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045 - Das Kind des mordenden Götzen

045 - Das Kind des mordenden Götzen

Titel: 045 - Das Kind des mordenden Götzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Elliot
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Haar.
    Die Kneipe gähnte leer. Schon bei Tage sah sie nicht schön aus, doch jetzt im trüben Licht des verregneten Morgens wirkte sie kalt und trostlos. Patrick Morgan rieb sich fröstelnd die Arme und schlug sie vor der Brust zusammen.
    »Hallo!« schrie er durch die offene Tür, hinter der er die Küche wußte. Ein Indiomädchen schob verschlafen den Kopf durch die Öffnung.
    »Subito, Hombres«, sagte sie und wischte sich ihre roten Hände an der Schürze ab. »Ich komme sofort.«
    Sie hatte nicht gelogen. Das Indiomädchen erschien wieder und trug eine dampfende Kanne vor sich her. Es roch nach pechschwarzem Kaffee. Queens atmete lüstern seinen Duft ein.
    »Das riecht, als könne man damit Tote erwecken«, meinte er. Die Indianerin stellte die Kanne ab. Um den kleinen Finger hatte sie zwei Tassen gehängt. Sie stellte sie zu der Kanne und schenkte ein. Dann verschwand sie wieder und kam mit Maisbroten und einem Teller mit scharfer Wurst zurück.
    »Fast so gut wie Whisky«, meinte Barry Queens kauend, nachdem er den ersten Bissen gekostet hatte. Der Kaffee war stark. Als die Kanne geleert war, strotzten die Männer vor Tatendrang. Jetzt hätte es Hunde und Katzen regnen können, es machte ihnen nichts mehr aus. Ohne daß es einer besonderen Absprache bedurft hätte, standen die Männer auf. Sogar über ihr Ziel waren sie sich einig. Sie wollten der Lehrerin einen Besuch abstatten. Sie schien über die mysteriösen Todesfälle in der Umgebung von Viricota noch mehr zu wissen, als sie ihnen schon gesagt hatte. Sie wollten alles noch einmal ganz genau wissen. Zu unglaublich hatte es geklungen, was sie ihnen am Vorabend erzählt hatte.
    Der Regen war warm. Er hatte an Heftigkeit nachgelassen. Trotzdem waren die Männer im Nu bis auf die Haut durchnäßt. Der Marktplatz lag wie ausgestorben. Nicht einmal die allgegenwärtigen Hunde, die ab und zu als Sonntagsbraten herhalten mußten, ließen sich blicken.
    Morgan und Queens wateten durch den knöcheltiefen Schlamm, bis sie vor der Kirche standen, die am Tage noch baufälliger wirkte. In das Prasseln der Tropfen mischten sich Kinderstimmen. Die beiden Männer schauten in die Richtung.
    Und dann sahen sie die Kinder. Sie kamen aus dem Schulgebäude gerannt und lachten übermütig. Auf den Köpfen trugen sie breite Strohgeflechte, die sie vor dem Regen schützten.
    Barry Queens schnappte nach einem dünnen Ärmchen und hielt ein Kind fest. Es war ein Junge.
    »Hoppla, Kleiner«, sagte er auf spanisch. »Wo geht’s denn lang? Ist doch Unterricht.«
    »Heute nicht«, strahlte der etwa Zehnjährige. »Die Senhorita ist heute nicht gekommen.«
    »Senhorita Fuengeres?«
    Der Kleine freute sich.
    »Si, Señor. Der Hausmeister hat gesagt, wir können wieder gehen.«
    »Ist das Fräulein krank?«
    »Weiß ich nicht, Señor.«
    Dann riß sich das Kind los und folgte lärmend den anderen. Die beiden Männer schauten sich an.
    »Zum Hausmeister«, sagte Patrick Morgan knapp. Er setzte sich in Bewegung.
    Das Schulhaus war ein flacher Bau, aus Fertigteilelementen errichtet. Einige weitere Kinder kamen heraus und hüpften freudig kreischend in die Pfützen. Die Amerikaner gingen einen Schritt zur Seite, um nicht vollgespritzt zu werden.
    Dann betraten die Männer das Gebäude. Es bestand in der Hauptsache aus drei Räumen. Ein länglicher, großer diente als Unterrichtsraum, und in zwei kleineren wurden die Lehrmittel aufgehoben. Modelle von Tieren und Pflanzen standen in Regalen neben einem menschlichen Skelett. Verstaubte Schautafeln lagen zusammengerollt in einer Ecke.
    Ein alter Mann kam aus einer Ecke. Er schaute die Männer abweisend an.
    »Können Sie mir sagen, was mit Senhorita Fuengeres ist?« fragte Patrick Morgan nach einem knappen Gruß.
    Der Alte schüttelte den Kopf und deutete mit einer hilflosen Handbewegung an, daß er nichts verstand. Sein Haar war schlohweiß, und sein Gesicht hatte Falten wie ein zerknittertes Leichentuch. Er zeigte gegen seine Ohren und hob die Schultern.
    »Ich glaube, er ist taub«, meinte Barry Queens. »Oder er tut nur so. Von dem Alten werden wir nichts erfahren.
    Der Hausmeister schaute sie ratlos an.
    »Niemand hier«, krächzte er schließlich kaum verständlich. Seine Stimme war hell und rauh. Er sprach, wie das die Taubstummen tun. Unartikuliert und gestenreich. Er wußte wirklich nichts.
    Patrick Morgan griff in die Tasche seines durchnäßten Hemdes und brachte ein paar Pesetas zum Vorschein. Er drückte sie dem Alten in die

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