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0448 - Der Nebel-Henker

0448 - Der Nebel-Henker

Titel: 0448 - Der Nebel-Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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dabei nicht einmal naß werde?«
    »Zauberkünstler, wie?« spöttelte Lanart.
    »Wenn Sie es so ausdrücken wollen… aber ich werde wirklich nicht naß, wenn ich diesen Bach durchschreite. Glauben Sie’s mir. Sie haben mir schon so viel Unglaubliches geglaubt, da kommt es auf das Bißchen doch auch nicht mehr an.«
    »Und was versprechen Sie sich davon?«
    »Ich folge der Spur, die dieser Mörder hinterlassen hat.«
    »Was ist das überhaupt für eine Spur? Ich sehe nichts außer Ihrem seltsamen Verhalten, Zamorra.«
    »Sie können diese Spur auch nicht sehen. Ich glaube…« Er verstummte und legte sich seine nächsten Worte erst einmal in Gedanken zurecht. Bisher hatte er nur eher intuitiv gehandelt, und erst jetzt, da er mit Lanart darüber sprach, begann er für sich selbst die Erkenntnisse zu verarbeiten und zu verwerten.
    »Ich glaube, dieser Punkt, an dem ich eben auf der Straße gestanden habe… das ist der Punkt, an dem der Mörder diese Welt betreten hat.«
    »Und dann ist er durchs Wasser gewandert oder geschwommen?« Lanart lachte hart. »Langsam glaube ich doch, daß Sie mich nur auf den Arm nehmen wollen. Ich bin ja bereit, eine ganze Menge zu glauben, aber irgendwo sind auch für mich Grenzen gesteckt!«
    »Langsam«, beschwichtigte der Parapsychologe. »Ich habe nicht gesagt, daß der Mörder geschwommen ist. Sie haben mich nicht zuende reden lassen. Er ist hier an dieser Stelle existent geworden. Vorher war er es nicht, oder zumindest nicht in dem Sinne, wie wir es meinen. Er ist erst hier an diesem magischen Ort zu fester Materie geworden. Ob es sich dabei wirklich um Fleisch und Blut handelt, wage ich sogar noch zu bezweifeln. Abstreiten kann ich’s aber auch nicht.«
    »Also eine Gespenstergeschichte?«
    »Auch das behaupte nicht ich, sondern Sie«, wehrte Zamorra ab. »Bis zu diesem Punkt ist das Wesen, was auch immer es ist, jedenfalls immateriell gewesen, nicht stofflich. Und in diesem nicht stofflichen Zustand hat es die Spur hinterlassen, der ich folgen wollte, als Sie mich daran hinderten. Es bedient sich des Mediums Wasser…«
    »Ein Fisch«, sagte Lanart. »Ein Wer-Fisch. Das ist doch mal was ganz Neues. Wenn es Werwölfe gibt, warum soll es dann nicht auch Wer-Fische geben. Langsam aber sicher streikt meine Fantasie nun doch.«
    »Vorhin, als Sie meine Erklärungen ohne Spott entgegengenommen haben, waren Sie mir sympathischer, Pierre«, sagte Zamorra ehrlich. »Vielleicht hätten Sie die Güte, mich mal ausreden zu lassen, anstatt hier Lächerlichkeiten zu produzieren. Wer-Fische… Ich streite nicht einmal ab, daß es so etwas möglicherweise tatsächlich geben könnte. Die alten Märchen von Nixen und Nökken stoßen uns doch gerade mit der Nase darauf, daß es Wesen geben soll, die wahlweise Menschenoder Fischgestalt annehmen können oder irgend etwas als Zwischenform. Aber hier, in diesem Fall, klingt das doch eher peinlich, mon ami.«
    »Und was ist nun Ihre Version?«
    »Es bedient sich des Mediums Wasser«, wiederholte Zamorra. »Vielleicht wissen Sie, Pierre, in welchen verschiedenen Formen Wasser auftreten kann. Es kann ein Bach sein, ein Fluß, ein See, es kann Regen sein oder Wasserdampf oder Eis oder Nebel und irgendwie schafft es unser Freund, sich in irgend einer Form durch Wasser zu bewegen. Nebenbei bemerkt bestehen wir Menschen ebenfalls größtenteils aus Wasser. Er kann also sogar ein Mensch sein, der nur eine neue Möglichkeit gefunden hat, sich fortzubewegen.«
    Diesmal schwieg Lanart, aber sein Gesicht, im seltsamen Licht einer Gaslaterne deutlich zu sehen, zeigte klar, was er von Zamorras Erklärung hielt. Die Sache wurde ihm langsam, aber sicher zu fantastisch.
    Zamorra kam eine Idee. »Sagen Sie, Pierre, wissen Sie, ob es hier in der Gegend einen See gibt?«
    Lanart zuckte mit den Schultern. Er zwang sich geradezu, die Frage ernsthaft zu beantworten. »Das hängt davon ab, wie dehnbar der Begriff ›in der Gegend‹ ist. Welchen Radius meinen Sie denn?«
    Zamorra erinnerte sich, daß magische Phänomene oftmals auf einen eng begrenzten Bereich beschränkt blieben. Was das Gewässer anging… »Etwa einen Radius von drei bis fünf Kilometern.«
    »Da gibts Sumpfgebiete. Die ziehen sich hier durch das gesamte Flachland, ein großes Dreieck zwischen den Bergen im Süden und im Nordosten, bis nach Bordeaux hinauf. Im Sommer ist es hier kaum auszuhaltem Die verdammten Mückenschwärme sind eine schlimmere Plage als die Engländer.«
    Zamorra lachte leise. Es war

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