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0442 - Stets, wenn er die Peitsche nahm

0442 - Stets, wenn er die Peitsche nahm

Titel: 0442 - Stets, wenn er die Peitsche nahm Kostenlos Bücher Online Lesen
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Mund. »Da ist nicht viel zu holen. Eine gute Seele, die zwar Percy Stouts Lieblingskäse kennt und den Kaffee genauso kocht, wie er ihn haben will, die aber versagen muß, sobald sie Angaben über Percy Stouts Denken und Handeln machen soll.«
    »Was schlägst du vor?«
    »Unterhalten wir uns einmal mit seinem Arbeitgeber!« meinte Phil.
    »Wer ist das?«
    »Ronny Drummond. Ein Ex-Buchmacher, der insgesamt vier Nachtlokale betreibt. Drummond steht in Verdacht, an Murelli gewisse Schutz- und Konzessionsgebühren zu zahlen; der übliche Syndikatstribut. Überführen konnten wir bisher weder Murelli noch Drummond.«
    »Wo wohnt Drummond?«
    »In Long Island. Vielleicht ist es besser, wir rufen vorher bei ihm an.«
    »Davon halte ich nicht viel. In welchem seiner Lokale ist er abends anzutreffen?« fragte ich. »Im ,Straight Forward'?«
    »Das vermute ich. Es ist sein größtes und interessantestes Etablissement — und sein teuerstes.«
    »Okay, genehmigen wir uns auf Kosten des Staates zwei Whiskys in dem Laden! Ich hoffe doch, du hast außer den durchlöcherten Schuhen noch ein weiteres Paar für Repräsentationszwecke?«
    Phil grinste. »Sicher«, sagte er. »Eigens für den Zweck angeschafft, daß ich mal mit dir ausgehe. Ich kann doch keinen Mann blamieren, der einen Jaguar fährt!«
    »Sehr umsichtig!« lobte ich. Wir fuhren los. Mir fiel ein, daß »Killer« Canzello in der Nähe wohnte. »Wir haben noch etwas Zeit«, sagte ich. »Das ,Straight Forward' wird kaum vor neun Uhr abends öffnen. Was hältst du von einer kleinen Konversation mit Canzello?«
    Phil ballte unwillkürlich die Fäuste. »Ich hasse Schlägereien«, sagte er, »aber ich wünsche, ich könnte Canzello mal in eine Argumentation rechter und linker Haken verwickeln!«
    »Vorsicht, mein Lieber«, sagte ich. »Darin ist er selber Sonderklasse. Und außerdem liebt er die Peitsche.«
    »Na und? Er würde sie gar nicht erst in die Hand bekommen.«
    »Abwarten!« ärgerte ich Phil.
    Canzello war zu Hause.
    Er bewohnte eine kleine Zwei-Zimmer-Wohnung am Kissena Park. Das Apartment befand sich in der dritten Etage eines neuen Gebäudes und hatte einen großen Balkon zum Park. Canzello empfing uns in Blue-Jeans und einem T-Hemd. Die saloppe Aufmachung brachte die Vorzüge seines muskelstrotzenden Körpers gut zur Geltung.
    »Ich habe mit Ihrem Besuch gerechnet«, meinte er grinsend. »Nur immer hereinspaziert! Sie haben Glück — mir ist gerade mein Lieblingsgin geliefert worden. Den müssen Sie unbedingt mal probieren. Zehn Jahre alt! Er hat genau die richtige Reife.«
    Canzellos Wohnzimmer machte einen unaufgeräumten und schlampigen Eindruck; man hatte das Gefühl, daß er sich schon vor Wochen mit seiner Reinmachefrau gestritten hatte. Auf dem rechteckigen Clubtisch stand eine geöffnete Flasche Gin.
    »Setzen Sie sich doch«, sagte Canzello in heiterer Stimmung. »Ich hoffe, Sie stören sich nicht an meiner Aufmachung. Zu Hause liebe ich die Gemütlichkeit.«
    »Und die Peitsche«, ergänzte Phil und deutete auf ein Utensil, das ein Zwischending von Peitsche und Rundstrick war. Es lag auf der breiten abgeschabten Couch.
    Ohne mit der Wimper zu zucken, sagte Canzello höhnisch:
    »So hat eben jeder seine bevorzugte Methode. Das FBI hat damit doch nichts zu tun, oder?« Er nahm die Peitsche in die Hand und stellte sich vor mich. Langsam kam ich aus dem Sessel hoch. Canzello wich keinen Schritt zurück. Plötzlich rief er: »Jane!« Ich sah mich verdutzt um. Hinter mir öffnete sich eine Tür, und eine Frau betrat das Zimmer. Ich sah auf den ersten Blick, daß sie geweint hatte, und ich sah auch die Ursache: Vom Haaransatz bis zum Kinn, quer über der rechten Wange, liefen drei fingerdicke Striemen, die nur von der Peitsche herrühren konnten. Verschüchtert kam die Frau näher. Sie sah etwas verlebt aus, hatte mattes schwarzes Haar und stumpfe Augen, die auch durch den Tränenschimmer nicht aufgehellt wurden.
    »Die Gents sind scharf darauf zu sehen, wie ich mit der Peitsche umgehe«, erklärte er zynisch. Dann wandte er sich mir zu: »Das ist Jane, Mr. Cotton. Sie hat mich gestern abend hereinlegen wollen. Und da habe ich es ihr gegeben. So — sehen Sie, Cotton, so habe ich…«
    Er hatte schon ausgeholt, sich halt umgedreht. Als er den Arm zurücknahm, um mit Wucht schlagen zu können, hielt ich ihm den Arm fest.
    Blitzschnell hatte er sich wieder mir zugekehrt, sich losgerissen und zugeschlagen. Die Peitsche traf mich an Rücken und Schulter.

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