0449 - Das Schreckgespenst
schuldig, er hatte John geholt und ihm nur die Tote, aber nicht die Lösung präsentieren können.
Das wollte er nachholen.
Die erste Treppe hatte er rasch hinter sich gelassen. Hier oben war der Flur schmaler. Er erinnerte mehr an den Gang in einem Standardhotel. Die einzelnen Zimmertüren waren mit Nummern versehen. Bill stieß jede Tür auf und überzeugte sich davon, daß sich in den Schlafräumen niemand versteckt hielt.
Das hatte er auch nicht erwartet. Als er die letzte Tür wieder zugeschlagen hatte, blieb er am Ende des Ganges stehen und schaute gegen die Decke, wo sich das mit einem Griff versehene Holzviereck deutlich abzeichnete.
Dieser Weg führte auf den Speicher. Bill mußte das Viereck nur nach unten ziehen.
Daß er schwitzte, lag nicht allein an der warmen, stickigen Luft hier oben. Seine innere Erregung trug ebenfalls einen Teil der Schuld daran, denn alte Speicher enthalten sehr oft gewisse Geheimnisse, die es zu ergründen galt.
Bill ging in die Knie und federte in die Höhe. Er streckte gleichzeitig seinen Arm aus, so daß er den Griff zu fassen bekam, hängte sich mit seinem Gewicht daran und löste die Kappe aus ihrem Halt. Die Dachbodentreppe sauste herunter und rastete ein.
Der Reporter schaute sich noch einmal um, bevor er sich an den Aufstieg machte.
In seinem Nacken blieb der Schauer, daran konnte er nichts ändern. Nahe der Luke zitterten Spinnweben, die wie seidige, dünne Fingerchen durch sein Gesicht strichen.
Ehe er auf den Speicher kletterte, schaute er sich vorsichtig um, sah aber nicht viel, weil kein Licht brannte und durch die schrägen Fenster eine graue Düsternis sickerte, so daß er gerade noch die Umrisse erkennen konnte.
Bill hatte nur von der Existenz des Speichers gewußt. Er selbst betrat ihn jetzt zum erstenmal und dämpfte seine Schritte so gut wie möglich. Etwa in der Mitte des Raumes, wo sich auch die Luke befand, konnte er noch aufrecht stehen. Wollte er zu den Fenstern, mußte er seinen Kopf einziehen.
Direkt unter dem alten Dach war es noch schwüler und stickiger.
Außerdem roch es muffig nach fauligem Holz.
Durch die Bewegung der Klappe war Staub aufgewirbelt worden, der vor Bills Gesicht tanzte.
Eine Lampe trug der Reporter nicht bei sich. Er mußte sich schon mit den Lichtverhältnissen abfinden und bewegte sich sehr vorsichtig und mit eingezogenem Kopf weiter.
Da auch Staub in seine Nase gedrungen war, fiel es ihm schwer, einen Niesreiz zu unterdrücken. Ein paarmal schluckte er und kämpfte so dagegen an.
Auf dem Speicher hatte man Gerumpel abgestellt. Kisten, Truhen und Karton erkannte der Reporter. Auch gebündelte Zeitungen und Magazine. Das wäre etwas für die Feuerversicherung gewesen.
Er mußte achtgeben, daß er sich nicht an einem Balken den Kopf stieß.
Befand sich hier oben jemand?
Bill konnte es nicht mit Bestimmtheit sagen, aber er fühlte sich unwohl, als würde ihn jemand belauern. Oder lag es an den bleigrau wirkenden Fensterscheiben, die ihn umgaben.
Bill ging nach rechts. Er mußte sich unter einem Querbalken ducken, schaute dabei zu Boden und stoppte seinen Schritt.
Im Staub zeichnete sich etwas ab.
Eine Spur.
Plötzlich schlug das Herz des Reporters schneller. Die Spur sah ihm verdammt frisch aus. Noch hatte sich keine zweite Staubschicht darüber gelegt, so daß der Reporter auch davon ausgehen konnte, hier die Abdrücke des Mörders zu sehen.
Er spürte den Druck im Hals und versuchte, ihn durch Schlucken wegzubekommen. Noch vorsichtiger bewegte er sich jetzt weiter und folgte den Abdrücken.
Sie führten schräg in die Tiefe des Speichers hinein. Bill gehorchte einem inneren Befehl, blieb stehen und sah einen Moment später das große Auge!
***
Ich kam natürlich nicht mehr dazu, meine Beretta zu ziehen. Der Kerl, der im Schrank gelauert und sich durch einen schwarzen Umhang und eine schwarze Kapuze vermummt hatte, war verdammt schnell. Zudem konnte die lange Klinge des Fleischermessers einem Menschen fast tödliche Furcht einflößen.
Wenn sie traf, war es aus.
Ich warf mich nach hinten, und zwar so hart, daß ich bis gegen die Wand neben der Tür prallte. Damit hatte der Angreifer nicht gerechnet. Zwar wollte er zustechen, doch als er keinen Widerstand fand, wuchtete die mörderische Klinge ins Leere und traf statt dessen eine der Waschpulvertonnen, die sie seitlich auftrennte.
Als weißer Schwall floß das Zeug hervor und verteilte sich. Der andere keuchte noch, blies hinein, so daß das Pulver in
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