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0445 - Die Macht des Träumers

0445 - Die Macht des Träumers

Titel: 0445 - Die Macht des Träumers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Baton Rouge, Bindeglied zwischen internationaler Seefahrt und der Mississippi-Schiffahrt, aufgewachsen, war Yves eine Menge gewöhnt, hier konnte er aber nur staunend dazulernen.
    Die Maschen des Netzes klebten. Sie klebten an den beiden Menschen, ihrer Kleidung und ineinander. War es normal schon schwierig, sich aus einem Netz zu befreien, war es hier praktisch ausgeschlossen. Die Maschen klebten auch aneinander, und innerhalb von ein paar Sekunden war die Fesselung perfekt.
    Wie, bei allen Voodoo-Geistern, hatten die Häscher dieses Netz bis hierher transportiert, ohne daß es durch seine selbstklebenden Effekte unbrauchbar wurde?
    Sie fielen vom Himmel.
    Sie ließen sich aus dem Astwerk der Bäume fallen. Sieben, acht Meter hoch ragten die untersten Äste aus den Baumstämmen heraus, aber diese Höhe machte den schwarzgekleideten Männern mit ihren Gesichtsmasken und Umhängen anscheinend nicht das geringste aus. Alle fünf waren da, auch der Anführer, der über Morgenstern und Peitsche verfügte.
    Breitbeinig stand er vor dem Netz mit seinen beiden Gefangenen.
    »Narr«, fauchte Shirona leise. »Wenn du uns nicht mit deinen dämlichen Fragen so lange aufgehalten hättest, könnten wir längst über alle Berge sein.«
    Den Schuh zog der Schatten sich nicht an. »Du hast selbst behauptet, wir hätten Zeit.«
    »Aber nicht so viel…«
    »Schweigt!« sagte der Anführer der schwarzen Pseudo-Ninjas. »Oder ihr sterbt beide.«
    Cascal sah es in den Augen Shironas gefährlich aufblitzen. Sie lag ihm direkt gegenüber. Fast zu nah, wie es ihm schien. Und jetzt, daß er sie so nah vor sich sah, bemerkte er wieder diese unglaubliche Ähnlichkeit mit einer anderen Frau, die er schon einmal gesehen hatte. Aber wer war sie?
    Shirona lachte. »Du wagst nicht, uns zu töten. Der Fürst hat dich nicht hergesandt, um ihm Leichen zu bringen.«
    »Auch Leichen lassen sich wiederbeleben«, meinte der Anführer. »Als Untote bist du wahrscheinlich sogar williger denn als Lebende. Fordere nicht meinen Zorn heraus.«
    »Ich verlache deinen Zorn«, sagte Shirona.
    Doch der Schwarzgekleidete ließ sich zu Cascals Erleichterung nicht so leicht provozieren. Er wandte sich ab, gab seinen Untergebenen einen herrischen Wink. Sie packten zu, faßten das große Netz an vier Ecken und hoben es an. Dann setzten sie sich in Bewegung. Die Abstände zwischen den Riesenbäumen waren groß genug, daß sich die Gruppe ohne irgendwelche Einschränkungen dazwischen bewegen konnte.
    Es war ein seltsames Gefühl, auf diese Weise transportiert zu werden. Es kam Yves vor, als würde er schweben. Er spürte die Netzmaschen kaum, die ihn festhielten, spürte nur das ständige Auf und Ab der Bewegungen. Und er sah Shirona vor sich, die keinen besonders niedergeschlagenen Eindruck machte.
    »Du fühlst dich nicht in Gefahr«, behauptete er.
    Sie schwieg.
    »Wenn es einen Weg gibt, aus diesem Netz herauszukommen, dann sage ihn mir«, verlangte er.
    Sie schwieg.
    »Ich glaube dir nicht mehr, daß du ebenfalls aus einer anderen Welt stammst. Du nimmst alles zu leicht hin. Du arbeitest mit dem Fürsten zusammen. Du hast mich zwar gerettet, aber nur davor, getötet zu werden - nicht vor der Gefangennahme für den Fürsten, wer immer das auch sein mag. Du arbeitest in Wirklichkeit für ihn, als Köder, als Lockvogel, und ich Narr bin auf dich hereingefallen. Wie sonst hätten sie uns so schnell gefunden außer durch dich?«
    Sie schwieg.
    ***
    Zamorra gähnte ausgiebig. Dann erlaubte er sich den Luxus, die Augen zu öffnen und sich aufzurichten. Er war wieder erwacht, und die Müdigkeit war verflogen. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, daß er etwa vier Stunden geschlafen haben mußte. Das reichte aus. Er war wieder hellwach und fühlte sich fit. Der autosuggestiv herbeigeführte Schlaf hatte ausgereicht, seine Kräfte auch in dieser kurzen Zeit zu erneuern.
    Er schwang die Beine aus dem Bett, beugte sich vor und stützte den Kopf auf die Hände. Er dachte an seinen Traum, versuchte ihn in die Erinnerung zurückzuholen. Eine Landschaft mit gelbem Sturmhimmel und großen, dunklen Vögeln. Eine Burgfestung, blaue Wachfeuer… Es war ein eigenartiges Bild, und es ähnelte in fataler Weise dem verwaschenen Eindruck, den das Amulett übermittelt hatte.
    Der Zusammenhang war klar…
    Zamorra erhob sich endgültig, suchte das Bad auf und machte sich frisch. In Hemd und Shorts suchte er dann nach Frühstück. Daß Nicole anscheinend noch wach und irgendwo im Château war,

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