0446 - Höllenfrost
mußte sich auf die Mithilfe eines Menschen verlassen, der eine Zusammenarbeit nicht wollte!
»Sie müssen mir helfen, Ombre«, sagte er und erklärte Cascal die Sachlage, ohne auf die Sprechfähigkeit seines Amuletts einzugehen. Gleichzeitig fragte er sich, wieso er die beiden Amulette nicht zusammenschließen konnte. Was trennte sie? War das siebte, Merlins Stern, allen anderen wirklich so sehr entfremdet?
Er konnte es einfach nicht glauben, und er wollte es auch nicht glauben. Etwas anderes mußte dahinter stecken, aber Merlins Stern war wohl nicht gewillt, ihm dieses Rätsel zu erklären. Er würde wahrscheinlich Merlin selbst fragen müssen.
Nur hatte der sich wieder einmal in seine Tiefschlafkammer zurückgezogen, um sich zu erholen. Seit sie gemeimsam in der Vergangenheit des Silbermondes und der Wunderwelten gewesen waren, hatte Merlin sich verändert. Er war greisenhaft schwach geworden. Etwas stimmte nicht mit ihm. [3]
Jetzt aber war Zamorra auf sich allein gestellt. »Ombre, helfen Sie mir«, bat er. »Es ist in unser aller Interesse.«
»Sie geben ja doch keine Ruhe, wenn ich es nicht tue«, murrte der Neger. »Also gut, ich werde versuchen, was ich tun kann. Allerdings werden Sie mich anleiten müssen. Und versprechen Sie sich besser nichts davon…«
Wir werden sehen, dachte Zamorra. Es hofft der Mensch, solange er lebt.
Vielleicht klappte es ja, und sie fanden die Spur des Träumers.
Julian, das Telepathenkind…
Die Hinweise waren doch zu deutlich!
***
Wieder lachte Stygia. Sie hatte diesen alten Narren im Griff. Mit Sex geködert, und er war trotz seines Alters nicht schlecht gewesen, dann mit dem Schock konfrontiert und schließlich zur Mithilfe gezwungen.
Sie würde seine Seele wirklich freigeben. In gewisser Hinsicht fühlte sie sich dem Ehrenkodex des früheren Fürsten der Finsternis, Asmodis, verbunden. Asmodis hatte nie gelogen. Er hatte zwar mit allen ihm möglichen Tricks gearbeitet, um seine Interessen durchzusetzen, aber er war immer ehrlich gewesen, hatte zu seinem Wort gestanden. Auch wenn es zu seinem Nachteil war. Aber er war stark genug gewesen, das zu verkraften. Er war ein ganz anderer Dämonenherrscher gewesen als dieser Leonardo deMontagne, der nur aus Intrigen und Mißtrauen, aus Lug und Trug bestand und der nicht nur die Menschen in die Irre führte, sondern auch seinesgleichen.
Aber Asmodis hatte der Hölle den Rücken gekehrt.
Dieser Narr nannte sich jetzt Sid Amos, hatte mit seiner Vergangenheit gebrochen und sich seinem entarteten Bruder Merlin angedient, dessen Stellvertreter er nun war. Damit hatte er viele Erzdämonen schwer enttäuscht.
Stygia grinste Phil Briggs an.
Sie hatte wirklich die Macht, den Pakt zu lösen, mit dem er gebunden war, und sie würde es auch tun, wenn er ihr von Nutzen war. Sie würde eine Ausrede dafür finden, und kaum jemand würde sich sonderlich dafür interessieren. Derzeit standen ganz andere Fälle an. Seelen, die wirklich schuldig geworden waren. Da fiel ein relativ harmloser alter Trapper überhaupt nicht mehr ins Gewicht.
Und selbst wenn Leonardo deMontagne davon erfuhr - es war kein Grund, sie zur Rechenschaft zu ziehen.
Eher schon, was daraus folgen würde.
Denn da wollte sie ihre eigenen Wege gehen…
Was sie von ihm wollte, hatte sie ihm gesagt.
Jetzt durfte sie sich nur nicht erwischen lassen. Denn vielleicht konnte sie das Telepathenkind, wer auch immer das war, für ihre Zwecke gewinnen. Das Wesen war noch nicht lange präsent, das stand fest. Es war vielleicht noch formbar.
Die Schwarze Familie fürchtete es.
Stygia nicht…
***
Julian ahnte nichts von der Nähe der Gefahr. Er fühlte sich in der neuen Umgebung nicht wohl, aber sicher. Die Ortsveränderung reichte seines Erachtens aus. Wer der Spur aus seiner Traumwelt, die er mit der Kraft seiner Gedanken zu fester Materie hatte werden lassen, folgte, würde höchstens auf das inzwischen zerstörte alte Versteck stoßen.
Und damit endete alles; Julian traute seinem Vater. Wenn der sagte, es gäbe keine Spuren mehr, dann war es so.
Aber Julian vertiefte sich auch nicht weiter in dieses Problem. Er hatte andere Sorgen. Und dafür mußte er allein sein.
Nicht aus den Gründen, die seine Mutter Uschi Peters annahm. Es war etwas anderes, womit Julian fertig werden mußte. Und er ging zum Höhlenausgang, weil er nicht eingeengt sein wollte, wenn er nachdachte. Die Höhle war sicher, doch unkomfortabel. Sie war seiner nicht angemessen. Ihm gebührte eine
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