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0445 - Der Mann, der meinen Tod befahl

0445 - Der Mann, der meinen Tod befahl

Titel: 0445 - Der Mann, der meinen Tod befahl Kostenlos Bücher Online Lesen
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schon wegen gutem Whisky bekannt«, rühmte er sich.
    »Das ist schon lange her.«
    »Ja«, seufzte er und mußte daran denken, daß er beim Alkoholschmuggel leichter sein Geld verdient hatte.
    Ich lehnte mich mit dem Rücken an die Theke und sah in die Nebelwand der Kneipe.
    »He, suchst du jemanden?« fragte der Wirt.
    »Ja, Joe.«
    »Joe Weider?«
    »Ja.«
    »Der kommt selten. Kann keinen Alkohol mehr vertragen. Er hat‘s mit der Leber. Und Himbeerwasser will er bei mir nicht trinken.«
    »So.«
    »Hast du ein Geschäft mit ihm vor?«
    Ich sah an mir herunter. Mein Aussehen konnte die Vermutung bestätigen. Denn ich hatte meine Anzugjacke gegen eine aus Leder getauscht.
    »Nur ein kleines Geschäft. Um diese Zeit wird er doch wohl noch nicht schlafen?«
    »Ich glaube kaum«, erwiderte er mit einem undurchsichtigen Lächeln.
    »Oder ist er auf Tour?«
    Jebbie's Wirt zuckte die Achseln. »Ich bin nieht beteiligt — weder am Gewinn, noch an der Gefängnisstrafe«, murmelte er.
    »Wäre auch ein schlechtes Geschäft. Joe Weider ist ein ruhiger Mann geworden.«
    Der Wirt sah mich einige Sekunden an, ohne ein Wort zu verlieren. Dann bediente er andere Gäste, die gut gekühltes Dosenbier verlangten. Anschließend wandte er sich an mich.
    »Na, dann wünsch ich dir viel Glück bei deinem Besuch«, sagte er und beugte sich einige Zoll über die Theke, »aber sei vorsichtig, wenn du mit ihm Geschäfte machen willst, Joe ist ein alter Fuchs.«
    »Danke, das weiß ich. Wohnt er immer noch in seinem Bau an der Grand Street?« Ich startete einen Versuchsballon, denn ich hatte keine Ahnung, wo Weider seinen Unterschlupf hatte.
    »Nein, da wohnt er schon lange nicht mehr«, erwiderte Jebbie's Whiskyschmuggler. »Sieh mal in der Bayara Street, Ecke Mott Street nach. Aber du müßt auf den Hof gehen. Das ist ein ganz geschickter Hausbesitzer gewesen. Der hat jede Wohnung geteilt und einen besonderen Eingang gemacht. Die einen gehen durchs Treppenhaus, die anderen über die Feuerleiter. Ich glaube, alle, die nach hinten heraus wohnen, zahlen auch dreißig Prozent mehr Miete, weil sie so ruhig wohnen.«
    Er lachte selbst über seinen Witz und zeigte dabei ein gelbes Gebiß.
    »Wievielter Stock?«
    »Ich glaube, er wohnt im sechsten, aber du kannst vorsichtshalber an den Türschildern nachsehen.«
    Ich bezweifelte allerdings, ob an den Balkontüren Namensschilder angebracht waren, bedankte mich aber, zahlte zwei Whisky und ging.
    Lieber hundert Yard Strecken tauchen machen, als noch einmal zehn Minuten in solcher Kneipe!
    Nach einer Weile war mein Kopf wieder einigermaßen klar. Die kühle Nachtluft wirkte erfrischend. Weiders Wohnung lag also in der China Town. Sicher in einem der Häuser, die nur von Weißen bewohnt wurden.
    Das Haus, in dem Weider wohnen sollte, lag zur Linken. Die einzige Einfahrt führte von der Mott Street in den Innenhof. Ich trat dicht an die Hauswand und zündete ein Streichholz an. Die Feuerleiter befand sich zum Greifen nahe.
    Meine 38er Smith & Wesson hatte Humbly behalten. Doch bevor ich unser Office verließ, hatte ich mir einen kleinen Revolver eingesteckt. Ich stieg auf leisen Sohlen die eiserne Feuerleiter hinauf.
    Auf jedem Stockwerk war eine regelrechte Plattform, von der die ›Wohnungstür‹ abging. Es war ein besserer Notausstieg, keine drei Fuß breit, mit Stahlrahmen. Einige Bewohner hatten tatsächlich regelrechte Türschilder.
    Das Haus mußte sieben oder acht Stockwerke hoch sein. Ich arbeitete mich vorsichtig bis zum sechsten hoch. Es war nicht zu vermelden, daß meine Schritte auf den Stahlstufen Lärm verursachten.
    Wenige Stufen vor der Plattform des sechsten Stockwerks blieb ich stehen. Die Wohnungstür stand spaltbreit offen. Sollte Joe Weider vergessen haben, sie zu schließen, bevor er ging? Oder gab es andere Besucher, die vor mir da waren und sich nach den echten Plänen erkundigen wollten?
    Ich hörte ein Geräusch hinter der Tür und preßte mich gegen die Hauswand. In der Wohnung war es dunkel. Stufe für Stufe schob ich mich voran.
    Dann stand ich auf der Plattform. Ich wechselte den Revolver in die linke Hand, preßte mich gegen die Hauswand und berührte mit der Rechten die Tür. Sie gab ein Knarren von sich, das im Umkreis von einer Meile zu hören war.
    Aber im Innern der Wohnung blieb es still. Langsam bog ich mich um die Ecke.
    ***
    Die »Seven-Night« war ein Lokal für den gutzahlenden Mittelstand, dar wenig Wert auf individuelle Bedienung legte. Dafür gab es laute

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