Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0449 - Das Schreckgespenst

0449 - Das Schreckgespenst

Titel: 0449 - Das Schreckgespenst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
in dem die Frau gesessen hatte. Sie trug einen weißen, nicht zugeknöpften Kittel.
    »Was wollen Sie?«
    »Ich möchte einen Ihrer Patienten besuchen. Rudy Peters.«
    »Und?«
    »Nichts und.«
    »Haben Sie die Erlaubnis des Doktors?«
    Manchmal siegt Frechheit. Nach diesem Motto verfuhr ich auch und zeigte auf das schwarze Telefon in ihrem Büro. »Rufen Sie ihn an und erkundigen Sie sich.«
    »Das mache ich auch.«
    Verdammt, jetzt saß ich in der Tinte. Diese Frau, die das Haar schwarz gefärbt hatte und sehr kurz trug, war mit allen Wassern gewaschen. Wenn Ampitius erfuhr, daß ich in dem zweiten Bau steckte, gab es Ärger. Sie bekam tatsächlich Verbindung. Ich hörte sie unwirsch werden und sie dann sagen: »Suchen Sie ihn doch, zum Teufel!«
    Sie legte auf.
    »Was sagt der Doc?« Ich hatte wieder Oberwasser bekommen, weil sich das Schicksal diesmal auf meine Seite geschlagen hatte.
    »Er ist nicht da.«
    »Bis er kommt, kann ich nicht warten. Bringen Sie mich zu Rudy Peters Zelle.«
    Sie starrte mich an.
    Ich wollte ihr keine Zeit zum Nachdenken geben. »Machen Sie schon, ich habe es eilig.«
    Da stimmte sie zu. »Ja, ich werde Sie selbst hinbringen.« Sie tauchte wieder in ihr Büro und nahm dort einen bestimmten Schlüssel aus einem kleinen Fach.
    Der Schlüssel besaß zwei gezackte Bärte. Sie hielt ihn in der Hand wie ein kostbares Stück Gold.
    »Wie heißen Sie eigentlich?« fragte ich.
    »Ruth Westman.«
    »Sind Sie schon lange hier angestellt, Mrs. Westman?«
    »Gehört die Ausfragerei auch zu Ihrem Besuch? Habe ich mir etwas zuschulden kommen lassen?«
    »Nein, das nicht.«
    »Na bitte.«
    Es war ein deprimierender Flur, durch den ich geführt wurde.
    Kahl und grau. Aus einem Flur drang Essensgeruch; Einmal hörte ich einen lauten Schrei, dann wieder ein Lachen, das sehr hart klang.
    Vier Etagen besaß der Bau, wir mußten in die dritte. Dort lag Rudys Zelle.
    Ein Gang, grau gestrichen. Das Einerlei der Wände wurde durch gelb lackierte Türen aufgelockert. So sah kein modernes Rehabilitationszentrum für geistig Kranke aus.
    Das war schlimmer als ein Gefängnis.
    Vor Rudys Tür blieb sie stehen und schloß auf. »Ich werde bei Ihnen bleiben, so lauten die Vorschriften.«
    »Bitte, dagegen habe ich nichts.«
    Sie drückte die Tür auf, nickte mir zu und ließ mir den Vortritt. Ich betrat die kahle Zelle, schaute auf eine Wand ohne Fenster und blickte dann nach links.
    Ich sah das Bett – und Rudy!
    Nein, nicht mehr Rudy, sondern das, was der Killer von ihm übriggelassen hatte.
    Es war wie bei Marylin.
    Furchtbar, grauenhaft, unbeschreiblich, und ich hörte neben mir das schwere Ächzen der Ruth Westman.
    »Anchor«, ächzte sie, »Anchor…« Dann fiel sie mir entgegen …
    ***
    Ich hatte sie auffangen können, hielt sie fest und glaubte allmählich daran, daß ein jeder in dieser verfluchten Klinik über Anchor Bescheid wußte, nur ich nicht.
    Und das machte mich sauer.
    Ich legte die Frau zu Boden. Sie war nicht bewußtlos geworden, aber dieses schreckliche Bild hatte ihr einen Schock versetzt. Bleich wie kaltes Lammfett war ihr Gesicht, die Lippen zitterten. Ich kniete mich so neben sie, daß sie, wenn sie schaute, nicht zum Bett hinsehen konnte.
    Mit den Fingern der rechten Hand schlug ich leicht gegen ihre Wangen. »Wie geht es Ihnen? Sind Sie wieder okay? Brauchen Sie etwas?«
    »Einen… einen Gin.«
    »All right, wo finde ich den?«
    »In meinem Büro, aber ich… ich gehe mit Ihnen. Warten Sie. Helfen Sie mir bitte hoch.«
    Bei dieser Hilfe stellte ich mich auch weiterhin so, daß sie nicht zum Bett blicken konnte. Ruth Westman zitterte und klapperte mit den Zähnen. Ihr Gesicht war mit kaltem Schweiß bedeckt, der Mund stand halboffen. Säuerlicher Atem strömte über ihre Lippen.
    Gemeinsam verließen wir die Zelle. Ich warf noch einen letzten Blick zurück, denn ich wollte mich überzeugen, ob Rudy tatsächlich auf die gleiche Art und Weise gestorben war wie Marylin.
    Er war es.
    Ein Skelett, ein paar Kleidungsstücke, viel Blut…
    Ich räusperte mir die Kehle frei. Ruth Westman lehnte an der Gangwand. Mit fünf Fingern fuhr sie durch das gefärbte Haar, die andere Hand hatte sie zur Faust geballt. Dabei hob sie den Kopf und schaute mich an.
    »Können Sie laufen?«
    »Sicher.«
    So ganz klappte es nicht. Deshalb stützte ich sie ab. Die Zellentür hatte ich wieder zugezogen, aber ich dachte jetzt schon an meinen zweiten Besuch bei Ampitius. Er würde mir einiges erklären müssen. Und

Weitere Kostenlose Bücher