0442 - Entführt ins Nichts
die sich nicht ganz unähnlich sind.«
Ted preßte die Lippen zusammen. Er hatte Laurin, den Zwergenkönig, der über einen Kraftgürtel verfügte, welcher ihn unbesiegbar machte, und der eine Tarnkappe besaß, die ihn unsichtbar werden ließ, immer für eine Legende gehalten, für eine Sagengestalt ohne realen Hintergrund. Auch, wenn Zamorra und Michael Ullich einmal Alberich, den Zwergenkönig, der den Nibelungenschatz hütete, kennengelernt und Ullich eine zeitlang Alberichs Tarnkappe besessen hatte. »Nacht und Nebel, niemand gleich…« Das war der Zauberspruch gewesen, der der Tarnkappe ihre Wirksamkeit verlieh.
Aber dann hatte Zamorra ihm von seinem Besuch in Laurins Reich erzählt. Auch Teri Rheken, die Silbermond-Druidin, war bei Laurin gewesen. Und sie hatten dem Zwergenkönig geholfen, hatten sich ihn ihnen verpflichtet. Und seinem Bekunden nach hatte Laurin einer zukünftigen Zusammenarbeit, so sie sich ergab, durchaus positiv gegenübergestanden…
Seitdem wußte Ted, daß Laurin mehr als nur eine Legende war.
Und bei Laurin hatte Odin jetzt Zuflucht gesucht?
»Das ist ja interessannt«, murmelte der Reporter. »Du hast nicht zufällig Lust, mich in Laurins Reich zu bringen, damit ich mich mit Odin unterhalten kann?« Immerhin hatte der Ase Teds Machtkristall!
»Warum nicht?« fragte Ted. »Verlangst du eine Bezahlung dafür? Oder willst du mir den Gefallen nicht tun, weil ich deinen Beteuerungen nicht glauben will und kann, du wärest geläutert? Weil du mich für deinen Feind hältst?«
Sid Amos lachte spöttisch. »Das ist es nicht«, sagte er.
»Was dann?«
»Odin und wir… also Merlin und ich, wir kennen uns. Wir schätzen uns gegenseitig ob unserer magischen Qualitäten. Aber wir mögen uns nicht. Wir gehen uns aus dem Weg. Und deshalb werde ich dich nicht dorthin bringen, wo Odin ist. Aber du kennst doch den Weg zu Laurin.«
»Zum Rosengarten.«
»Ja.«
»Ich kenne den Weg zu den Felsen, die im Alpenglühen wie ein Rosengarten aussehen, aber den Weg hinein… ? Den bin ich noch nicht gegangen.«
In Südtirol, oberhalb von Bozen und hoch über der Etsch, war dieses Bergmassiv, und erst vor ein paar Jahren waren noch Bergsteiger daran gescheitert, kletternd den ›Rosengarten‹ zu erreichen. Zamorra und Teri Rheken hatten es damals auf magische Weise geschafft. Aber dieser Weg stand Ted Ewigk selbst nicht zur Verfügung.
»Es ist dein Problem. Du willst zu Odin, also finde den Weg«, sagte Amos. »Ansonsten: Du magst mich nicht, und mit Leuten, die mich nicht mögen, mag ich mich nicht aufhalten. Ich habe Wichtigeres zu tun.«
Und ehe Ted begriff, wie ihm geschah, versetzte Amos ihn über den ›kurzen Weg‹ nach Rom!
Von einem Moment zum anderen wechselte die Umgebung!
Amos selbst war nicht mitgekommen. Er hatte Ted allein hinausgeschleudert. Ein Rauswurf, wie der Reporter ihn bisher noch nicht erlebt hatte. Nicht einmal in ähnlicher Form beruflich.
Von einem Augenblick zum anderen war Caermardhin unendlich weit entfernt. Ted erkannte seine Umgebung. Er befand sich vor der Grundstückszufahrt zu seiner Villa am Nordrand Roms.
Leise pfiff er durch die Zähne.
Amos wußte also, wo Ted Ewigk, der sich während der Zeit des Versteckspiels vor Sara Moon als Bürger Roms, als der reiche Teodore Eternale getarnt hatte, seine Zelte aufgeschlagen hatte!
Warum hatte Amos ihn dann draußen an der Straße abgesetzt? Warum nicht auf dem Grundstück oder sogar in der Villa, die Ted ›Palazzo Eternale‹ genannt hatte?
»Weil das Grundstück über eine M-Abwehr verfügt«, murmelte Ted. Nach Zamorra’schem Vorbild hatte er das Anwesen mit einem weißmagischen Schutzschild umgeben, der Palazzo Eternale wie Château Montagne kuppelförmig umschloß und jedes Wesen, das irgendwie mit Schwarzer Magie zu tun hatte oder gar schwarzblütig war, abstieß. Kein Dämon oder Dämonendiener vermochte diese Abschirmung zu durchdringen. Die M-Abwehr war todsicher. Tödlich für die Dämonen.
Wenn Amos Ted deshalb vor dem Grundstück abgesetzt hatte - dann bedeutete das für Ted, daß Amos die M-Abwehr nicht durchdringen konnte.
Was wiederum die Folgerung nach sich zog, daß Amos nach wie vor schwarzmagisch und damit teuflisch war.
Teufel bleibt Teufel…
Über diesen Syllogismus war Ted Ewigk alles andere als froh. Aber er konnte nicht hoffen, sich zu irren.
Doch immerhin - von Rom aus war er dem Rosengarten weitaus näher als von Wales. Von Rom nach Bozen zu gelangen, war ein Weg von nur
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