0448 - Heroin für reiche Ladies
sein!
Sie wußte nicht, was sie jenseits der Tür erwartete. Es war im Augenblick nicht wichtig. Nur eins zählte: sie mußte diesem Mann entrinnen!
Er lachte. »Ich kann Gedanken lesen, Baby. Du möchtest mir entschlüpfen. Ich rate dir, dir nicht unnötig Ärger zu machen. Du kämst keine zehn Yard weit.«
Er hob seine Arme. Sie stieß sie beiseite und huschte darunter hindurch. Für den Bruchteil einer Sekunde durchzuckte sie ein Gefühl des Triumphes. Sie stürmte zur Tür und riß sie auf. Aber schon im nächsten Moment packte sie eine Hand am Haar und riß sie zurück.
Jessica stieß einen Schrei aus, als sie den jähen, heftigen Schmerz verspürte. Tränen des Schmerzes und der Enttäuschung traten in ihre großen Augen. Der Mann hielt sie noch immer am Haarschopf fest. Er zwang sie, ihm das Gesicht zuzuwenden.
Jessica zitterte am ganzen Körper. Sie sah seinen blassen, schmalen Mund dicht vor sich. Er flößte ihr Abscheu und Widerwillen ein. »Bitte«, flüsterte sie. »Lassen Sie mich los! Sie tun mir weh!«
»Habe ich dich nicht gewarnt?« fragte er.
»Ich hasse Sie!« zischte sie ihm ins Gesicht. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie ihn an.
»Ich schreie!«
»Versuch's doch mal«, höhnte er.
Jessica hob einen Fuß und trat mit aller Wucht gegen das Schienbein ries Mannes. Er stieß einen leisen Fluch aus. »Mach das nicht noch mal!« warnte er.
***
Der Mörder fuhr mit seinem Wagen bis zur Mitte der mäßig beleuchteten Allee.
Er stieg aus und schaute sich um.
Einige Hunde beschnüffelten eine Batterie überfüllter Mülltonnen. Aus geöffneten Fenstern dröhnten die Lautsprecher von Radios und Fernsehgeräten. Ganz in der Nähe stritten in einer Wohnung ein Mann und eine Frau miteinander. Die Frau hatte eine schrille, hysterische Stimme. Der Mörder grinste. Er steckte sich eine Zigarette an und blickte dann auf die Uhr. Ja, es wurde Zeit, den Job zu erledigen.
Er ging die Allee hinab, ohne besondere Eile, die Hände auf den Rücken gelegt. Zwei junge Burschen kamen ihm entgegen. Sie trugen Lederjacken und Nietenhosen. Ihre aggressive Haltung machte deutlich, daß sie im allgemeinen gern fremde Leute anrempelten und Streit suchten. Sie kannten ihn nicht, aber sie sahen seine breiten Schultern und die schmalen Hüften.
Der Mörder bewegte sich mit den weichen, elastischen Schritten eines Mannes, der seinen Körper beherrscht. Die beiden Burschen spürten, daß etwas Bedrohliches von ihm ausging und gingen schweigend an ihm vorüber.
Der Mörder blieb nach zehn weiteren Schritten stehen. Er wartete, bis die Burschen außer Sichtweite waren, dann klopfte er an eine schmale Holztür. Die Tür wurde so rasch geöffnet, als hätte das Klopfen einen besonderen Mechanismus ausgelöst.
Hinter der Tür war es dunkel. Nur der blasse, verschwommene Fleck eines Gesichtes war zu erkennen. »Es wird Zeit, daß du kommst.«
»Hallo, Jim«, sagte der Mörder leise. »Alles okay?«
»Alles okay. Bist du bereit?«
Der Mörder lachte fast lautlos. »Ich bin immer bereit«, sagte er. Er ließ die Zigarette fallen und trat sie mit dem Absatz aus. Dann folgte er dem Mann ins Innere des Gebäudes.
***
»Lassen Sie mich los!« stieß Jessica hervor.
»Du wirst mir noch aus der Hand fressen!« versicherte er. Seine Lippen suchten ihren Mund. Jessica drehte, von Ekel und Haß gewürgt, den Kopf beiseite.
Plötzlich durchzuckte seinen Körper ein Stoß. Es war fast so, als sei er von einem elektrischen Schlag getroffen worden. Über seine Lippen kam ein dumpfer, gurgelnder Laut. Die Arme, die sie wie Eisenklammern umspannt hatten, lockerten sich.
Jessica registrierte noch etwas anderes. Sie hörte das Klappen der Tür. Der Schlüssel wurde von außen herumgedreht.
Im nächsten Moment gelang es ihr, dem bleischwer gewordenen Körper des Mannes zu entrinnen. Er fiel mit dumpfem Laut vornüber auf den Boden.
Jessica riß die Hände vor den Mund und stieß einen schrillen Schrei aus. , Aus dem Rücken des Mannes ragte der braune Holzgriff eines Messers. Es steckte bis zum Heft in der Wunde.
Jessica begann zu zittern. Ihre Nerven waren einfach außerstande, die dramatische Zuspitzung des Geschehens zu verkraften.
Als Schwester eines Arztes verstand sie genug von medizinischen Dingen, um zu wissen, daß es für diesen Mann keine Hilfe mehr gab. Er war entweder schon tot, oder er lag im Sterben. Es war unwahrscheinlich, daß er heftige Schmerzen empfunden hatte. Dem kurzen, lähmenden Schock war die
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