Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0442 - Entführt ins Nichts

0442 - Entführt ins Nichts

Titel: 0442 - Entführt ins Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
ein ziemlich trockenes Gemisch zusammengerührt, dessen Menge etwa auf zwei Eßlöffel gepaßt hätte. Er betrachtete es zufrieden.
    »Das müßte reichen«, sagte er.
    »Und wenn es nicht wirkt? Oder wenn es zu stark wirkt, oder Nebeneffekte erzeugt, mit denen du nicht rechnest?«
    »Es wird diese Nebeneffekte nicht geben«, sagte er. »Ich habe erst vor kurzem von diesem Gemisch gelesen, als wir im Château waren und ich ein wenig Zeit hatte, mich um alte Schriften zu kümmern. Ich habe das Rezept noch exakt im Gedächtnis, bis in jedes Detail. Irgendwie muß ich es mir unterbewußt eingeprägt haben, um im Falle eines Falles nicht ganz hilflos zu sein. Und in unserem Zauberköfferchen wären sogar sämtliche nötigen Substanzen vorhanden gewesen.«
    »Na schön«, sagte Nicole. »Aber ich traue diesem Zeug nicht über den Weg.«
    »Du brauchst es auch nicht zu schlucken«, sagte Zamorra. »Dich brauche ich als eine Art Eingreifreserve. Ich werde mich nämlich in Trance versetzen müssen. Fahren wir los. Es kann nicht mehr weit sein.«
    Nicole fuhr jetzt etwas schneller. Bald schon bekamen sie eine flüchtige Ahnung, weshalb der Polizeiwagen rotlichtblinkend davongerast war. Vor ihnen zeichnete sich zähflüssiger Verkehr mit Stau-Tendenz ab, und hinter ihnen näherte sich ein Ambulanzfahrzeug. Nicole ließ den Krankenwagen vorbei. Gleichzeitig stellte sie fest, daß sie nur noch eine Meile von der ominösen Stelle entfernt waren, an der sich das nächtliche Geschehen abgespielt hatte. Die Meilenangaben am Straßenrand wiesen darauf hin.
    »Mein lieber Chef, ich habe das dumpfe Gefühl, daß sich da schon wieder etwas abgespielt hat«, sagte Nicole düster.
    Zamorra hatte inzwischen sein Zaubergemisch geschluckt. Noch hatte er sich nicht in Trance versetzt, aber irgendwie schien es bereits zu wirken. »Da war ein Licht«, sagte er leise. »Sie waren wieder da, und sie haben etwas zurückgelassen.«
    Nicole hob die Brauen. »Und du bist da absolut sicher?«
    »Ich spüre es«, sagte er. »Und ich glaube, dieses Zeug wirkt tatsächlich schon und bringt mein Zeitempfinden durcheinander.«
    »Wieso?« fragte Nicole mißtrauisch. Zamorra hatte ihre Vermutung in Worte gekleidet. Und in seinen Worten sah sie ein Risiko für ihn, das er besser nicht hätte eingehen sollen.
    »Vorhin, als ich wußte, wo der Glücksklee wuchs… das war dasselbe Gefühl wie jetzt gerade. Ich glaube, dieses Zauberzeugs wirkt mittels einer Art Zeitverschiebung bis in die Vergangenheit.«
    »Eine Art selbsterfüllende Prophezeihung, wie?« Nicole ging vom Gas. Sie erreichten das Ende der Fahrzeugschlange, die sich nur noch zäh vorwärts quälte. »Siehst du auch, was künftig passiert?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht. Wenn, dann verstehe ich nicht, die Eindrücke zu deuten.«
    »Du hättest das Teufelszeug nicht einnehmen sollen.«
    Zamorra schwieg.
    Wenig später sahen sie vor sich einen Wagen auf dem Feld stehen. Auf dem Mittelstreifen parkte der Polizeiwagen, dessen Rotlichter immer noch blinkten. Der Stau löste sich allmählich auf. Der Ambulanzwagen war auf die andere Straßenseite gefahren. Dort unterhielten sich die Polizeibeamten mit einigen Männern, und eine Trage wurde soeben in den Krankenwagen verladen.
    Und dann sah Zamorra vor ihnen den großen schwarzen Fleck auf dem Straßenbelag. Hinter ihnen den Brandfleck auf dem Mittelstreifen bemerkte er erst jetzt, als er sich umwandte. »Wir sind da«, sagte er.
    Nicole nickte. »Sicher, aber wir werden noch ein bißchen weiter fahren und dann umdrehen. Glaubst du, ich stoppe jetzt unter den Augen der Polizei ab?«
    Zamorra verzog das Gesicht. Etwas drängte ihn, die Wirkung der Mixtur zu nutzen, ehe sie möglicherweise wieder verflog, aber er sah auch widerwillig ein, daß Nicole recht hatte. Sie hatten heute schon genug Ärger gehabt; man mußte ihn nicht noch zusätzlich herbeirufen.
    Wenig später verengte sich der Highway von vier auf zwei Fahrspuren. Und dann dauerte es noch einmal über fünfzehn Kilometer, bis sie einen Campingplatz erreichten und eine Chance bekamen, zu wenden. Vorhin hatte Nicole nicht über den breiten Grünstreifen rollen wollen, und später war die Straße für ein einfaches Wendemanöver zu schmal gewesen. Aber rangieren war zu riskant; durch den Beinahe-Stau war das Verkehrsaufkommen hier so hoch und die Fahrzeuge so gedrängt, daß kaum Platz und Gelegenheit zum Wenden blieb.
    Jetzt schwammen sie im Strom zurück. Mehr und mehr löste

Weitere Kostenlose Bücher