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0445 - Die Macht des Träumers

0445 - Die Macht des Träumers

Titel: 0445 - Die Macht des Träumers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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diplomatisch. »Aber was hat dich aktiviert?«
    Keine Gefahr für euch Sterbliche.
    »Was dann? Warum antwortest du nicht?«
    Das Amulett hüllte sich wieder in Schweigen. Nicole versuchte tiefer einzudringen, aber sie stieß ins Leere. Entweder konnte das künstliche Bewußtsein im Amulett keine »echten« Gedanken produzieren, die sich wahrnehmen ließen, oder es schirmte sich sorgfältig ab. »Warum verweigerst du dich mir?« fragte Nicole eindringlich. »Erinnerst du dich nicht an die enge Beziehung, die gerade zwischen uns beiden besteht?«
    Eine Beziehung, die mir nicht gefällt, weil ich sie nicht gezielt herbeiführen oder verhindern kann und die jedesmal meine Wahrnehmung blockiert! gab das Amulett zurück.
    Nicole war verblüfft. »Glaubst du, mir geht es anders?« stieß sie hervor.
    Ich glaube nichts, was ich nicht weiß.
    Nicole berührte die Silberscheibe. Sie versuchte mit der Eröffnung fertig zu werden, die das Amulett ihr gerade gemacht hatte. Die Beziehung, die Nicole erwähnt hatte, war ein seltsames Phänomen: Sie konnte in bestimmten, besonders gefährlichen Situationen mit dem Amulett zu einer Einheit verschmelzen, die eine schier unüberwindliche magische Waffe darstellte, die sie der Einfachheit halber das FLAMMENSCHWERT nannte. Dabei verloren beide ihre körperliche Erscheinungsform, um sie nach der Trennung wieder zurückzuerhalten. Aber dieser Zustand ließ sich bisher von Nicole nicht bewußt herbeiführen und nicht bewußt beenden; es geschah unkontrollierbar in Augenblicken der Gefahr. Oft hatte sie sich gewünscht, das FLAMMENSCHWERT aktivieren zu können, und es ging nicht, und manchmal, wenn sie nicht daran dachte und schon aufgeben wollte, entstand es von selbst. Aber jedesmal danach besaß Nicole nicht die geringste Erinnerung daran, was sie während ihrer Existenzphase als Teil des FLAMMENSCHWERTES erlebt und empfunden hatte.
    Sie war verblüfft, daß das künstliche Amulett-Bewußtsein genau dasselbe spürte. Damit hatte sie nicht gerechnet.
    Ebensowenig hatte sie damit gerechnet, daß das Amulett sich ihrem Versuch entziehen würde, es sich zu verpflichten, indem sie es an diese Verbindung erinnerte.
    Sie seufzte.
    Sie mußte es anders anfangen.
    »Befandest du dich schon einmal in jener Landschaft, die Zamorra und ich sahen, als Zamorra dich aus dem Safe nahm?«
    Es ist keine Landschaft.
    »Was ist es dann? Eine Illusion?«
    Es ist keine Illusion.
    »Ein Fantasiebild?«
    Es ist kein Fantasiebild.
    Unwillkürlich ballte sie die Fäuste. »Was ist es dann? Bei Merlin, antworte mir!«
    Aber das Amulett schwieg wieder.
    Sie schlug mit der Faust auf den Tisch, daß das Amulett tanzte. »Verflixt, warum bist du so unkooperativ Begreifst du nicht, daß du mit deinem Schweigen eine Gefahr manifest werden läßt?«
    Immer noch schwieg das Amulett. Und Nicole war trotz ihrer telepathischen Kräfte nicht in der Lage, in das künstliche Bewußtsein einzudringen. Sie nahm immer noch keine Gedanken wahr.
    »Du belügst uns«, sagte Nicole. »Auf dich ist kein Verlaß mehr. Du gaukelst uns etwas vor, das es nicht gibt, und ergehst dich in orakelhaften Äußerungen, um das zu vertuschen. Aber mit einer Wesenheit, die uns belügt, die uns bewußt irreführt, täuscht, werden wir nicht weiter Zusammenarbeiten. Wir werden…« Sie verstummte, als müsse sie überlegen. Nach ein paar Sekunden erst fuhr sie fort: »Wir werden dich an Merlin zurückgeben und ihm klarmachen, daß du unfähig bist, weiter mit uns zusammenzuarbeiten. Er hat dich aus der Kraft einer entarteten Sonne geschaffen und glaubte, du seist perfekt. Aber du bist es nicht. Du bist nicht das Haupt des Siebengestirns von Myrrian-ey-Llyrana, für das du gehalten wirst. Es wird einen achten Stern geben müssen, den Merlin schafft. Du träumst; deine Träume gehen an der Wirklichkeit vorbei und stiften Verwirrung. Das ist lebensgefährlich.«
    Immer noch erfolgte keine Reaktion.
    Nicole seufzte. Sie hatte versucht, mit ihrem Bluff und ihren Vorwürfen das Amulett doch noch aus der Reserve zu locken. Wenn es auch nur halbwegs menschlich reagierte, mußte es sich von diesen Vorwürfen betroffen zeigen. Aber das war nicht der Fall. Alles glitt von ihm ab…
    Aber dann riß Nicole die Augen weit auf.
    Das Amulett reagierte doch!
    Das Bild war wieder da…
    ***
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