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0448 - Heroin für reiche Ladies

0448 - Heroin für reiche Ladies

Titel: 0448 - Heroin für reiche Ladies Kostenlos Bücher Online Lesen
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knarrte im Schloß. Im nächsten Moment öffnete sich die Tür. Ein großer, schlanker Mann trat ein. Er trug einen Anzug, der zu auffällig war, um wirklich elegant zu sein. Allerdings war zu sehen, daß der Anzug von einem guten Schneider stammte.
    An dem Mann sah alles gut und teuer aus: das seidene Oberhemd, die Krawatte mit der Brillantnadel, der große Solitärring an seinen leicht behaarten Händen, und die weichen, handgearbeiteten Wildlederschuhe.
    Das Gesicht des Mannes war ein schroffer Gegensatz dazu. Es hatte einen ausgefuchsten, lauernden Ausdruck. Jessica fand die schmalen, farblosen Lippen ebenso abstoßend wie die grobporige, blasse Haut. Von den Augen war nichts zu sehen, denn der Mann trug eine Sonnenbrille. Er hatte schwarzes Haar, das er ungescheitelt und glatt nach hinten gekämmt trug.
    Seine Ohren waren merkwürdig schmal und spitz, wie die Ohren einer Fledermaus. Er lächelte maliziös. Jessica merkte, daß sie eine Gänsehaut bekam.
    »Ich bin Joe«, sagte der Mann. »Darf ich fragen, ob man Ihnen schon das Abendessen gebracht hat?«
    »Ich lege keinen Wert auf Essen«, sagte Jessica leise, aber sehr scharf. »Sind Sie der Bandenchef?«
    Das Lächeln des Mannes vertiefte sich. Es war amüsiert, ohne eine Spur von Wärme. »Ich vermute, daß Sie sehr kindliche Vorstellungen vom Wesen eines Syndikatsbosses haben«, meinte er. »Sie glauben gewiß, daß es' sich dabei um einen besonders blutrünstigen, gemeinen Burschen handeln muß, um einen Mann, den man nicht mal mit der Feuerzange anfassen sollte. Habe ich recht?«
    »Stimmt genau«, sagte Jessica und hob das Kinn.
    Der Mann lehnte sich neben die Tür mit dem Rücken an die Wand. Er verschränkte die Arme vor die Brust und gab überraschenderweise zu: »Sie haben recht damit.« Er räusperte sich und fuhr fort: »Wenn ich von kindlichen Vorstellungen spreche, beziehe ich mich auf die Tatsache, daß Sie eine höchst einseitige Klassifizierung vornehmen. Es stimmt, daß ich im branchenüblichen Sinne ein Gangster bin, ein Mann, der das Gesetz mißachtet. Es ist richtig, daß ich vor keinem Mittel zurückschrecke, um meine Ziele zu erreichen. Aber unterscheide ich mich in den Grundzügen meines Handelns und Wollens von den Produkten der sogenannten besseren Gesellschaft? Wie macht denn Ihr Bruder sein Geld, um ein Beispiel zu nennen? Jeder sucht einen Weg — seinen Weg — um rasch reich zu werden. Ich könnte Ihnen da einige Dinge erzählen, die Ihnen rasch die Augen öffnen würden. Ich verzichte darauf, weil ich fühle, daß Sie mir noch mißtrauen.«
    »Daran wird sich nichts ändern.«
    Er lachte leise. »Ich habe großes Überzeugungsvermögen, Jessica.«
    »Ich verbiete Ihnen, mich beim Vornamen zu nennen!« sagte sie heftig.
    »Nun gut, vielleicht sollte ich mich noch ein wenig in Zurückhaltung üben. Andererseits sollten Sie mir eine faire Chance geben, meinen Standpunkt zu erläutern.«
    »Fair! Sie wissen nicht, was das heißt.«
    »Ich weiß, was im Leben wichtig ist und was nicht«, meinte der Mann. »Mit der Fairneß ist‘s wie mit der Treue. Man übt sie nur so lange, wie sie opportun ist. Man erwartet dabei die Anerkennung anderer. Es ist eine Form der Eitelkeit, meine Teuerste.«
    »Ich kann auf diese törichten und überdies falschen Unterweisungen verzichten«, sagte Jessica kühl. »Mir genügt es, zu erfahren, wann Sie mich endlich laufen lassen werden.«
    »Sofort, wenn Sie wollen.«
    »Ich will!«
    Der Mann lächelte. »Vorher müssen Sie freilich eine kleine Bedingung erfüllen.«
    Jessica runzelte die Augenbrauen. »Welche?«
    »Sie müssen ein bißchen nett zu mir sein!«
    Jessica schoß das Blut in die Wangen.
    »Scheren Sie sich ‘raus!« sagte sie heftig.
    Er grinste. »Ich bin hier zu Hause, mein Täubchen. Es hat keinen Zweck, mich wütend zu machen.«
    Jessica merkte, wie sich ihr Herzschlag beschleunigte. »Sie können nicht das Wort brechen, das Sie meinem Bruder gegeben haben! Sie haben ihm versprochen, mich freizulassen, sobald Sie erkennen, daß er Ihre Aufträge ausführt!«
    »Muß er denn was erfahren?« fragte der Mann grinsend.
    Er ging langsam auf sie zu. Jessica atmete schneller. Sie spürte, wie sie ein Opfer ihrer Angst zu werden drohte.
    Jessica wich zurück. Sie prallte mit dem Rücken gegen die Wand. Er hat die Tür nicht verschlossen, fiel ihr ein. Ich muß ihn übertölpeln. Ich muß es schaffen, an ihm vorbei auf den Gang zu kommen! Eine rasche Bewegung… und er wird eingeschlossen

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