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0449 - Chirons Höllenbraut

0449 - Chirons Höllenbraut

Titel: 0449 - Chirons Höllenbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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und kein einziges ›normales‹ Pferd. Überhaupt schien es an Tieren in dieser Welt zu mangeln. Nicole hatte weder Vögel entdecken können noch Kleintiere, die die Steppe bevölkerten. Nur ein paar Insekten schwirrten durch die Gegend.
    Wer auch immer für die Schöpfungsgeschichte dieser Welt zuständig war, war mit den ›Zutaten‹ äußerst sparsam umgegangen. Dafür strahlte der Himmel in einem Blau, das selbst Kitschpostkarten noch weit übertraf und einfach unwirklich war.
    »Absteigen!« schnarrte eine Männerstimme.
    Verwirrt sah Nicole sich um. Erst als der Befehl wiederholt wurde und der Zentaur unter ihr einmal kurz bockte, wurde ihr klar, daß es Chiron war, der gesprochen hatte. Die Schwarzhaarige war bereits abgestiegen. Nicole schwang sich jetzt ebenfalls nach unten.
    Sie war froh, wieder festen Boden unter den Füßen zu spüren. Das lag weniger an dem Gestank Chirons. An die Ausdünstung des Zentauren hatte sie sich bereits gewöhnt. Aber diese Mischung aus Pferd und Mensch war ihr unheimlich, weil unnatürlich.
    »Ihr könnt ja doch verständlich sprechen«, stieß Nicole hervor.
    Chiron schnaubte verächtlich.
    Die Schwarzhaarige legte Nicole die Hand auf die Schulter. »Für Chiron war es einfach, deine primitive Sprache zu erlernen. Schließlich haben wir alle dich lange genug reden gehört.«
    »Primitiv?« entfuhr es Nicole. Daß jemand die französische Sprache für primitiv hielt, war ihr auch noch nicht untergekommen. Ihr selbst erschienen die bellenden Laute der Zentauren weitaus primitiver.
    »Alle anderen haben darauf verzichtet, sich mit dieser Form der Lautbildung auseinanderzusetzen«, fuhr die Schwarzhaarige fort. »Schließlich gibt es weit einfachere Methoden der Kommunikation!«
    »Und das wäre? Telepathie?«
    Die Schwarzhaarige lächelte mitleidig. »Ich sprach von einfacheren Methoden… aber die wirst du mit deinem einfachen Menschenverstand niemals begreifen.«
    Nicole schüttelte die Hand auf ihrer Schulter ab. »Menschenverstand? Bist du etwa kein Mensch?«
    Die Schwarzhaarige lachte. »Finde heraus, was ich bin, solange du noch Zeit dazu hast. Vielleicht bin ich menschlich? Vielleicht nicht? Aber nun wollen wir sehen, was wir mit dir noch anfangen können. Du zumindest hast bei den Tests bisher nur einmal nicht versagt.«
    Was für Tests? wollte Nicole fragen, ließ es dann aber. Die Schwarzhaarige würde ihr auf diese Frage wohl ebensowenig eine konkrete Antwort geben wie auf die bisherigen. Und Nicole hatte es satt, wie ein dummes kleines Mädchen behandelt zu werden.
    »Und wie geht’s nun weiter?« fragte sie statt dessen.
    Ein Schlag traf sie auf den Kopf und löschte ihr Bewußtsein aus.
    ***
    Zamorra hätte sich gern mit Ombre über diesen rätselhaften Fall unterhalten. Doch er wußte, daß Yves Cascal, den man Ombre, den Schatten, nannte, mit ziemlicher Sicherheit nicht mit ihm darüber reden würde. Der Schatten war ein seltsamer Mann. Eine Figur, nicht schwarz und nicht weiß, sondern grau. Schwer einzuschätzen.
    Ein Mann, der sich nicht auf eine bestimmte Seite ziehen lassen wollte. Der in Ruhe gelassen werden wollte. Der Zamorra klar und deutlich zu verstehen gegeben hatte, daß er sich nicht an seine Seite gesellen würde, um Dämonen und andere Schwarzblütige zu bekämpfen. Ombre besaß eines der sieben Amulette, die Merlin einst geschaffen hatte und von denen das, welches Zamorra in seinem Besitz hatte, das siebte und mächtigste war. Welches der sechs ändern Cascal besaß, wußte Zamorra nicht; äußerlich waren sie alle völlig identisch.
    Aber Cascal mit seinem Amulett war damals in Julians Traumwelt gewesen! Als diese Traumwelt sich auflöste, war jeder an den Ort zurückgekehrt, von dem er gekommen war - Zamorra ins Château Montagne, und Cascal in seine Heimatstadt Baton Rouge in Louisiana.
    Deshalb hatten Zamorra und Cascal sich nicht mehr unterhalten können. Zamorra ahnte, daß diese Tatsache l’ombre mehr als recht war. Dennoch hätte er gern mit ihm darüber gesprochen, allein um mögliche Parallelen zur jetzigen Situation herausfinden zu können.
    Aber selbst wenn der Schatten bereit gewesen wäre, darüber zu reden -er war unerreichbar. In seiner Kellerwohnung im Hafenviertel von Baton Rouge besaß er kein Telefon. Und dorthin zu fliegen, kostete Zeit, sehr viel Zeit. Zamorra bedauerte, daß die Silbermond-Druiden bereits wieder abgereist waren. Gryf oder Teri hätten ihn per zeitlosem Sprung zu Cascal und wieder zurück bringen

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