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0441 - Die Nacht der stillen Mörderin

0441 - Die Nacht der stillen Mörderin

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sagte er dann.
    »Bocci!« sagte Phil sanft.
    »Sie meinen, weil mein Name da steht? Das besagt, daß der Riemen von mir ist und der Haken. Aber ich habe das Zeug nicht zu einer Prothese zusammengesetzt. Im Staate New York gibt es ein Gesetz, wonach die Herstellung von Prothesen behördlicher Zulassung bedarf — und die fehlt mir.«
    Aha, daher wehte der Wind.
    »Wie Sie das Ding verkauft haben, ist gleichgültig. Wir möchten den Kunden wissen!«
    Er sah mich an. Hinter dem Vergrößerungsglas trat sein linkes Auge unnatürlich groß hervor — trüb und grau.
    »Ich würde mich gern erinnern, Sir, gewiß würde ich das. Aber ich habe so viele Kunden! Ich kann es beim besten Willen nicht. Tut mir aufrichtig leid, Sir! Ich werde nachdenken, und falls es mir doch noch einfällt, gebe ich Ihnen Bescheid.«
    »Bocci, Sie interessieren uns ebensowenig wie Ihre sonstigen Kunden — falls Sie sich ausnahmsweise doch erinnern können. Falls nicht, müßten wir alle Ihre Kunden überprüfen!«
    »Ich habe keine Kundenlisten«, murmelte er schläfrig.
    »Aber wir haben Sie, Bocci! Spielen Sie uns kein Theater vor. Diese Prothese ist kaum benutzt — das sieht man an den Lederriemen, die fast neu sind. Sie haben sie also erst in der letzten Zeit verkauft. Wer war der Kunde, Bocci?«
    »Wie ich Ihnen schon sagte…«
    »Bocci«, sagte Phil, »wenn wir uns hier gründlich umsehen, finden wir vielleicht allerhand interessante Dinge.«
    »Ich habe nichts gegen eine Durchsuchung — falls Sie einen richterlichen Durchsuchungsbefehl haben«, sagte er, und seine Augen funkelten böse hinter den Brillengläsern. »Sie verdächtigen mich zu Unrecht. Ich bin ein einfacher Handwerker, der sich mit ehrlicher Arbeit durchschlägt.«
    »Bocci«, sagte ich, »wir brauchen diesen Kunden. Falls es Sie beruhigt — er braucht nicht zu erfahren, daß Sie unser Informant sind.«
    »Nun…« sagte er zögernd, »und dann schleppen Sie mich als Zeuge vor Gericht.«
    Phil grinste ihn an.
    »Das wäre Ihren Geschäften wohl abträglich, Sie einfacher und ehrlicher Handwerker!«
    »Wir tun es nicht, wenn es sich vermeiden läßt«, sagte ich. »Und ich glaube, es wird sich vermeiden lassen.«
    »Okay — ich sage Ihnen den Namen. Unter einer Bedingung.«
    »Das FBI nimmt keine Bedingungen an — das sollten Sie wissen.«
    »Damned«, rief er aufgebracht. »Es geht nicht um meine Geschäfte. Wenn ich Ihnen den Namen sage, riskiere ich Kopf und Kragen!«
    »Sie haben ja nette Kundschaft. Also passen Sie auf! Von uns erfährt er nicht, daß Sie gesungen haben. Und jetzt heraus mit dem Namen!«
    Er sah sich um, als fürchtete er, jemand könnte uns belauschen. Dann beugte er sich vor.
    »Gorgonzola«, flüsterte er.
    ***
    Das Zuchthaus Blairfield liegt dreißig Meilen nördlich von New York. Ein sechsflügeliger Bau, der die Form eines Sterns hat und von einer zwanzig Fuß hohen Betonmauer mit Stacheldrahtkrone und Wachtürmen umgeben ist. Blairfield hat fünfhundert Insassen, ausnahmslos schwere Jungs, von denen keiner weniger als zwei Jahre abzusitzen hat.
    Der Direktor empfing uns in seinem Büro, einem großen Raum im Verwaltungsbau, von dem aus man den Innenhof übersehen konnte. Eine Gruppe von Gefangenen in grauen Drillichanzügen absolvierte gerade einen Mittagsspaziergang.
    »Ja«, sagte der Direktor, »Gorgonzola hat seine rechte Hand verloren. Hier im Zuchthaus, während seiner Haftzeit. Deshalb ist in Ihren Unterlagen davon nichts erwähnt. Es steht aber in dem Abschlußbericht, den ich gestern an das FBI abgeschickt habe.«
    »Wie ist das passiert? Ein Unfall?« forschte ich.
    »Das ist die offizielle Lesart!«
    »Und wie sieht die Wahrheit aus?«
    »Wahrheit«, sagte der Direktor, »ist in Blairfield eine zweischneidige Sache. Die Sträflinge hier sind durchweg harte Brocken — sie mögen untereinander noch so verfeindet sein, uns gegenüber bilden sie immer eine geschlossene Front. Aber ich bin seit fünfundzwanzig Jahren hier. Ich habe in der Zeit einen sechsten Sinn für das entwickelt, was sich hier abspielt. Und meine Ansicht ist — es war kein Unfall!«
    »Was war es dann?«
    »Ein Andenken an seine Mitgefangenen. Wir haben hier im Haus unter anderem eine Druckerei, in der die Sträflinge arbeiten. Offiziell ist Gorgonzolas Hand in eine Druckpresse geraten. Unsere Maschinen sind aber modern und mit sämtlichen Sicherheitsvorkehrungen vorschriftsmäßig versehen.«
    »Nun — das schließt einen Unfall doch keineswegs

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