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0445 - Die Macht des Träumers

0445 - Die Macht des Träumers

Titel: 0445 - Die Macht des Träumers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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überraschte ihn weniger als die Tatsache, daß der alte Diener Raffael Bois das Frühstück bereits vorbereitet hatte, obgleich er nicht mit Zamorras Erwachen zu diesem Zeitpunkt hatte rechnen können.
    »Sind Sie eigentlich Hellseher, Raffael?« fragte Zamorra.
    Der alte Mann schüttelte den Kopf. »Wie kommen Sie darauf, Monsieur? Ich bemühe mich lediglich, meine Pflicht so gut wie möglich zu erfüllen.«
    »Sie erfüllen mehr als Ihre Pflicht«, sagte Zamorra. Raffael hätte längst seine Pension genießen können. Aber er war der Ansicht, daß er sterben würde, nähme man ihm seinen Lebensinhalt des Dienens. Und so war der fast Achtzigjährige immer noch aktiv, und er war besser als mancher, der nicht einmal halb so alt war wie Raffael.
    »Wo ist Mademoiselle Duval?«
    »Sie befindet sich wieder in Ihrem Büro, Monsieur«, sagte Raffael und zog sich dezent zurück, als Zamorra keine weiteren Fragen mehr stellte.
    Durch Honigbrötchen und Kaffee texanischer Art - das Hufeisen schwimmt oben - gestärkt, suchte Zamorra etwas später Nicole auf. Sie saß, immer noch im Evaskostüm wie vor ein paar Stunden, hinter Zamorras Schreibtisch und starrte auf den Monitor des Computer-Terminals. Neben dem Monitor lag das Amulett. Zamorra sah sofort, daß der Drudenfuß wieder ein Bild zeigte.
    Nicole sprang auf. Sie umarmte Zamorra und küßte ihn. »Ich dachte nicht, daß du so schnell wieder erwachen würdest.«
    »Was hast du herausgefunden?« fragte er. Er löste sich aus ihren Armen und betrachtete das Amulett-Bild. Es war nach wie vor verschwommen. Aber die Landschaft kam ihm seltsam bekannt vor.
    »Ich habe es überlistet«, sagte sie. »Seitdem zeigt es wieder dieses Bild. Ich versuche jetzt, herauszufinden, was das für eine Welt ist. Bisher waren alle Möglichkeiten negativ.« Sie deutete auf das Computerterminal. »Ich habe mit Welten verglichen, die wir kennengelernt haben, und auch versucht, neue Szenarien zu entwerfen, die diesem Bild ähneln. Immer noch Fehlanzeige. Nichts, was wir kennen, nichts wo schon einmal einer von uns gewesen ist oder ein Bekannter, der uns vielleicht davon erzählt haben könnte.«
    Zamorra starrte den Monitor an. Er streckte die Hand aus und tippte einen Befehl ein. Eines der Fenster verwandelte sich in einen Großbildschirm. Was bisher auf dem Monitorschirm zu sehen gewesen war, zeigte sich im Großformat nun auch dort. Eine rötlichgelbe Landschaft. Sie war in ständiger Bewegung. Bäume beugten sich einem Orkan, riesige Drachenvögel jagten zwischen finsteren Wolken. Die Animation war fast lebensecht. Zamorra hatte nach dem Dämonenangriff die Restaurierungsmöglichkeiten genutzt und die zerstörte EDV-Anlage erneuern und auf den neuesten Stand der Technik bringen lassen. Eine Spielerei, die eine Menge Geld gekostet hatte, aber was Extrapolation und Darstellung anging, besaß die Anlage jetzt durch neue Chipkarten annähernd die Kapazität eines CRAY.
    »Das ist eine Variation von Ash’Cant«, sagte Nicole. »Meine letzte Hoffnung. Aber sie stimmt auch nicht. Aber es muß eine Landschaft wie die gezeigte in Ash’Cant geben.«
    Ash’Cant war eine Welt der Ewigen. Sie war das Privatuniversum von Sra Moon gewesen. Mannigfaltig und weitgehend unerforscht. Die Zamorra-Crew war mehrfach dorthin vorgestoßen und hatte einige Facetten dieser Welt kennengelernt, aber es gab noch viel Unbekanntes.
    »Vielleicht die Echsenwelt? Eine Zone mit erhöhter Entropie?«
    Nicole schüttelte den Kopf. »Schon versucht. Wenn dieser Blechdeckel wenigstens Bestätigungen geben würde. Aber da kommt nichts. Ich hatte Kontakt, aber darüber hinaus spielt sich nach meiner geglückten Erpressung nichts mehr ab.« Sie berichtete Zamorra von ihrem Versuch der telepathischen Unterhaltung. Zamorra setzte sich auf die Schreibtischkante.
    »Ich habe davon geträumt«, gestand er.
    Nicole starrte ihn mit großen Augen an. »Und?«
    »Ich kann ein konkreteres Bild dieser Landschaft bringen«, sagte er. Er schilderte das, was er in seiner Traumphase gesehen hatte. Nicole ließ sich wieder hinter dem Terminal nieder. Rasend schnell tippte sie Stichworte ein, die dann umgeformt wurden und ein neues Szenario schufen, das auf dem Bildschirm Gestalt annahm. Aber der folgende Vergleich erbrachte wiederum kein Ergebnis.
    »Selbst mit der höchstentwickelten Technik können wir das Universum nicht betrügen«, sagte Zamorra. »Vergiß den Rechner. Der kennt nur, was wir kennen, und kann aufgrund seines Programms auch

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