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0442 - Stets, wenn er die Peitsche nahm

0442 - Stets, wenn er die Peitsche nahm

Titel: 0442 - Stets, wenn er die Peitsche nahm Kostenlos Bücher Online Lesen
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Whisky zwischen den Fingern. Er plauderte mit einer Aschblonden, die grünlich schimmernde Augen hatte und ein schulterfreies Cocktailkleid trug.
    Das Mädchen stand hinter dem Bartresen und beteiligte sich an der Unterhaltung mit der professionellen Liebenswürdigkeit, die zur Grundausrüstung jeder Barfrau gehört.
    Ich schob mich neben Phil auf einen freien Barhocker. »Hi, Kid«, sagte Phil, offenbar gutgelaunt. »Darf ich dir Jane vorstellen?«
    Jane schaute mich an, als wäre ich für sie die Entdeckung des Jahrhunderts. Sie lächelte verheißungsvoll und brachte ein rauchig klingendes »Hallo« zustande, das ungefähr so sexy war wie die Monroe in ihren besseren Tagen. »Hi«, gab ich zurück.
    »Was kann ich für Sie tun?« wollte sie wissen.
    »Eine ganze Menge«, sagte ich. »Ich brauche eine Adresse.«
    Phil lachte. »Gib dir keine Mühe. Sie ist verlobt und sagt keinem, wo sie wohnt.«
    »Wirklich ein Jammer«, meinte ich. Ich blickte Jane an. »Wo wohnt Hutchinson?«
    Ich fand, daß sich das Grün ihrer Augen leicht verdunkelte. »Guy Hutchinson?«
    »Genau.«
    »Was wollen Sie von ihm?«
    »Nur ein paar Auskünfte.«
    »Er hat ein hübsches Haus in Wildwood, Long Island. Broad View Lane 67.«
    »Gutes Gedächtnis, Jane. Ich werde Guy besuchen. Kommst du mit, Phil?« Er griff seufzend in die Tasche. »Habe ich mich schon jemals dem Ruf der Pflicht entzogen?« Lächelnd wandte er sich an das Girl. »Wie tief stehe ich in Ihrer Schuld?«
    »Mit zwei Dollar fünfzig können Sie alles wiedergutmachen«, meinte sie.
    Phil zahlte. Wir trollten uns. Als wir in meinem Flitzer saßen und auf den Queens Midtown Tunnel zusteuerten, erklärte ich Phil, was geschehen war.
    »Was hoffst du in vierundzwanzig Stunden zu erreichen?« fragte er. »Ich fürchte, die kleine Goddenham ist fällig.«
    Ich schwieg. Ich wußte nicht, ob es richtig war, die Verhaftung des Mädchens noch herauszuzögern.
    »Was versprichst du dir von dem Besuch bei Hutchinson? Das ist doch ein Schuß ins Blinde!«
    »Manchmal bricht bei mir die Spielernatur durch«, sagte ich.
    »Es ist ziemlich spät«, meinte Phil und blickte auf die Uhr. »Und es wird noch später sein, wenn wir in Wildwood eintreffen —«
    Er hatte natürlich recht. Es war eine Stunde vor Mitternacht, als ich vor dem Grundstück Broad View Lane 67 hielt.
    Wir parkten den Jaguar unter einer Laterne und turnten auf die Straße. Das Haus war von einem mit Bäumen und Büschen bestandenen Park umgeben; wir konnten nur die Konturen des Daches sehen. Im Haus brannte nirgendwo Licht.
    »Der Bursche pennt schon«, sagte Phil. »Wir hätten uns telefonisch anmelden sollen!«
    »Ich hoffe, er hat Sinn für dramatische Überraschungen«, sagte ich und ging mit Phil . über einen weißen, knirschenden Kiesweg auf das Haus zu. Es war ein einstöckiges Gebäude, das völlig im Dunkel lag und pseudoviktorianische Stileinflüsse zeigte. Wir landen den Eingang und suchten die Klingel. In diesem Moment sagte Phil erstaunt: »Hoppla — die Tür ist ja ollen!«
    »Ein guter Grund, einzutreten«, sagte ich. »Wir müssen die Bewohner 'auf das Versäumnis hinweisen —«
    »Laß uns erst mal klingeln«, schlug Phil vor. »Oder willst du dir nachsagen lassen, unter einem billigen Vorwand Hausfriedensbruch begangen zu haben?«
    Ich drückte auf den Klingelknopf. Gespannt starrten wir in das Dunkel, das sich hinter der halb offen stehenden Tür staute.
    Nichts regte sich. Phil klingelte ein zweites Mal. Wir warteten. Stille.
    »Da stimmt was nicht«, meinte Phil stirnrunzelnd. Er klingelte nochmals. Ohne Erfolg.
    »Ich finde, unser Eindringen ist jetzt legitimiert«, sagte ich und drückte die Tür auf. Phil tastete nach dem Lichtschalter. Als der riesige Kronleuchter an der Decke aufflammte, schlossen wir einen Moment geblendet die Augen. Dann schauten wir uns interessiert um. »Gar nicht übel«, meinte Phil anerkennend. »Mit einem Armenhaus nicht zu verwechseln.«
    »Hallo!« brüllte ich.
    Stille.
    »Der Bursche wird ausgegangen sein«, vermutete Phil und rieb sich das Kinn. »Er war in Gedanken und hat vergessen, die Tür zu schließen.«
    »Würde dir das passieren?«
    »Nein, aber jeder hat mal Wackelkontakt.«
    »Hutchinson bewohnt das große Haus sicherlich nicht allein«, meinte ich. »Bestimmt hat er Dienstboten.«
    »Die Garage ist gleich nebenan«, sagte Phil. »Ich sehe rasch mal nach, ob sie offen ist und ob der Wagen drin steht.« Er eilte hinaus.
    Ich durchquerte die Diele.

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