0448 - Heroin für reiche Ladies
dunkle Welle der Bewußtlosigkeit gefolgt.
Jessica trat an die Tür.
Sie rüttelte daran. Dann hämmerte sie mit den Fäusten dagegen. Sie schrie.
Niemand antwortete.
Jessica wandte sich um. Sie preßte den Rücken und die flachen, gespreizten Hände gegen das Holz der Tür. Sie starrte den Toten an. Wie lange wollte man sie mit ihm allein lassen?
Wo blieben denn seine Leute jetzt? Warum kamen sie nicht? Weshalb hatten sie nicht verhindern können, daß ihr Chef ermordet wurde? Hatten sie ihn vielleicht umgebracht?
Fragen, Fragen, Fragen! Wer würde sie beantworten? Jessica begann zu zittern. Sie wandte den Kopf und legte ein Ohr gegen die Türfüllung. Sie hörte Schritte, die eine Treppe hinauf- und hinunter jagten. Männerschritte. Die Männer schienen in Eile zu sein.
Jessica stieß sich von der Tür ab. Sie stieg über den Toten hinweg und setzte sich auf einen Stuhl. Sie setzte sich so, daß sie dem Toten den Rücken zuwandte.
Sie bemühte sich, das schreckliche Geschehen zu rekonstruieren. Wenn sic frei war, würde die Polizei von ihr wissen wollen, wie der Mord passiert war.
Wie erklärte es sich, daß sie den Täter weder gesehen noch gehört hatte?
Der Bandenchef und sie hatten während des kurzen, heftigen Ringens dicht an der Tüirschwelle gestanden. Die Tür war offen gewesen. Der Gangster hatte der Tür den Rücken zugekehrt. Jessica, die damit beschäftigt gewesen war, seinen Zudringlichkeiten zu entgehen, hatte nicht auf die Tür geachtet.
Ja, dem Mörder war es leichtgemacht worden.
Ob auch die Polizei so leichtes Spiel haben würde? Jessica bezweifelte es.
***
Unsere tüchtigsten Kollegen stehen nicht auf der Gehaltsliste. Es sind die Computer.
Ohne sie wären unsere Archive und Karteien nahezu undurchdringliche Informationsdschungel. Die Computer speichern sämtliche Daten und spucken sie wieder aus, wenn sie benötigt werden. Wenn wir, um ein Beispiel zu nennen, einen Mann mit Glatze suchen, fragen wir den Computer. Sein elektronisch gesteuertes Hirn tastet in Bruchteilen von Sekunden die richtigen Lochstreifen ab und liefert sofort das Ergebnis.
Phil und ich suchten einen Gangster, der eine Vorliebe für Damen der gehobenen Gesellschaft hatte, einen Mann, der Tänzerinnen und andere Amüsiermädchen als ›Proletenfutter‹ bezeichnete.
Jessica hatte diese Details ihrem Bruder mitgeteilt. Es waren sehr wichtige Einzelheiten, die einzigen, die wir von dem Bandenchef wußten. Dann existierte der Bericht, den James Cyrus uns gegeben hatte. Er bezog sich im wesentlichen auf die Stimme des Bandenchefs. Klang und Modulationsfähigkeit dieser Stimme hatten James Cyrus auf ein Alter von fünfundvierzig Jahren schließen lassen, aber das war natürlich eine sehr vage Aussage.
Der Computer versorgte uns blitzschnell mit den gewünschten Daten. Wir erhielten fünf Namen.
Da war zunächst ein Bursche, der den Spitznamen Ladykiller-Joe trug. Er war auf Turf- und Wettbetrug spezialisiert und verkehrte gern in gehobenen Kreisen. Da er gut aussah und sehr charmant sein konnte, hatte er es bei den Damen der oberen Gesellschaftsschichten leicht. Sein voller Name war John French.
Dann existierte irgendwo in New York eine Type namens Big Fiddle, ein ehemaliger Jazzgeiger, der mehrfach vorbestraft war und dessen Einkünfte aus sehr trüben Quellen flossen. Er schien sich auf Rauschgifthandel spezialisiert zu haben und belieferte in der Hauptsache Jazzmusiker. Big Fiddles richtiger Name war Dick Erskine. Auch Erskine hatte ein Faible für die Damen der höheren Einkommensklassen.
Howard Eliot Parker nannte sich ein Mann, der Brooklyn unsicher machte und Erpressungen organisierte. Da sich Erpressungen größeren Stils nur bei reichen Leuten lohnen, hatte er sein Jagdgebiet auf die Gegend am Riverside-Drive ausgedehnt.
Weiter gab es einen Burschen namens Richard Gwendolyn, alias Richy-Boy, dessen Appetit auf Ladies der High Society einen sehr realen Hintergrund hatte; er galt als versierter Heiratsschwindler und war einschlägig vorbestraft.
Das fünfte und letzte Mitglied dieser Gruppe war ein Mann,- der Joe Sheppard hieß. Er war lizenzierter Waffenhändler gewesen. Sein Versuch, ein Waffenembargo zu umgehen, hatte ihm die Zulassung gekostet. Er war daraufhin in Gangsterkreisen zu einem gewissen Einfluß gelangt; angeblich war er mit Leuten des Snyder-Syndikates liiert.
Wir ergänzten die vorhandenen Informationen mit den Daten, die die Zentralkartei von diesen Leuten lieferte. Dann setzten wir
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