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0442 - Stets, wenn er die Peitsche nahm

0442 - Stets, wenn er die Peitsche nahm

Titel: 0442 - Stets, wenn er die Peitsche nahm Kostenlos Bücher Online Lesen
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Der Schlag schmerzte stark, die Haut brannte höllisch. Ich biß die Zähne zusammen.
    »Genau darauf habe ich gewartet, Mr. Cotton. Daß Sie hier zu mir in die Wohnung kommen und den starken Mann spielen. Aber nicht mit Canzello, hier mache ich, was ich will. Wenn es Ihnen nicht gefällt, dann gehen Sie.«
    Ich schwieg, ging aber noch einen halben Schritt auf ihn zu. Er muß die Tränen des Schmerzes in meinen Augen gesehen haben, denn ich sah ihn schadenfroh grinsen. Ich beobachtete seine Augen ganz genau, um dort den nächsten Schlag ablesen zu können, aber dann sah ich ihn schon im Ansatz. Ich stürzte vor, entriß ihm die Peitsche und schlug einmal zu. Das reichte.
    In diesem Moment klingelte es an der Wohnungstür. Laut, fordernd und sehr dringlich.
    Canzello blickte mich haßerfüllt an. »Machen Sie ruhig auf«, sagte ich. Als er hinausging, schloß ich hinter ihm die Tür. Ich glaubte nicht, daß er einen Trick wagen würde.
    Die Frau stand wie versteinert im Zimmer, sie starrte auf ihre Schuhspitzen.
    Ich merkte, wie Phil lauschte. Draußen war nichts zu hören. Wen empfing Canzello?
    Die Stille war einfach unnatürlich. Warum wurde nicht gesprochen?
    Dann ertönte ein langgezogenes scharfes Geräusch — so, als risse jemand einen Stoffetzen in der Mitte durch. Fast unmittelbar darauf ertönte ein schwerer dumpfer Fall.
    Im Nu waren Phil und ich auf den Beinen. Wir stürmten in die Diele.
    Canzello lag auf dem Boden.
    Er krümmte sich mit angespannten Muskeln. Plötzlich wurde sein Körper seltsam schlaff. Er rollte auf den Rücken und streckte die Arme weit von sich.
    Erst jetzt sahen wir den Messergriff. Er ragte genau in der Höhe des Herzens aus Canzellos Körper.
    ***
    Phil war mit wenigen Schritten an der offenstehenden Wohnungstür. Der Fahrstuhlschacht lag genau in seinem Blickfeld. Die optischelektrische Anzeige wechselte rasch: 2 — 1 — Groundfloor. Der Mörder war im Erdgeschoß angelangt. Phil raste durch die Diele und das Wohnzimmer zum Balkon. Er hoffte, den Mörder beim Verlassen des Hauses zu sehen und vielleicht zu erkennen.
    Ich kniete mich neben Canzello auf den Boden.
    Canzello umkrallte mit der rechten Hand eine leichte Windbluse aus Nylon. Hinter mir hörte ich einen unterdrückten Schrei. Die Frau hatte Canzello gesehen.
    Es war leicht, das Geschehen zu rekonstruieren. Canzello hatte die Tür geöffnet. Der Täter hatte offenbar sofort zugestoßen. Canzello war in die Diele getaumelt, hatte nach einem Halt gesucht und sich an die Windbluse geklammert, die in der Garderobe an einem Haken hing. Dabei war der Aufhänger vom Kragen gerissen worden, und Canzello war mitsamt der Windbluse zu Boden gestürzt.
    Ich bin kein Mediziner, aber ich habe schon genug Wunden gesehen, um zu erkennen, daß Canzello nicht mehr geholfen werden konnte. Er stöhnte leise, schon von den Nebeln beginnender Bewußtlosigkeit bedrängt.
    Ich beugte mich über ihn und versuchte, seinen starr werdenden Blick zu bannen. »Wer war es?« fragte ich.
    Canzello schluckte. Er öffnete den Mund und bewegte die trocken gewordenen Lippen. Ich sah, daß er ein zweisilbiges Wort äußern wollte, aber mehr vermochte ich nicht festzustellen.
    Im nächsten Moment rollte Canzellos Kopf zur Seite. Er war tot.
    ***
    In diesem Moment kam Phil aus dem Wohnzimmer zurück. Er sah sofort, was geschehen war, und blieb abrupt stehen.
    Ich erhob mich. Schweigend musterten wir den Toten. »Ich rufe das Morddezernat an«, sagte Phil leise.
    Die Frau schluchzte leise. »Wer sind Sie?« fragte ich.
    »Jane Deila«, antwortete sie flüsternd. »Ich war seine Freundin.« Sie sah sehr ängstlich aus. Ich glaubte nicht, daß sie sehr viel über Canzello wußte.
    »Seit wann kannten Sie ihn?« wollte ich wissen.
    »Seit acht Tagen.«
    Neben der Lifttür fand ich eine Packung Streichhölzer. Es war ein Werbegeschenk mit dem Aufdruck eines Nachtlokals.
    Das Lokal hieß »Straight Forward«.
    Ich stieß einen dünnen Pfiff aus. Der Zusammenhang war klar. Es konnte mit Sicherheit angenommen werden, daß der Mörder die Schachtel zwischen die Lifttür geklemmt hatte. Auf diese Weise war es ihm gelungen, den Lift in der Etage zu behalten. Bei der überstürzten Flucht hatte er sich nicht die Mühe gemacht, die Schachtel aufzuheben.
    Ich ging zurück in die Wohnung.
    Phil kam mir entgegen. »Erledigt«, sagte er.
    »Sieh dir das mal an«, sagte ich und hielt ihm die Packung Streichhölzer unter die Nase. »Das lag draußen am Lift…«
    Er begriff

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