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0448 - Der Nebel-Henker

0448 - Der Nebel-Henker

Titel: 0448 - Der Nebel-Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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dann unternahm er nichts gegen den Ankömmling. »Gryf!« stieß er hervor. »Was machst du hier? Hilf ihm!«
    Der Druide half schon. Seine schockgrünen Augen erstrahlten in gleißendem Leuchten, als er seine Druidenkraft entfesselte. Er versetzte sich im zeitlosen Sprung zu Pierre Lanart ins Wasser, bekam den Kripo-Mann zu fassen und sprang erneut, zurück zu Zamorra aufs Trockene.
    Tropf naß standen sie beide da, Lanart hoffnungslos verstört. Immer noch wirkten Gryfs magische Kräfte. Die Nässe der Kleidung schwand; sie trocknete innerhalb weniger Augenblicke, ohne daß es den beiden Männern dabei zu warm wurde. Und Gryf, der nur Hemd und Hose trug, fror auch nicht; mit seiner Magie hielt er sich in der Nachtkälte warm.
    Lanart starrte den blonden Fremden an. »Ich glaube es nicht«, murmelte er. »Ich glaube es einfach nicht… ich glaube es einfach nicht…«
    »Wenn Sie das nächste Mal ins Wasser springen, Monsieur, sollten Sie auf jeden Fall entsprechende Badekleidung tragen«, empfahl Gryf, dessen Augen immer noch schwach leuchteten.
    »Was - wer - wer, zum Teufel, sind Sie?« keuchte Lanart.
    »Mit dem Teufel habe ich herzlich wenig zu schaffen«, meinte Gryf. »Der zählt eher zu den Leuten, die ich zu meinen wenigen Feinden rechne. Sie sind Pierre Lanart, Mordkommission Bordeaux?«
    »Woher wissen Sie das?« fragte Lanart entsetzt.
    »Ich habe mir erlaubt, es aus Ihren Gedanken zu lesen«, sagte Gryf. »Ich bin Gryf ap Llandrysgryf. Falls Sie über diesen Namen stolpern möchten: er ist gälisch, aber Sie dürfen mich einfach Gryf nennen.«
    »Meine - meine Gedanken haben Sie gelesen? Sind Sie ein Ungeheuer?« stieß Lanart bleich hervor.
    »Ich bin kein Ungeheuer, sondern eher ein Parapsychologe«, lächelte Gryf. »Rauchen Sie Pfeife?«
    »Nein.«
    »Schade. Ich hätte mir jetzt gern eine Pfeife und etwas Tabak bei Ihnen ausgeliehen. Bei Zamorra kann ich das nicht; der ist ja ein Gesundheitsapostel, der nur passiv raucht.«
    »Passiv?«
    »Nun ja, wirkliche Nichtraucher gibt’s doch nicht! Den Qualm von Rauchern kriegt jeder irgendwie mit, also gibt es nur aktive und passive Raucher. Ich bin aktiv, aber ich rauche nur Pfeife. Sie haben wirklich keinen Tabak und keine Pfeife da? Bei meinem überstürzten Aufbruch konnte ich meinen eigenen Kram leider nicht mitnehmen.«
    Ganz allmählich bekam der trocknende Pierre Lanart sein Denkvermögen zurück. »Sie sagten, Sie seien Parapsychologe? Wie Zamorra?«
    Zamorra grinste von einem Ohr zum anderen. Für den Silbermond-Druiden Gryf war es am einfachsten, sich diese Berufsbezeichnung zu geben, um seine enge Beziehung zur Magie zu erklären. Der Professor entsann sich, daß Gryf sich auch Ted Ewigk damals als Parapsychologe vorgestellt hatte, als sie sich in Llewellyn-Castle in den schottischen Highlands zum ersten Mal kennenlernten.
    »Gryf ist ein Druide«, fühlte Zamorra sich bemüßigt, zu erklären. Lanart seufzte.
    »Druiden, das sind doch diese Leute in den weißen Gewändern, die sich zu Sonnenwendfesten um die Menhire von Carnac oder drüben in England bei Stonehenge versammeln…«
    »Druiden«, grinste Gryf, »sind diese Leute, die auf Bäume klettern und mit goldenen Sicheln Misteln schneiden, um den Galliern einen Zaubertrank zu brauen, damit die den Römern eins auf die Nuß geben können!«
    »Druiden sind Menschen, die Menschenopfer gebracht haben«, warf Zamorra trocken ein, »aber Gryf gehört zu den Druiden vom Silbermond, und die haben mit den keltischen Druiden wenig zu tun. Es lohnt sich also nicht, entsprechende positive oder negative Vorurteile zu züchten.«
    »Sie beide kennen sich also«, schloß Lanart messerscharf. »Warum mußte mich dieser Griffe-ap-unaussprechlich dermaßen erschrecken? Sagen Sie, Monsieur Griffe, wie haben Sie das eigentlich gemacht, einfach so aus dem Nichts aufzutauchen?«
    Gryf sah Zamorra an, und in seinem Gesicht war die unausgesprochene Frage zu lesen.
    »Zeig’s ihm«, munterte Zamorra ihn auf.
    »All right, so«, grinste der Druide und vollzog einen kurzen zeitlosen Sprung. Von einem Augenblick zum anderen befand er sich mit einem einzigen Schritt nicht mehr rechts von Lanart, sondern links, aber dazwischen lagen mehr als fünf Meter, die er mit diesem einzigen Schritt auf normalem Weg niemals hatte zurücklegen können.
    »Uff«, machte Lanart und griff sich an den Kopf. »Frage: ob das alles nicht ein bißchen zu viel für mich ist? Ich sehe und muß deshalb glauben, aber warum ich? Verdammt,

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