0448 - Heroin für reiche Ladies
Batterie von Studiolampen. Ich habe ihn nicht zu Gesicht bekommen.« Er ballte die Fäuste. »Wenn ich daran denke, daß Jessica sich in seiner Gewalt befindet, werde ich wahnsinnig!«
»Es kommt jetzt darauf an, die Ruhe zu behalten. Nur dann haben wir eine Chance, die Gangster zu stellen«, sagte Phil.
»Ruhe, Ruhe!« sagte Cyrus bitter. »Sie haben gut reden! Vielleicht hätte ich den Mund halten sollen. Vielleicht war es idiotisch von mir, mich Ihnen anzuvertrauen! Wenn Jessica etwas zustößt, werde ich nie wieder glücklich sein!«
»Sie müssen sich an jedes Detail erinnern, auch an das kleinste und anscheinend nebensächlichste«, sagte ich. »Unsere Fragen werden Ihnen dabei helfen. Wenn wir einen bestimmten Ausgangspunkt und die wahrscheinliche Geschwindigkeit zugrunde legen, muß es möglich sein, die ungefähre Lage des Gangsterquartiers zu ermitteln.«
»Ja«, sagte Cyrus bitter, »ich weiß genau, wie das Ergebnis aussehen wird. Wenn wir Glück haben, können wir das Gebiet auf einen Radius von zehn Meilen begrenzen, vielleicht auch nur auf fünf. Im Falle Hoboken bedeutet das ein Areal mit mehr als zehntausend Häusern!«
»Es ist ein Beginn«, sagte ich. »Oder?« Cyrus starrte mich an. »Was ist, wenn die Kerle das Haus beobachten und wissen, daß Sie bei mir sind?«
»Das hat nichts zu bedeuten«, beruhigte ich ihn. »Wenn sie erfahren, daß man wegen Ihres Verschwindens Anzeige erstattet hatte, wird man unseren Besuch als ganz selbstverständlich empfinden.«
»Ja, jetzt vielleicht. Aber was wird sein, wenn Sie wieder kommen?«
»Wir werden als Patienten zu Ihnen kommen, während der Sprechstunde. Niemand wird uns erkennen.«
Er biß sich auf die Unterlippe. »Wenn ich nur wüßte, wie ich Jessica helfen könnte!«
»Hat man Ihnen schon genaue Verkaufsanweisungen erteilt?« fragte ich.
»Nein. Der ,Boß‘ sagte mir nur, daß ich schon bald die erste Ware bekäme. Er sagte weder wie, noch nannte er ein genaues Datum.«
»Sie werden mitspielen müssen«, sagte ich. »Es muß uns gelingen, die Bande über die Zulieferer aufzurollen«
»Die Bande ist mir egal. Erst muß Jessica frei sein! Dann können Sie meinetwegen tun und lassen, was Sie für richtig halten. Solange Jessica in der Gewalt der Gangster ist, erwarte ich von Ihnen äußerste Zurückhaltung! Wenn meiner Schwester wegen Ihrer Unvorsichtigkeit etwas zustoßen sollte, mache ich Sie dafür haftbar!«
***
Jessica blickte sich in dem Zimmer um. Der Raum war etwa zwölf Quadratyard groß. Er war nur mit einer Schlafcouch, einem Schrank und einer kleinen Sesselgarnitur möbliert. Das Zimmer hatte kein Fenster. Gleich neben der Tür befand sich ein Waschbecken. Darüber hing ein Spiegel. Die Möbel waren einfach, aber relativ modern.
»Ich möchte mit Ihrem Chef sprechen, und zwar sofort!« sagte Jessica. Der Mann, der sie in das Zimmer gebracht hatte, grinste breit. »Sie können ganz beruhigt sein«, meinte er höhnisch. »Der Boß wird nicht lange auf sich wurten lassen!« Er zog die Tür ins Schloß. Jessica hörte, wie er von außen den Schlüssel herumdrehte und davonging.
Jessica wartete einige Sekunden, dann trat sie an die Tür und rüttelte daran. Sie merkte, daß es eine sehr solide Tür war. Ihr fiel eine Szene ein, die sie kürzlich in einem Kriminalfilm gesehen hatte.
In dieser Szene hatte ein Gefangener eine Decke durch den unteren Türschlitz geschoben. Er hatte dann den Schlüssel ins Zimmer gezogen. Jessica hatte den Trick behalten, aber sie entdeckte rasch, daß es keine Möglichkeit gab, ihn hier anzuwenden. Die Tür schloß sehr dicht, millimetergenau.
Jessica setzte sich. Sie dachte an James. Ihr blutete das Herz bei der Erinnerung an sein Aussehen. Es war gräßlich, wie diese Bestien ihren geliebten Bruder zugerichtet hatten! Er war tapfer bemüht gewesen, Haltung zu zeigen, aber Jessica hatte genau gespürt, was in ihm vorgegangen war.
Man hatte ihr erlaubt, mit ihm zu sprechen. Das war kurz nach jenen scheußlichen Minuten gewesen, als er von einem Schläger brutal zusammengetrommelt worden war. Vermutlich hatten sich die Gangster von der Begegnung in dem leeren, muffigen Zimmer eine letzte, nachhaltige Schockwirkung auf James versprochen.
Jessica war stolz, daß sie es geschafft hatte, ihm Mut zuzusprechen. Statt der hysterischen Szene, auf die die Gangster gewiß gewartet hatten, war es ihr gelungen, James ein paar wertvolle Hinweise zu geben. Ob er damit etwas anzufangen wußte?
Der Schlüssel
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