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045 - Das Kind des mordenden Götzen

045 - Das Kind des mordenden Götzen

Titel: 045 - Das Kind des mordenden Götzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Elliot
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Atem. Ein Bild wie aus einem Horrorfilm bot sich ihm dar. Doch das hier war grausame Wirklichkeit.
    Ein Mann stand mit entblößtem Oberkörper auf einer Steinpyramide. Morgan erkannte ihn am Kopfschmuck wieder. Um die Pyramide standen Männer, die im Rhythmus zu den Trommelschlägen ihre Körper wie eine Klapperschlange wiegten. Braune Körper, die bunt bemalt waren. Mit Zeichen, die Morgan nicht lesen konnte.
    Doch der Blick des Journalisten wurde von etwas anderem gefangen: von der Steinfigur mit der abgrundhäßlichen Fratze, auf deren Bauch ein Mädchen lag. Ein Mädchen mit langen schwarzen Haaren. Felisa Fuengeres.
    Die Lehrerin von Viricota war nackt. Sie hatte geschrien. Ihre Glieder zuckten, doch sie wurde an Händen und Füßen von zwei anderen Indios auf dem Stein gehalten. Vor ihr, mit dem Rücken zur Felsöffnung, in der Morgan und Queens kauerten, stand Chico Moleza und hatte die Hand mit einem langen Dolch erhoben. Wenn die Chacmolfigur keinen Schatten mehr warf, würde er zustoßen.
    Die Felsöffnung, die zu der Kammer mit dem Verlies geführt hatte, befand sich in halber Höhe der Felswand. Die Männer mußten zur Spitze der Pyramide hinaufschauen. Und nach unten konnte man mit einem gewagten Sprung gelangen, wenn man es nicht vorzog, die in den Stein gehauenen Stufen zu benutzen. Doch die Stufen endeten inmitten der Indios, die um die Pyramide standen. Einer von ihnen war Pierro Madrigas, der Alkalde.
    Morgan fühlte mehr, als daß er wußte, daß ihm nicht viel Zeit blieb, wenn er etwas unternehmen wollte. Felisa würde sterben, wenn die Sonne im Zenit stand. Das konnte jede Sekunde sein. Patrick fand einen faustgroßen Stein neben sich auf dem Felsboden des Ganges. Er hob ihn auf.
    Da ging ein unwilliges Murmeln durch die Menge. Die Köpfe der Indios ruckten alle in eine Richtung. Morgan konnte nicht sehen, was ihre Aufmerksamkeit erregt hatte. Weiter durfte er sich aus seinem Versteck nicht hervorwagen, wenn er nicht entdeckt werden wollte.
    »Ihr verdammten roten Hunde«, gurgelte eine Stimme. Patrick Morgan erkannte sie. Sie gehörte Griseldo Mannares, dem Halbblut. Fünf oder sechs Indios hingen wie Kletten an ihm und schleppten ihn zu den Stufen, die zum Opferstein hinaufführten.
    Mannares wehrte sich wie ein wildes Tier. Doch die Übermacht war zu groß. Immer mehr Indianer warfen sich auf ihn.
    Morgan wollte losstürmen, um dem Mann zu helfen, doch die Hand Queens’ legte sich schwer auf seinen Arm.
    »Sei nicht verrückt!« zischte Barry. »Die bringen dich um! Da hinunterzustürmen wäre glatter Selbstmord!«
    Patrick Morgan sah es ein.
    »Wir kommen ohnehin bald dran«, preßte er hervor. »Sie werden merken, daß wir nicht abgeholt werden, und nachsehen. Dann sind wir hier in diesem engen Gang ohnehin geliefert.«
    »Dann nutzen wir den Tumult unten aus und versuchen zu verduften.«
    »Wohin wohl? Wir kennen uns hier nicht aus. Die haben uns sofort wieder.«
    Inzwischen schleiften die Indios den sich heftig wehrenden Mannares die Stufen hinauf. Der heidnische Priester hatte sich umgewandt. Die beiden anderen Männer zerrten das Mädchen wieder vom Opfertisch herunter und legten es auf den Boden, hielten es zwischen den Knien fest.
    Mannares brüllte etwas, das die beiden Amerikaner nicht verstehen konnten. Das Mädchen schrie zurück, dann legten sich die Hände des einen Indios, der an ihrem Kopf kniete, auf ihren Mund.
    Die Meute hatte die Plattform auf der Pyramide erreicht. Drei, vier Männer drückten den Oberkörper des Händlers über die Figur. Mannares strampelte mit den Beinen und stieß einen der Indios zu Boden.
    Da trat der Priester Xandros hinter ihn und schlug ihm mit dem Heft des Dolches gegen die Schläfe. Einmal, zweimal. Immer wieder.
    Der mächtige Körper des Mexikaners wurde schlaff. Die Indios legten seine Beine auf den Tisch. Sie waren zu lang dafür und hingen herunter. Der Anführer der Bande schrie einige schrille Befehle und schaute hoch zur Sonne.
    Die Indios traten zurück.
    Ein Gong schlug an und brachte alle zum Schweigen.
    Die Hand des Priesters mit dem Messer zuckte hoch.
    Patrick Morgan preßte die Zähne aufeinander, bis seine Kiefer knirschten. Er konnte einfach nicht hilflos mit ansehen, wie dieser Mann geschlachtet wurde. Morgan wandte den Kopf halb ab.
    Neben ihm klickte der Auslöser.
    Pausenlos.
    Queens fotografierte.
    Morgan schaute wieder hin.
    Blut troff den Opferstein hinab.
    Der Priester hielt seine Hände hoch erhoben. Auch sie waren

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