045 - Der brennende Tod
auf seinem Schädel, und ein wahnsinniger Schmerz ließ ihn fürchterlich brüllen. Die Hitze fraß Don Primos Ego auf, und aus dem Menschen wurde ein gefährliches Monster.
Das Feuer verschwand, und Don Primo Poccani sah wieder völlig normal aus, doch das war er nicht mehr. Er trug jetzt die Hölle in sich.
Und Tucker Peckinpah und seinen Freunden stand das gleiche Schicksal bevor!
***
Momo Castaglieri betrat mit Laura die Villa des Don. »Ich sehe für uns beide zwei Möglichkeiten«, sagte er zu dem unglücklichen Mädchen. »Sie hatten Hausarrest, aber sie schlugen mich nieder und rückten aus. Wenn Don Primo davon erfährt, können wir beide mit einigem Ärger rechnen, deshalb meine ich, es wäre besser, ihm die Wahrheit zu verschweigen und ihm statt dessen eine schöngefärbte Geschichte zu erzählen.«
Laura Poccani sah ihren Bewacher gedankenverloren an.
»Wir könnten ihm sagen, daß wir die Strandpromenade entlanggingen«, meinte Castaglieri. »Ich war ständig bei Ihnen, und Sie benahmen sich mustergültig. Ich glaube, damit könnten wir ihn versöhnlich stimmen. Oder ist es Ihnen lieber, bei der Wahrheit zu bleiben und alle Konsequenzen zu tragen, die damit verbunden sind?«
Laura schüttelte den Kopf.
»Sie sind für meine Geschichte?«
Laura nickte.
Castaglieri lächelte zufrieden. »Sie mußten natürlich immer dabei bleiben, denn wenn Don Primo erfährt, daß wir ihn belogen haben…«
»Muß er es nicht erfahren?«
»Ich kann schweigen wie ein Grab.«
»Und Aldo Varese?«
»Ich werde mich mit ihm einigen.«
»Werden Sie ihm erlauben, Federico zu töten?«
»Ich habe mich entschlossen, Federico Cazzale zur Flucht zu verhelfen. Dafür machen Sie mir aber nie wieder Scherereien, klar?«
Laura nickte schnell. »Ich tue alles, alles, was Sie wollen, wenn Federico nur am Leben bleibt.«
»Das wird er«, versprach Momo Castaglieri, und im selben Augenblick öffnete sich die Tür von Don Primos Arbeitszimmer.
Castaglieri warf dem Mädchen einen raschen, warnenden Blick zu, dann setzte er ein unterwürfiges Lächeln auf und begab sich zu Primo Poccani, der mit verschlossener Miene in der Tür stand.
***
Castaglieri mußte sich zwingen, dem Mafiaboß in die Augen zu sehen. Ihm kam vor, als hätte sich der Blick des Don verändert. Seine Augen schienen härter, grausamer geworden zu sein.
Unwillkürlich schluckte Momo Castaglieri, und seine Handflächen wurden feucht. Würde der Boß die Lügengeschichte fressen?
Primo Poccanis stechender Blick traf Laura. »Du hattest Hausarrest, wenn ich mich nicht irre!« sagte er scharf.
Er gab die Tür frei, und Laura und Castaglieri betraten den Raum.
Der Bewacher des Mädchens lachte verlegen. »Sie kennen mich nun schon seit einigen Jahren, Don Primo. Ich war immer zuverlässig, und ich habe ein weiches Herz, wenn es um Ihre Nichte geht. Nichts ist mir wichtiger als Signorina Lauras Wohl. Vermutlich haben Sie deshalb mir die Aufgabe übertragen, sie zu bewachen. Eine höchst ehrenvolle Aufgabe für mich, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf. Ich denke, Signorina Lauras Wohl liegt Ihnen ebenso am Herzen wie mir, Don Primo. Sehen Sie Ihre Nichte an. Sie ist schön wie ein zarter Falter. Wenn man sie einsperrt, geht sie zugrunde… Ich weiß natürlich, was sie getan hat, und Ihre Strafe ist mehr als gerecht, Don Primo, aber als ich sah, daß Signorina in diesem Haus vor Unglück und Einsamkeit dahinzuwelken drohte, dachte ich, es wäre in Ihrem Sinn, wenn ich mit ihr einen kleinen Spaziergang machen würde. Ich führte sie zur Strandpromenade und wich keine Minute von ihrer Seite. Es hat ihr gutgetan. Sie fühlt sich nun wieder besser. Ich hoffe, Sie nehmen mir meine Eigenmächtigkeit nicht übel, Don Primo. Schließlich wollte ich ja nur das Beste für Ihre Nichte.«
Einige Augenblicke herrschte absolute Stille im Raum.
Schluckt er’s? fragte sich Momo Castaglieri bange.
»So, so«, sagte Primo Poccani. »Auf der Strandpromenade wart ihr.«
»Ja«, sagte Castaglieri.
»Und wie war’s dort?«
»Angenehm«, sagte Castaglieri, während er innerlich bebte. »Erholsam.«
»Warum belügst du mich, Castaglieri?« fragte Poccani sehr sanft.
Dennoch traf Castaglieri beinahe der Schlag. Er riß entsetzt die Augen auf. »Aber Don Primo…«
»Schweig!« herrschte der Mafiaboß ihn an. »Ich kenne die Wahrheit! Ich weiß alles!«
Von wem? wollte Momo Castaglieri fragen. Wer hat mich verraten? Aldo Varese hatte doch noch keine Gelegenheit
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