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0442 - Stets, wenn er die Peitsche nahm

0442 - Stets, wenn er die Peitsche nahm

Titel: 0442 - Stets, wenn er die Peitsche nahm Kostenlos Bücher Online Lesen
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Plötzlich sah ich einen Fleck. Er war etwa handtellergroß und von dunkler Farbe. Ich bückte mich und berührte ihn mit den Fingerspitzen. Die klebrige Feuchtigkeit war tief in den goldgelben Teppichboden eingedrungen. Als ich die Hand zurückzog, waren die Fingerspitzen blaßrot gefärbt. Phil kam zurück. »Die Garage ist verschlossen«, meldete er und blieb dicht neben mir stehen.
    »Sieh dir das mal an«, sagte ich.
    Phil stieß einen dünnen, verstimmt klingenden Pfiff aus. »Blut!« sagte er dann. »Dein Schuß ins Blinde erweist sich offenbar als Volltreffer.«
    ***
    Liza rief am nächsten Morgen im Büro an und entschuldigte ihr Ausbleiben. »Ich werde auch heute nicht kommen können«, sagte sie. »Ein Anwalt hat sich angemeldet. Er muß gleich kommen — so gegen zehn Uhr, es handelt sich um eine Erbschaftsangelegenheit.«
    »Oh, Sie hatten einen Trauerfall in der Familie?« erkundigte sich der Bürochef anteilnehmend.
    »Ein sehr entfernter Verwandter«, meinte Liza ausweichend. »Morgen melde ich mich wieder!« Sie hing auf und blickte auf die Uhr. Neun Uhr vierzig.
    Liza steckte sich eine Zigarette an, die wievielte war das heute schon? Sonst rauchte sie kaum. Liza dachte an Percy, sie dachte an die Gangster, und sie dachte an all das, was ihr noch bevorstand.
    Würde sie die Nerven haben, damit fertig zu werden?
    Als es an der Wohnungstür klingelte, zuckte sie nervös zusammen. Rasch drückte sie die Zigarette im Ascher aus. Sie erhob sich und durchquerte das Zimmer und die Diele.
    Als sie die Tür öffnete, stand ihr ein elegant gekleideter, sehr distinguiert wirkender Endvierziger . gegenüber. Er lüftete seinen dunklen Hut und deutete eine Verbeugung an.
    »Matthews«, stellte er sich vor. »Miß Goddenham?«
    Liza errötete. »Bitte treten Sie ein.« Unter dem linken Arm des Mannes klemmte eine flache, schwarze Mappe aus gutem weichem Leder. Die Mappe trug die Initialen des Mannes: J.M.
    John Matthews war ein bekannter Anwalt und Notar; Liza erinnerte sich, seinen Namen schon wiederholt in den Zeitungen gelesen zu haben. Jetzt, da sie Grund zu der Annahme hatte, daß er mit Murelli gemeinsame Sache machte, fiel es ihr freilich schwer, die Verachtung zu unterdrücken, die sie diesem Mann gegenüber empfand. Im Wohnzimmer nahmen sie Platz.
    Matthews verkörperte. Zoll für Zoll den gebildeten Gentleman; er verstand es hervorragend, die Wirkung seiner Persönlichkeit durch Wort und Geste ins rechte Licht zu rücken.
    »Ich habe mich einer Aufgabe zu entledigen, die durch zwei sehr gegensätzliche Empfindungen charakterisiert ist«, meinte er mit sonorer, höflicher Stimme. »Einmal habe ich die traurige Pflicht, Sie vom Ableben Ihres Onkels Fred Rancher in Kenntnis zu setzen, zum anderen kann ich Sie mit der Mitteilung beglücken, daß er Sie zur alleinigen Erbin seiner Millionen eingesetzt hat.«
    Liza hörte nur mit halbem Ohr zu. Sie musterte den Mann, der ihr gegenüber saß, sie sah sein glattrasiertes Gesicht mit den nußbraunen Augen und der leicht vorspringenden Stirn, sie nahm den Duft seines Rasierwassers wahr, und sie fragte sich, was einen Mann seiner Bildung und seines beruflichen Erfolges wohl dazu bewogen haben mochte, sich selbst und den Berufsstand zu verraten, dem er angehörte.
    »Sie können sich gewiß ausweisen?« klang seine Stimme wie durch einen Nebel an ihr Ohr.
    »Selbstverständlich.« Liza erhob sich und holte ihren Paß aus der Handtasche. Der Anwalt prüfte ihn sehr sorgfältig. »Danke, das ist in Ordnung.« Er öffnete die schwarze Ledermappe und zog einige beschriebene Papierbogen heraus. »Die Vermögensaufteilung ist etwas kompliziert — ich darf Ihnen rasch vorlesen, wie sie sich zusammensetzt. An Barmitteln sind genau drei Millionen und vierhunderttausendzweiundzwanzig Dollar und siebenundsiebzig Cent vorhanden. Das sind die privaten Rücklagen Ihres Onkels. Daneben existiert eine Summe von zwei Millionen und einhunderttausendundzwanzig Dollar als Betriebskapital der Firma. Hinzu kommen dann die festen Werte in Höhe —«
    »Danke, das genügt«, sagte Liza mit schwacher Stimme. »Es wird am besten sein, Sie überlassen mir das alles schriftlich. Wann kann ich über das Geld verfügen?«
    »Praktisch ab sofort — nach Erledigung 'der üblichen, kleinen Formalitäten. Es sind einige Unterschriften zu leisten, aber das ist nur Formsache. Wünschen Sie, daß Ihnen das Bargeld überwiesen wird?«
    »Ja, bitte«, sagte Liza tonlos.
    Matthews zückte seinen

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