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0441 - Die Nacht der stillen Mörderin

0441 - Die Nacht der stillen Mörderin

Titel: 0441 - Die Nacht der stillen Mörderin Kostenlos Bücher Online Lesen
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Tagen ein paar Tobsuchtsanfälle«, erläuterte der uns begleitende Wärter. »Wir lassen Sie jetzt zu ihm hinein. Sie haben zehn Minuten Sprechzeit. Wenn er Ärger macht…«
    »Keine Sorge«, brummte ich. »Wir passen schon auf uns auf.«
    Die Riegel knackten, dann schwang die Tür auf. Vor uns lag die Todeszelle.
    Jack Nelson lag auf der Pritsche im grünen Drillichanzug der Hinrichtungskandidaten. Er hielt die Augen geschlossen. Der Raum war sparsam möbliert. Ein Tisch, ein Stuhl. Die Neonröhre an der Decke war durch Panzerglas gesichert.
    Der Gangster wirkte massig, ungeschlacht. Obwohl er reglos dalag, erinnerte er an eine Dynamitladung, bei der die Lunte schon angesteckt war.
    Ich zog mir den Stuhl heran und setzte mich rittlings darauf.
    »Hallo, Nelson!«
    Er öffnete die Lider einen Spalt und starrte mich aus verkniffenen Augen an.
    »Ich soll Sie grüßen«, sagte ich. »Von einem alten Freund!«
    Er schwieg und sah mich abwartend an.
    »Von Gorgonzola«, sagte ich.
    »Lügner«, grunzte er. »Ihr seid FBI-Bullen, das rieche ich. Mit euch Burschen verkehrt ein Typ wie Gorgonzola nur durch den Lauf eines Fünfundvierzigers.«
    »Da wäre ich nicht so sicher. Wir zerquetschen seine Hände jedenfalls nicht in Druckereipressen. Vielleicht rechnet er uns das an!«
    »Auf die Sache seid ihr also aus!«
    »Ja«, sagte ich.
    »Dachte mir doch gleich, daß eine Schweinerei dahintersteckt. Ihr seid wahrhaftig Witzbolde. Bildet euch ein, mich ausholen zu können!«
    »So ungefähr«, nickte ich.
    »Mann!« Er zog die Oberlippe zu einem Grinsen hoch, zeigte ein paar gelbgefärbte Zähne. »Woher habt ihr denn diese prächtige Idee? Aus dem Handbuch für Detektive?«
    »Nun«, sagte ich, »soweit ich informiert bin, haben Sie sich mit Gorgonzola nicht gerade gut verstanden.«
    »Pure Verleumdung«, grinste er. »Wir waren zwei Busenfreunde. Fallen Sie nur nicht auf das Geschwätz des Direktors herein. Der bildet sich ein, daß er die Flöhe husten hört, dabei husten die Flöhe in Blairfield gar nicht.«
    »Gorgonzola wird vermutlich den Tag, Ihrer Hinrichtung groß feiern. Er ist vor ein paar Tagen entlassen worden!«
    »Na und?«
    »Die Vorstellung könnte Sie vielleicht dazu bewegen, uns ein paar Informationen über Gorgonzola zu geben. Wir sind nämlich hinter ihm her!«
    Er richtete sich auf, starrte mich verblüfft an. Erst jetzt wurde seine ungeheure Körpermasse richtig deutlich. Ich konnte mir lebhaft vorstellen, wie er seine Mitgefangenen unter Druck gesetzt hatte.
    »Sie sind entweder ein großer Einfaltspinsel — oder ganz raffiniert. Ist das der Trick, mit dem Sie mich zum Singen bringen wollen?«
    »Das ist er«, nickte ich. »Ich bilde mir nicht ein, Ihnen etwas vormachen zu können, nicht in Ihrer Situation. Deshalb lege ich meine Karten offen auf den Tisch. Ich will Gorgonzola überführen, und ich glaube, daß Sie mir dabei helfen können!« - »Und warum sollte ich das tun?« schnaubte er. »Nur um Ihnen zu helfen?«
    »Sie hassen Gorgonzola!«
    »Und euch Bullen liebe ich, ja?«
    »Das glaube ich nicht. Aber ich sehe nicht ein, warum Sie das abhalten sollte. Sie haben ausgespielt, Nelson. Das wissen Sie auch. Selbst wenn Sie jetzt auspacken, wird Ihnen das nicht mehr helfen. Warum sollten Sie uns jetzt nicht ein paar Informationen über Gorgonzola geben? Ich würde das nicht von Ihnen erwarten, wenn er Ihr Freund wäre. Aber das ist er nicht. Er wird aller Voraussicht nach die Stunde, da Sie hingerichtet werden, mit Champagner begießen.«
    Ich wartete gespannt. Nelson war ein abgebrühter Verbrecher, der durch Hunderte von Verhören gegangen war. Er war mit Sicherheit auf Fangfragen eingestellt, hatte gelernt, daß hinter jeder harmlosen Frage eine Schlinge lauern konnte. Er war perfekt in der Technik, ein raffiniertes Kreuzverhör zu überstehen, und eben deshalb mußte es für ihn neu sein, wenn man offen heraussagte, was man wollte. Genau darauf spekulierte ich.
    »Gorgonzola würde…« Er brach ab, starrte mich wütend an. »Verdammt, beinahe hätten Sie es geschafft. Sie sind ja noch ausgekochter als der Untersuchungsrichter. Aber jetzt ist Schluß!«
    Er war mit einem Satz an der Gittertür und rüttelte an den Stäben.
    »Sergeant, schmeißen Sie die beiden ’raus. Ich kann die Bullen nicht mehr sehen. Bilden sich ein, mich verbraten zu können, mich, Jack Nelson!« Er brach unvermittelt in Gelächter aus, konnte sich überhaupt nicht mehr beruhigen, krümmte sich vor Lachen, daß ihm

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