0444 - Welten in Angst
jetzt sah Cascal auch den Grund dafür. An der Seite ihres Halses war eine kleine, nur Nadelkopf große Wunde mit einem winzigen Tropfen eingetrockneten Blutes daran. Das bedeutete fraglos, daß jemand ihr mit einer Spezialwaffe ein Nadelgeschoß unter die Haut gejagt hatte, das sich auflöste und vom Blutkreislauf durch den ganzen Körper geschwemmt wurde.
„Immerhin", sagte Cascal leise, „pflegt man auf diese Weise gern Gifte oder Drogen zu verschießen."
War das Mädchen mit einer Droge versehen, dann konnte sie zu einer Gefahr für ihn werden.
Und da er selbst völlig bedeutungslos war, bedeutete das bewußtlose Mädchen eine Gefahr für einen wesentlich interessanteren Personenkreis. Vielleicht infizierte sie ihn, und er infizierte Rhodan oder einen Cappin ...so konnte es geplant sein.
Cascal konnte im Augenblick nicht helfen, aber seine Gedanken rotierten förmlich. Was sollte er tun?
Deighton anrufen?
„Nein. Ich warte noch", sagte er.
Er ging zum Schrank, holte ein Paar dunkelgraue Wildlederhandschuhe hervor und streifte sie über. Dann ging er zurück in die Schlafnische, holte die Handtasche und legte sie mitten auf den Tisch. Seine Vorfreude auf das Essen mit Dr.
Chabrol war wie weggeblasen; er stand völlig unter dem Bann des mehr als überraschenden Ereignisses.
Claudia?
Rasch suchte er die Rufnummer der Ärztin heraus und drückte die Tasten des Visiphons.
Zwei Sekunden später schaute er in die großen Augen der Ärztin.
„Schon wieder Sie? Ich hatte Ihren Anruf nicht er ..."
Er lächelte sie grimmig an und sagte: „Ich mache ausnahmsweise keinen meiner Spaße. In meinem Bad liegt ein ausnehmend hübsches Mädchen."
Sie war empört.
„Sie sind geschmacklos!" sagte sie. „Was gehen mich Ihre Mädchengeschichten an?"
„Claudia - liebste Expeditionsärztin", sagte er beschwörend, „lassen Sie mich bitte ausreden. Das Mädchen ist bewußtlos.
Jemand hat ihr mit einer Preßluftpistole oder einer Gasdruckwaffe einen Kristall in den Hals geschossen. Wollen Sie helfen?"
Die Ärztin fragte: „Kennen Sie das Mädchen?"
Er schüttelte den Kopf.
„Wie lange ist sie dort?"
„Höchstens zwei Stunden. Bitte kommen Sie mit einer Diagnoseanlage und helfen Sie mir. Ich weiß nicht, was das alles soll und wem dieses Attentat galt.
Ich zögere noch, die Abwehr einzuschalten."
Claudia Chabrol sagte zweifelnd: '„Sie sind ausnahmsweise sehr ehrlich, Joak?"
Er bemerkte mit gewisser Bitterkeit in der Stimme: „Wenn es um meine eigene Haut geht, bin ich meistens sehr ernst. Bitte kommen Sie so schnell wie möglich. Ich glaube, es ist eine ziemlich große, schwerwiegende Sache."
„Gut", sagte sie. „Terrania City Spaceport Hotel?"
„Ja. Ich hinterlasse eine Nachricht unten an der Rezeption."
„In Ordnung. Ich werde in einer halben Stunde hier sein", versprach sie.
Cascal nickte und antwortete leise: „Danke, Claudia. Sie haben sich ein Kilo Trüffel verdient."
Die Verbindung brach zusammen.
Cascal betrachtete aufmerksam die Tasche. Wäre es eine Bombe gewesen, dann hätte er sie bereits ausgelöst. Aber das alles wäre viel einfacher gewesen, man hätte ihn auf eine schnelle Art bereits mehrfach umbringen können, denn er bewegte sich offen und ohne jede Scheu unter den Menschen dieser Stadt.
Schließlich waren sie hier nicht in Trade City auf Olymp.
Er zündete sich ruhig eine Zigarette an, dann öffnete er vorsichtig den Verschluß der Tasche.
Nichts geschah.
Er klappte den Deckel hoch, zog die beiden Seiten der Tasche auseinander und drehte sie dann um.
Die üblichen Kleinigkeiten fielen heraus.
Lippenstift, Schminkset, eine Geldbörse mit sechzehn Solar und achtundsiebzig Soli und ein paar Rabattmarken. Ein kleiner positronischer Schlüssel für einen Schloßtyp, wie er an normalen Wohnungstüren gebraucht wurde. Und eine Falttasche voller Ausweise und Fotos. Cascal öffnete sämtliche Gegenstände und untersuchte sie, aber sie waren normal und ohne eingebaute Fallen, Bomben oder Tricks.
Dann legte er den Inhalt der Tasche sorgfältig nebeneinander auf den Tisch und öffnete die kleine Ausweistasche. Einige Solarscheine und ein winziges Notizbuch mit Namen, die ihm nichts sagten und dahinter den Visiphonnummern. Drei großgeschriebene Buchstaben in den Kennwörtern der einzelnen Netzkreise und vielen Ziffern dahinter.
Schließlich die Bilder.
„Hmmm", machte er, dann ging er zum Haustelefon und sagte dem Computer in der Halle, er erwarte eine Dame namens Chabrol,
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