0446 - Der Fluch aus dem Grab
dass sie aufgegeben haben?« fragte Jane. »Nein.«
»Hast du sie denn später gesehen?«
»Auch nicht. Die sind verbissen. Ich werde das Gefühl nicht los, dass sie mit dem Hexer Miles Banion einiges zu tun haben. Du weißt, wie beeinflussbar junge Menschen für okkulte Dinge sind. Möglicherweise hat man ihnen viel versprochen, auch Geld, aber bestimmt Macht über andere. Da werden sie noch wilder.«
Jane hatte mitgedacht. »Ihre Maschinen sind optimal. Damit kann man schon quer durch das Gelände fahren.«
»In der Tat.«
Die Detektivin wischte über ihr Gesicht. »Ja«, murmelte sie. »Manchmal ist es grauenhaft.«
Ich hatte die Geschwindigkeit gesteigert, um so rasch wie möglich das Ziel zu erreichen. Mit jeder Meile, die wir dem Ziel näher kamen, um so mehr wuchsen die Chancen. Die der Rocker verringerten sich, einen offenen Angriff konnten sie innerhalb der Stadt nicht riskieren. Da herrschte auch des Nachts keine, Ruhe auf den Straßen.
Der Verkehr hielt sich in Grenzen. Manchmal kam uns ein Lastwagen entgegen. Zumeist waren es Kühlfahrzeuge, die Frischfleisch oder andere leichtverderbliche Dinge transportierten.
»Freut euch nur nicht zu früh!« giftete Jerry aus dem Fond. »Ich habe meine Leute gut ausgebildet. Die wissen genau, was sie zu tun haben. Monkey ist informiert worden.«
»Hoffentlich bricht er sich nicht den Hals!« kommentierte ich.
»Keine Sorge, Bulle.«
Vor uns bildeten wenige Häuser eine kleine Ortschaft, durch die wir huschten. Sie besaß nicht einmal einen Namen. Die Lichter waren ausgeschaltet. Anschließend begleiteten Felder das graue Band der Straße bis nach Kilburn.
Die Felder wurden noch bestellt. Auf einem dieser Feldwege hatten sie gelauert.
Ich sah sie nicht, als sie sich daranmachten, die Straße zu überqueren.
Erst Sekunden später, als eine Maschine in den Lichtteppich unserer Scheinwerfer geriet.
Plötzlich lachte Jerry gellend auf. »Da sind sie. Sie haben uns gefunden. Jetzt geht es rund, Bulle.«
Zunächst einmal drehten die Rocker auf. Wir hörten das Dröhnen der Motoren, allerdings fuhren sie nicht sehr schnell, sondern ließen uns herankommen.
Wir rauschten vorbei.
Jane hatte aus dem Fenster geschaut. »Das war Monkey!« keuchte sie.
Ich nickte nur und schielte in den Innenspiegel: Hinter uns bewegten sich die Maschinen. Noch hatten sie die Fahrtrichtung nicht eingenommen.
Sie mussten sich erst ordnen, aber auch das würden sie schaffen und ungemein stark beschleunigen.
Und sie kamen.
Eine Horde aus der Hölle, begleitet vom Krach der PS-Starken Motoren.
Feuerstühle nennt man diese Maschinen. Sie machten ihrem Namen alle Ehre.
Jane hatte sich gedreht. Ich schaute geradeaus, in Richtung Kilburn, wo sich eine Lichtkuppel über der Fahrbahn ausbreitete.
Wenn wir dort waren, hatten uns sicherlich auch die Rocker erreicht. Ich gab Gas.
»Schnall dich an, Jane!« sagte ich.
»Bin angeschnallt!«
»Dann mach dich auf was gefasst…«
Jerry Granate lachte. »Ja, wir werden euch die Köpfe von den Schultern reißen.«
Jane drehte sich kurz um. »Vorher verlierst du deinen, Junge. Denk daran, mitgefangen - mitgehangen.«
»Ach scheiße!«
***
Gladys Morton war eine Frau von 42 Jahren, die vom Schicksal gezeichnet war.
Mit 39 war sie Witwe geworden. Da sie eine glückliche Ehe geführt hatte, war sie vom Tod ihres Mannes besonders stark getroffen worden. Kinder hatten sie keine gehabt, so fand sie auch bei blutsnahen Verwandten keinen Trost und musste sich mit dem Alleinsein abfinden.
Das wollte sie aber nicht.
Es gab Dinge, die man als Mensch einfach nicht akzeptieren konnte, und sie hatte einmal eine Radiosendung gehört, in der von magischen Ritualen gesprochen worden war, durch die Lebende Kontakt mit einem Verstorbenen aufnehmen konnten.
Wenn sie ihren Mann schon nicht mehr sah, wollte sie wenigstens mit ihm reden, und so versuchte Gladys Morton alles, um mit den Menschen in Kontakt zu treten, die sich mit diesem Gebiet beschäftigten. Sie hatte die Zeitungen durchgeblättert und die entsprechenden Annoncen gelesen. Natürlich war sie bei Scharlatanen gelandet, die nur ihr Geld wollten. Zu einem echten Kontakt mit dem Jenseits hatte es nie gereicht.
Gladys gab die Hoffnung nie auf. Sie ging zu einer Sekte. Dort wurde viel geredet, auch zelebrierte man Feste, aber ihrem Ziel kam sie nicht näher.
Bis zu dem Tag, als sie einen gewissen Miles Banion kennenlernte. Er hatte in einer Fachzeitschrift für Esotherik annonciert und sich
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