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0442 - Stets, wenn er die Peitsche nahm

0442 - Stets, wenn er die Peitsche nahm

Titel: 0442 - Stets, wenn er die Peitsche nahm Kostenlos Bücher Online Lesen
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halben Jahr verlobt und blickte, wie mir die Zimmerwirtin versicherte, kein Mädchen an — seine Liza ausgenommen.«
    »Sagtest du Liza?«
    »Liza Goddenham — so heißt das Mädchen. Ich habe mir ein Foto von der Kleinen verschafft. Vorsichtshalber. Es stand in Stouts Zimmer. Ein hübscher Käfer. Prototyp des netten Collegegirls.« Er schaute auf die Uhr und nahm die Füße vom Schreibtisch. »Ich werde mir die Kleine mal vornehmen. Sie wohnt ebenfalls in Queens.«
    »Du wirst sie nicht antreffen«, sagte ich.
    »Wieso?«
    »Sie ist nicht zu Hause. Das Mädchen wurde heute morgen ebenfalls entführt.«
    Phil starrte mich an. »Das passiert selten«, murmelte er.
    »Was«, fragte ich und hob die Augenbrauen.
    »Daß du falsch informiert bist!« sagte er. »Liza Goddenham ist zu Hause. Ich habe vor zehn Minuten mit ihr telefoniert. Sie erwartet meinen Besuch!«
    ***
    »Das wirft mich auf die Matte«, sagte ich. »Kann ich das Foto mal sehen?«
    Phil öffnete die Schreibtischschublade. »Bitte«, sagte er. »Es ist vor drei Monaten gemacht worden.«
    Ich warf nur einen kurzen Blick auf das Bild. »Das ist sie«, sagte ich.
    »Sicher ist sie das. Was ist das für eine Story mit ihrer angeblichen Entführung?«
    Ich ließ mich vom Schreibtisch gleiten. »Das erzähle ich dir auf der Fahrt nach Queens«, sagte ich. »Wenn du nichts dagegen hast, komme ich mit. Liza und ich sind alte Bekannte.«
    »Du kennst wohl jedes hübsche Mädchen, was?«
    »Jedes, das zu kennen sich lohnt«, sagte ich zweideutig und marschierte zur Tür.
    Es war genau achtzehn Uhr zwanzig, als wir im Stadtteil Queens vor dem Hause Yellowstone Road 417 aus meinem roten Flitzer kletterten und die neunstöckige Gebäudefassade kritisch musterten. »Genauso habe ich mir ihr Heim vorgestellt«, sagte ich. »Sauber und bürgerlich.«
    Wir fuhren mit einem Lift, der fortwährend nörgelnde Geräusche verursachte, in die fünfte Etage und klingelten dort wenig später an der Tür einer gewissen Eunice Ellison. Unter dem auf Hochglanz polierten Messingschild war ein kleines Kärtchen mit Liza Goddenhams Namen angebracht.
    Liza öffnete die Tür. Als sie mich sah, wurden ihre Augen groß und schreckensstarr.
    »Phil Decker«, stellte sich mein Freund vor. »Das ist Mr. Cotton, mein Kollege.«
    Liza legte die Hand auf den Mund. »Lieber Himmel!« flüsterte sie kaum hörbar. Dann trat sie zur Seite und gab den Weg ins Wohnungsinnere frei. »Darf ich vorangehen?« fragte sie verwirrt, nachdem sie die Tür hinter uns geschlossen hatte. Wir folgten ihr quer durch die Diele in ein mäßig großes Zimmer. Auf einem Schreibsekretär stand in einem Silberrahmen das Foto von Percy Stout.
    »Wollen Sie nicht Platz nehmen, bitte?« fragte Liza.
    Wir nahmen auf der Couch Platz, Liza setzte sich uns gegenüber in einen Armlehnstuhl. Zwischen uns stand ein runder Tisch. Auf dem Tisch lag ein Buch von Galsworthy. Es war genau die Art von Lektüre, die man bei Liza Goddenham vermutete.
    »Seit wann sind Sie wieder zu Hause?« erkundigte ich mich.
    Liza Goddenhams Wangen röteten sich. »Ich bin vor einer Stunde zurückgekommen.«
    »Sie haben natürlich Anzeige erstattet?«
    »Nein«, sagte das Mädchen.
    »Warum nicht?« wollte ich wissen. »Sie sind doch entführt worden.«
    Liza vermied es, mich anzusehen. »Das war ein Irrtum. Eine Verwechslung.«
    »Ah, tatsächlich?« fragte ich. »Ist Ihnen bekannt, daß sämtliche Reviere und Kriminalbeamte nach Ihnen Ausschau halten? Ich meine, es wäre kein übler Gedanke, die Polizei davon zu unterrichten, daß die Suche aufgegeben werden kann. Nicht minder schlecht ist die Idee, mit Hilfe Ihrer Angaben die Entführer zur Strecke zu bringen.«
    »Ich möchte nichts mehr damit zu tun haben«, sagte sie.
    »Warum?«
    »Das wissen Sie ganz genau!« meinte sie und schaute mich an. »Ich habe Angst. Man hat mir versprochen, daß ich nicht mehr belästigt werde, wenn ich den Mund halte. Selbst auf die Gefahr hin, daß Sie mich nicht verstehen, möchte ich über das Erlebte nicht sprechen.«
    »Okay«, sagte ich. »Aber wie stellen Sie sich dazu, daß auch Ihr Verlobter entführt wurde?«
    »Das glaube ich nicht«, murmelte das Mädchen kaum hörbar.
    »Mr. Stouts Wirtin hat Anzeige erstattet«, mischte sich Phil ein. »Es ist zu einer Schlägerei gekommen zwischen Mr. Stout und zwei jungen Männern. Anschließend wurde Mr. Stout mit einem Wagen ab transportiert.«
    »Wie schrecklich!« hauchte das Mädchen. Ich beobachtete, wie sie

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