er in Längsrichtung hineinrutschte. So konnte das Ungeheuer ihn nicht querkant zerbeißen. Ted spreizte die Beine und erwischte mit seinem Aufprallschwung gleich
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