0442 - Stets, wenn er die Peitsche nahm
Füllhalter. »Darf ich die Nummer Ihres Bankkontos notieren?«
»Ich habe nur ein Sparbuch.«
»Tatsächlich? In diesem Falle schlage ich Ihnen vor, daß wir für Sie ein Bankkonto einrichten. Ich übernehme das gern für Sie. Überhaupt könnte ich mir vorstellen, daß Sie in der jetzigen Situation einen Berater, einen Vermögensverwalter benötigen. Falls ich Ihnen mit meinen Erfahrungen unter die Arme greifen kann…«
»Sehr freundlich«, murmelte Liza mit .starrem Blick. »Ich danke Ihnen.«
Matthew räusperte sich. »Wünschen Nie die Firma zu übernehmen, oder ziehen Sie es vor, den Betrieb zu verkaufen? Es dürfte kein Problem sein, für die gut gehende Firma einen zahlungskräftigen Interessenten zu finden.«
»Was raten Sie mir?«
»Verkaufen«, sagte Matthews. »Sie haben keinerlei Geschäftspraxis; es könnte sein, daß Sie von raffinierten Geschäftsführern betrogen werden.«
»Ja, natürlich«, murmelte Liza. »Das sehe ich ein. Können Sie Verkaufsverhandlungen einleiten?«
»Schon morgen, wenn Sie wollen. Ich wette, wir können für den Betrieb rund fünfzehn Millionen Dollar erzielen —« Liza holte tief Luft. »Fünfzehn Millionen?« echote sie mit schwacher Stimme. »Zusammen mit den Barwerten ergäbe das eine Summe von mehr als zwanzig Millionen —«
»So ist es«, nickte Matthew ernst. »Allerdings dürfen Sie die Erbschaftssteuer nicht außer acht lassen. Nach Abzug aller Verbindlichkeiten werden etwa acht Millionen Dollar übrig bleiben.« Er nahm einen weiteren Bogen Papier aus der Ledermappe. »Würden Sie bitte hier unterschreiben?« bat er und tippte mit dem Finger auf eine vorgezeichnete Linie. »Das ist eine Vollmacht. Sie ermächtigt mich, ihre Interessen zu vertreten und den Firmenverkauf sofort in die Wege zu leiten.« Liza überflog die Zeilen, dann unterschrieb sie. »Sie haben wirklich an alles gedacht«, sagte sie bitter und mit leiser Anzüglichkeit.
In Matthews Gesicht zuckte kein Muskel. »Das ist mein Beruf«, erklärte er und schob den Bogen zurück in die Ledermappe. Er erhob sich. »Darf ich Sie heute nachmittag gegen vier Uhr in meinem Office erwarten? Dort können wir die restlichen Formalitäten erledigen.«
»Ich werde pünktlich sein. Wann kann ich frühestens über das Geld verfügen?«
»Die ersten drei Millionen finden Sie spätestens übermorgen auf Ihrem Bankkonto. Der Erlös aus dem Verkauf der Werke wird etwa ein oder zwei Wochen auf sich warten lassen - aber das haben Sie gewiß nicht anders erwartet.«
Liza brachte den Besucher zur Tür. Dann ging sie zurück ins Wohnzimmer und setzte sich. Sie war wie betäubt. Acht Millionen Dollar! Durfte sie wirklich zusehen, wie die Gangster diese Summe einstrichen und ihr nichts anderes zurückließen als die Erinnerung an einen furchtbaren Schock?
Das Telefon klingelte. Liza nahm den Hörer ab und meldete sich. »Morning«, sagte eine kühle, männliche Stimme, die Liza zum erstenmal hörte. »Sie hatten Besuch?«
»Wer spricht dort?« fragte Liza irritiert.
»Der Betreuer Ihres netten Verlobten«, sagte der Mann am anderen Ende der Leitung. »Er läßt Sie grüßen!«
Liza gab keine Antwort. Was hätte sie auf diesen Hohn erwidern sollen? »Ich hoffe, Sie waren brav und haben alles getan, worum man Sie gebeten hat«, fuhr der Mann fort.
»Sie werden das Geld bekommen«, sagte Liza. »Allerdings muß ich die Gewißheit haben, daß man Percy ausliefert, ohne ihm ein Haar zu krümmen.«
»Das läßt sich leicht arrangieren. Wann bekommen Sie die erste Überweisung?«
»Übermorgen.«
»Geht es nicht früher?«
»Warum sprechen Sie nicht mit dem Anwalt?« fragte Liza bitter. »Sie sind doch eng mit ihm befreundet, nicht wahr? Vielleicht kommt er Ihnen entgegen.«
»Wird Ihr Haus bewacht?« fragte der Mann.
»Wer sollte es bewachen?«
»Die Polizei natürlich!«
»Bis jetzt habe ich noch niemand bemerkt«, sagte Liza.
»Hören Sie. Sie werden sich heute abend weitere Weisungen abholen. Gehen Sie zwischen acht und neun Uhr die 72. Straße auf und ab — und zwar die Strecke zwischen der 3. Avenue und der Lexington Avenue. Ist das klar?«
Liza wiederholte die Worte. »Gut«, sagte der Mann. »Sie bekommen dort weitere Weisungen.«
»Von wem?«
»Das wird sich zeigen. Ehe wir Sie ansprechen oder in einen Wagen bitten, müssen wir uns davon überzeugen, daß Sie wirklich allein sind.«
»Okay«, sagte Liza und hing auf.
An der Wohnungstür klingelte es. Liza seufzte. Das ging zu wie in einem
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