0449 - Chirons Höllenbraut
nach Baton Rouge zurückgeschleudert, noch ehe er erfahren konnte, wer dieser schwebende Fürst war. Er konnte nur vermuten, daß es mit der Schwangerschaft eines der beiden blonden Mädchen in Tendyke’s Home zu tun hatte. Das Kind…? Das damals Ungeborene? Aber so weit ging seine Fantasie nun doch nicht, sich vorzustellen, daß dieses Kind der mächtige Fürst gewesen sein sollte.
Zumal dann eine Bombe die ganze Familie ausgelöscht hatte. Und ausgerechnet ihn, Ombre, hatte man als den Bombenmörder gejagt, bis jener Franzose Zamorra Ombres Unschuld bewies.
Der Fürst… das Gespenst dieses Kindes?
Ombre wollte nicht daran glauben. Er wollte nicht einmal darüber nachdenken. Dennoch war die gleiche Verbundenheit zu spüren gewesen, die ihn seinerzeit nach Tendyke’s Home und nach der Geburt des Kindes zum City-Hospital von Miami gezogen hatte. Doch ehe er das Kind damals besuchen konnte, war direkt vor seiner Nase die Bombe explodiert…
Cascal wäre heilfroh gewesen, nicht von alledem berührt zu werden. Aber er konnte nichts dagegen tun.
Wieder dachte er an den Fürsten, und an das Kind.
Es war wie damals…
Und die Unruhe in Cascal, deren Ursprung er auch in seinem Amulett zu erkennen glaubte, wurde immer stärker - auch wie damals…
***
Das WERDENDE stellte fest, wie vehement sich der Träumer zur Wehr setzte. Das Kräftemessen wurde interessanter als damals, aber es konnte auch die Tests durcheinanderbringen.
Doch das machte es für das WERDENDE reizvoll.
Gespannt war es auch darauf, wie jener Amulett-Träger reagieren würde - jener, der das siebte Amulett besaß, das Haupt des Siebengestirns von Myrrian-ey-Llyrana. Diesmal hatte das WERDENDE ihn holen lassen. Die Konfrontation gehörte mit zum Sammeln von Erfahrungen. Damals, bei der ersten Begegnung, war er von sich aus in die Welt des Träumers vorgedrungen und dort zum Störfaktor geworden, der sich nicht berechnen ließ. Shirona hatte die Flucht ergriffen. Aber auch der siebte Stern hatte eine abweisende Reaktion gezeigt.
Wie würde es diesmal sein… ?
Das WERDENDE war gespannt darauf!
***
Nicole schreckte auf, als ein massiger Zentaurenkörper die Hütte betrat. Der Pferdemensch trat bis dicht vor die gefesselte Französin und sah auf sie herunter. Hinter ihm drängten sich zwei weitere Zentauren in die Hütte, blieben aber nahe der Tür stehen.
»Chiron?« fragte Nicole.
Der Zentaur nickte. »Woran hast du mich erkannt?« wollte er wissen.
»Du scheinst der einzige zu sein, der sich in meiner Sprache mit mir unterhalten kann«, stellte Nicole fest. »Deshalb ist es logisch, daß du zu mir kommst, um mit mir zu reden, nicht irgend einer deiner Artgenossen.«
»Interessant. Du kannst Schlüsse ziehen, nicht nur wild kämpfen«, sagte Chiron. »Aber ich bin weder gekommen, um mit dir zu reden noch um zu kämpfen.«
»Wozu dann?« stieß Nicole hervor.
»Du wirst es gleich sehen«, sagte Chiron. Er drehte den Kopf zu den beiden anderen Zentauren. »Löst ihre Fesseln.«
»Ich bin frei?« fragte Nicole.
Chiron antwortete nicht. Die beiden anderen Zentauren traten neben Nicole, knickten mit den Vorderläufen ein und beugten sich über sie, um ihre Fesseln zu lösen. Nicole massierte ihre Gelenke. Es dauerte eine Weile, bis sie in der Lage war, aufzustehen.
»Du wirst mir versprechen müssen, nicht zu fliehen«, sagte Chiron.
»Fliehen?« Nicole lachte bitter. Mit ihren Durchblutungsstörungen nach der Fesselung konnte sie überhaupt nicht fliehen, selbst wenn sie es gewollt hätte. Sie war niemals schnell genug. Die Durchblutung mußte erst wieder richtig funktionieren, und das dauerte noch ein wenig. Die Massage hatte zwar etwas geholfen, aber nicht viel.
Nicole deutete auf ihre Kleidung. »Weshalb bin ich ausgezogen worden?«
Chiron lachte meckernd. »Wir wollten wissen, ob du so aussiehst wie Shirona«, sagte er.
»Shirona!« entfuhr es Nicole. »Shirona ist hier?« Schlagartig erinnerte sie sich wieder an die Ereignisse in der damaligen Traumwelt. Shirona, die das Aussehen von Uschi Peters gehabt hatte…
»Welche Rolle spielt Shirona in dieser Welt?« stieß Nicole hervor.
Chiron lachte abermals selbstgefällig. »Sie ist meine Gefährtin«, sagte er. »Aber du hast jetzt genug Fragen gestellt. Komm mit.«
Nicole ging langsam auf ihre Kleidung zu, bückte sich, um danach zu greifen und sich wieder anzuziehen.
»Nein!« stieß Chiron schroff hervor. Ein Zentaur packte Nicole àm Arm und riß sie aus ihrer gebückten
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