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0444 - Die Nonne mit der Teufelsklaue

0444 - Die Nonne mit der Teufelsklaue

Titel: 0444 - Die Nonne mit der Teufelsklaue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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der Nonne!« vermutete Ignatius.
    »Möglich ist alles. Nur – spukt sie auch tagsüber?«
    »Keine Ahnung.«
    »Was hat dir Rudy denn noch erzählt?«
    »Nichts«, erwiderte Father Ignatius. »Er kam nicht mehr dazu. Ich wußte nur, daß er fahren wollte, um einen gewissen Jack McFarlaine zu treffen. Der hat den Spuk angeblich gesehen.«
    »McFarlaine«, murmelte ich. »Das war ein Förster, nicht wahr?«
    »Ja, Wildhüter nannte er sich.«
    »Lebte er allein?«
    »Soviel ich weiß, nicht.« Father Ignatius überlegte scharf. »Er war aber nicht verheiratet. Seine ältere Schwester hat noch mit im Haus gelebt und ihn versorgt.«
    »Vielleicht weiß sie mehr über die Hintergründe des Falls. Wir sollten ihr einen Besuch abstatten.«
    »Wie du willst.«
    »Und wo wohnt sie?«
    »Keine Ahnung, John, aber das werden wir leicht herausfinden. Es kostet uns nur einen Anruf.«
    Wir gingen den gleichen Weg wieder zurück und waren sehr vorsichtig. Aber es gab niemand, der uns angegriffen hätte. Auch die drei letzten Ratten sprangen uns nicht an.
    Vom Sumpf her trieb der Wind uns einen widerlichen Fäulnisgeruch entgegen. Die Luft drückte stark. Der Himmel war bedeckt.
    Schon in den Morgenstunden hatte die Schwüle zugenommen. Spätestens am Abend rechnete ich mit einem Gewitter.
    Das Tor stand offen. An unserem Wagen hatte sich auch niemand zu schaffen gemacht, und so stiegen wir ein und fuhren ab.
    Daß uns ein Augenpaar aus sicherer Deckung dabei beobachtete, sahen wir nicht…
    ***
    Zehn Stunden zuvor!
    Jennifer McFarlaine hatte nach ihrer Scheidung den Mädchennamen wieder angenommen und war zu ihrem Bruder gezogen, um sich um ihn zu kümmern. Von einem Ehepartner hatte sie zunächst einmal die Nase voll. Man hatte sie hintergangen und betrogen. Zuletzt waren noch ihre Ersparnisse verschwunden.
    In einem Jahr wurde sie 40, und sie hatte ihren Bruder schon früher immer als den Kleinen gesehen. Im Alter hatte sich dies auch nicht geändert, und sie las ihm jeden Wunsch von den Augen ab.
    Die beiden kamen prächtig miteinander aus, und es hatte Jennifer wie ein Donnerschlag getroffen, als sie hören mußte, was mit Jack passiert war.
    Tot, ermordet, in seinem Wagen verbrannt. Und auf dem verkohlten Körper war der Abdruck einer Teufelshand zu sehen gewesen.
    Jennifer wußte, wer die Mörderin gewesen war. Bethsame, die verfluchte Nonne.
    Ihr Bruder hatte oft genug darüber geredet. Er wußte, daß es sie gab, denn sie spukte des Nachts durch die Wälder und auch auf dem alten Friedhof herum.
    Die Geschichte der Nonne war ihr ebenfalls bekannt. Schon die Eltern hatten von ihr berichtet und ihnen, den Kindern, die Angst vor dieser Gestalt eingetrichtert.
    Nun, es gab zahlreiche Sagen und Legenden. Die meisten von ihnen waren erfunden, aber die Nonne geisterte tatsächlich durch die lauen Sommernächte und suchte ihre Opfer.
    Jack hatte dem einen Riegel vorschieben wollen und sogar Hilfe geholt. Jetzt waren beide tot.
    Sie lagen noch über der Erde. Die Polizisten hatten ihre Leichen mitgenommen. In Glasgow sollten sie untersucht werden, und so etwas zog sich hin, wie man Jennifer gesagt hatte.
    Sie war eine andere geworden.
    Um Jahre gealtert, geschockt, depressiv und sich mit Selbstmordgedanken tragend. Das Zusammensein mit ihrem Bruder hatte dem Leben der Frau wieder einen Sinn gegeben, doch dieser Sinn war gnadenlos zerstört worden. Durch diese Nonne.
    Am schlimmsten waren die Nächte. Um überhaupt schlafen zu können, hatte Jennnifer zu Tabletten gegriffen, aber sie schafften die furchtbaren Alpträume auch nicht fort, so hatte sie schließlich auf die Tabletten verzichtet und Nächte voller Angst und Grauen durchgemacht. Schlafen konnte sie nicht. Immer wieder tauchte das Bild der verkohlten Leiche ihres Bruders auf, und wenn sie mal eingeschlafen war, schreckte sie bei diesen Träumen schweißgebadet hoch.
    Sie wußte ja Bescheid. Jack hatte ihr einiges über die gefährliche Nonne berichtet. Sie war so grausam und rücksichtslos. Sie tötete und würde weiter töten, denn wer sollte einen Geist stoppen?
    Im Ort hatte sich Jennifer nur einmal blicken lassen. Sie würde so schnell nicht mehr nach Watermeetings gehen, denn ihr hatten die Blicke der Bewohner ausgereicht.
    Neugierde, Mitleid, Bedauern, all das hatte sie sehr wohl bemerkt.
    Und so blieb sie in dem Haus des Försters, das dort stand, wo der Wald sich allmählich lichtete und die flache Moorlandschaft begann.
    Eigentlich ein idyllischer Flecken Erde.

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