0446 - Höllenfrost
warum sein Herz nicht einfach stillstand. Kalter Schweiß bedeckte seinen Körper.
»Ich kann dich retten«, sagte sie.
Ihre Worte gingen halb an ihm vorbei. Er nahm sie nur mit einem Teil seines Bewußtseins wahr. Retten…?
Sie wiederholte die Worte. Briggs öffnete die Augen wieder, die er in kaltem Entsetzen geschlossen hatte, und starrte sie an. Eine verführerische, nackte Frau, die ihm gegenübersaß, die er gerade vor ein paar Minuten noch geliebt hatte. Ihr Körper reizte ihn auch jetzt noch und wieder. Aber sie war der Teufel. Der Pakt war abgelaufen. Sie war gekommen, um seine Seele zu holen. Retten? Retten…?
»Wie… wie meinst du das?« stieß er hervor.
Sie angreifen? Sie töten? Sie mit seinem Gewehr erschießen? Nein. Den Teufel kann man nicht töten.
»Deine Zeit ist vorüber, der Vertrag erfüllt«, sagte sie. »Ich sehe es in Dir.«
Die Wortwahl fiel ihm auf. »Du siehst es ? Du weißt es nicht?«
»Deine Seele verfällt der Hölle. Aber es gibt eine andere Möglichkeit«, sagte die Frau, die sich Shirona nannte.
Phil Briggs war bereit, nach dem kürzesten Strohhalm zu greifen, wenn der ihn nur eine Sekunde länger über dem tödlichen Wasser hielt.
»Sprich«, keuchte er, den die nackte Schönheit der Schwarzhaarigen plötzlich nicht mehr erregen konnte. Er fragte sich, wie er auf diese Teufelin hatte hereinfallen können. Sicher, er war lange nicht mehr mit einer Frau zusammengewesen, und die Schwarzhaarige mit ihrer Bereitwilligkeit hatte ihn förmlich um den Verstand gebracht. Aber trotzdem…
Warum hatte er nicht bemerkt, daß sie die Abgesandte der Hölle war?
»Wenn du mir einen Gefallen tust, werde ich dafür sorgen, daß deine Seele nicht in die Schwefelklüfte entführt wird. Du wirst deinen Frieden finden.«
»Da ist doch ein Haken dran.«
»Nein«, sagte die Schwarzhaarige. »Du bist nur eine Seele von vielen. Was sollten wir mit dir anfangen? Du wärest kein Erfolgserlebnis. Die schlechten Taten, die du dir zuschreiben kannst… bei LUZIFER, sie sind so wenig und so gering… wofür wärest du gut? Doch wir können dich nicht so einfach aus dem Vertrag entlassen. Du mußt etwas dafür tun.«
»Und was?« fieberte er.
»Ich sagte es schon - tu mir einen Gefallen. Dann löse ich deinen Pakt.«
»Ich werde alles -tun«, murmelte er tonlos. Plötzlich war Hoffnung wieder da, aber auch Zweifel. Begannen die Höllenqualen nicht schon jetzt? Gehörte das Erwecken falscher Hoffnungen nicht schon dazu? Trotzdem! Möglicherweise hatte er eine Chance. Und er wollte sie ergreifen. Wenn es ein Trick war, verlor er nichts, aber er konnte alles gewinnen.
»Was verlangst du von mir?«
»Du wirst dich einem Ort nähern, den ich dir nenne«, sagte die Schwarzhaarige. »Du wirst dort jemandes Aufmerksamkeit erregen. Die Aufmerksamkeit des Telepathenkindes.«
»Ich verstehe nicht.«
»Du brauchst es nicht zu verstehen. Du brauchst nur zu tun, was ich verlange. Wenn du dich jenem Wesen gegenüber siehst, schicke es hierher. Sage ihm, Shirona erwartet es.«
»Und das - das ist alles?«
»Das ist alles«, sagte die Schwarzhaarige. »Sobald du deinen Auftrag erfüllt hast, ist deine Seele frei. Auf dich sind wir nicht angewiesen.«
Phil Briggs schluckte.
»Das«, keuchte er, »will ich schriftlich haben.«
Die Schwarzhaarige zuckte leicht zusammen. Dann aber nickte sie. »Gib mir Papier und einen Stift, und ich werde es dir schriftlich geben. Sei unbesorgt - ich halte mein Wort, wenn du meinen Auftrag erfüllst.«
Briggs schloß die Augen.
»Einverstanden«, flüsterte er heiser.
***
Zamorra hatte die beiden Amulette zusammenzuschließen versucht, aber schnell wieder aufgegeben. Ein verwirrendes Durcheinander geistiger Impulse traf ihn und ließ ihn erschauern. Bilder stürzten durch sein Bewußtsein, die er nicht zu deuten wußte. Abneigung, Sympathie, Haß und Zuneigung… nichts paßte zusammen, alles war gegensätzlich, und es gab keine logische Verknüpfung.
Zamorra löste die Verknüpfung wieder. Er war unzufrieden.
Sagte ich es dir nicht ? machte sich sein Amulett bemerkbar, und es klang zu seiner Verwunderung nicht einmal spöttisch. Es konnte nicht gutgehen. Du kannst uns beide nicht zusammenschließen.
»Warum nicht?« stieß -er unwillkürlich hervor.
Doch das Amulett ging nicht darauf ein. Laß dich von dem Träger des anderen Amulettes lenken, empfahl es. Es wird den Weg besser finden als ich.
Zamorra wußte, daß ihm nichts anderes übrig bleiben würde. Er
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