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0444 - Die Nonne mit der Teufelsklaue

0444 - Die Nonne mit der Teufelsklaue

Titel: 0444 - Die Nonne mit der Teufelsklaue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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zurück, ohne ihn bewußt wahrzunehmen.
    Unter der Lampe und dicht vor der Haustür blieb sie stehen. Jetzt fiel das Licht voll auf die rechte Hand.
    Sie war blutverschmiert.
    Blut von Kevin, dem Hund, der bestimmt nicht mehr lebte. Jemand hatte ihn getötet.
    Ein kalter, grausamer Mörder, der um das Haus geschlichen war.
    Vielleicht die Nonne?
    Aber was hatte ihr das arme Tier getan? Nichts, gar nichts. Kevin mußte ihr Kommen bemerkt haben, sonst hätte er nicht dieses verzweifelt klingende Heulen ausgestoßen.
    Jennifer McFarlaine fiel nach vorn und stützte sich am Türpfosten ab. Plötzlich konnte sie nicht mehr, sie mußte einfach weinen, und sie wußte auch nicht zu sagen, wie lange sie am Pfosten gelehnt und vor sich hingeweint hatte.
    Schließlich stemmte sie sich ab und hob den Kopf. Sie schüttelte ihn, als könnte sie damit das Schreckliche vertreiben, das sich noch immer vor ihrem geistigen Auge abspielte.
    Die Szenen flossen ineinander über. Sie sah sich selbst auf den verbrannten Wagen zugehen, und in diese Szene hinein schob sich die, die sie vor kurzem erlebt hatte.
    An der Hütte…
    Wie lange sollte dieses Grauen denn noch anhalten, verdammt?
    Jennifer hatte sich einigermaßen beruhigt und drückte die Haustür auf. Fast wäre sie noch gestolpert und auf der Matte ausgerutscht. Dicht hinter der Tür blieb sie stehen, wollte Licht machen, drehte auch den Schalter um, aber nichts geschah.
    Es blieb dunkel!
    Jemand hatte die Stromzufuhr abgesperrt. Nur befand sich außer ihr niemand im Haus.
    Sie versuchte es noch einige Male und erzielte abermals keinen Erfolg. Dann schaute sie nach vorn, wo innerhalb der geräumigen Diele die Treppe nach oben begann.
    Genau auf der fünften Stufe stand sie.
    Die Nonne mit der Teufelsklaue!
    ***
    Ein Traum, dachte Jennifer, das muß einfach ein Traum sein. Nein, das gehört nicht hierher, das ist keine Wahrheit. Du hast schon so viel durchgemacht, da spielen dir deine Nerven einen Streich.
    Sie hatte die Augen geschlossen, öffnete sie wieder und rechnete damit, daß die Nonne verschwunden war.
    Sie war es nicht!
    Nach wie vor stand sie auf der Treppe, ohne sich zu rühren. Sie hielt ihren linken Arm angewinkelt, und die schreckliche Hand hing so nach unten, als wäre sie gebrochen.
    Nur die Hand interessierte sie.
    Jennifer starrte auf die langen Finger, die wesentlich länger waren als die eines Menschen. Fell bedeckte die Handfläche und auch den Handrücken. Aus dem Fell drang dieses rote Leuchten, das einen Schleier über die Klaue gelegt hatte.
    Dabei sahen die Spitzen der langen Finger aus, als wären sie in Blut getaucht worden, das sich zu einer dicken Kruste zusammengefügt hatte.
    Sonst sah die Gestalt tatsächlich aus wie eine Nonne. Ihren Körper umspannte eine schneeweiße Tracht. Sie trug auch eine Haube, die nur ihr Gesicht freiließ. Zu beiden Seiten des Kopfes hingen die Haubenschleier wie Schals herab.
    Die Nonne war jung, und ihr Gesicht konnte man als hübsch bezeichnen. Aber nicht allein das. Als Jennifer genauer hinschaute, hatte sie das Gefühl, das Gesicht zu kennen, obwohl sie der Nonne noch nie im Leben begegnet war.
    Aber das Gesicht…
    Sie kam nicht darauf, wo sie es gesehen hatte, aber irgendeine Person, die sie kannte, mußte eine gewisse Ähnlichkeit mit der vor ihr stehenden Nonne haben.
    Jennifer wunderte sich über sich selbst, daß sie überhaupt eine Frage stellen konnte, wenn auch mit einer Stimme, die ihr selbst fremd vorkam.
    »Wer bist du?«
    »Ich bin Bethsame, die Nonne der Maria Stuart.«
    »Aber du bist tot…«
    »Ja, ich bin tot.«
    »Und trotzdem lebst du?«
    »Ich bin mein eigener Geist. Man kann den Körper töten, den Geist aber nicht. Verstehst du?«
    Jennifer nickte, ohne daß sie es eigentlich wollte. Sie verstand natürlich nichts, aber sie mußte diese schlimmen Tatsachen hinnehmen. »Was willst du denn hier?«
    »Ich bin zurückgekehrt.«
    »Ja, ja und du hast getötet.«
    »Richtig.«
    »Auch meinen Bruder!« schrie Jennifer mit lauter Stimme, daß es durch das Haus hallte. »Was hat er dir getan? Was?«
    »Er wußte viel. Er kannte mein Geheimnis, und er hat es weitergesagt. Er war nicht der einzige, der das Rätsel um meine Person kannte. Alle, die es wissen, müssen sterben. Auch du.«
    Auch du…!
    Die letzten beiden Worte hallten im Kopf der Frau nach. Sie sollte also das gleiche Schicksal erleiden wie ihr Bruder, der Mönch, die anderen Toten und auch der Hund.
    »Aber ich weiß nichts!« keuchte sie.

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