045 - Der brennende Tod
Feuerwesen befanden sich in meiner Nähe. Sie bewachten mich, obwohl das nicht nötig gewesen wäre.
Ich hatte den Schlag inzwischen zwar verdaut, fühlte mich wieder fit, konnte mich aber nicht befreien.
Die Feuerwesen hatten mir alles abgenommen, was ich bei mir getragen hatte: den Diamondback, den magischen Flammenwerfer, die silbernen Wurfsterne – sogar den Dämonendiskus hakten sie von der Kette los.
Alles lag jetzt in einer steinernen Vertiefung, niemand beachtete es, und vielleicht würde es später meine Grabbeigabe sein.
Ich fragte mich, worauf sie warteten, warum sie mich nicht gleich töteten. Hatten sie vor, mich langsam und qualvoll sterben zu lassen? Hatten sie mich an eine Art Marterpfahl gebunden?
Unweit von mir ging das Leben und Treiben der Feuerwesen weiter. Sie mieden meine Nähe, und ich hatte den Eindruck, daß sie mich nicht einmal ansahen.
Was habt ihr brennenden Teufel mit mir vor? dachte ich nervös und unternahm einen neuerlichen Versuch, die Fesseln loszuwerden, doch jene, die mich gebunden hatten, schienen darin große Übung zu haben.
Ich vermochte die Fesseln um keinen Millimeter zu lockern, und das trieb mir kalten Schweiß auf die Stirn. Es ist ein scheußliches Gefühl, zu wissen, daß man einem Gegner auf Gedeih und Verderb ausgeliefert ist.
Wie sollte ich diesen Feuerwesen klarmachen, daß ich absolut nichts gegen sie hatte, daß mich ein Zufall in ihre Welt befördert hatte? Ich beherrschte ihre Sprache nicht, und sie konnten mich nicht verstehen.
Ich befand mich nicht zum erstenmal in einer anderen Welt. Seltsamerweise hatte es eine solche Sprachbarriere noch nie gegeben. Sollte mir dieser Umstand zum Verhängnis werden?
Mußte ich sterben, weil ich mich nicht verbal verteidigen konnte, weil ich den Feuerwesen meinen Standpunkt nicht auseinanderzusetzen vermochte?
Die drei Feuermänner, die mich hierher gebracht hatten, waren in der größten Steinbehausung verschwunden und bis jetzt nicht mehr zum Vorschein gekommen.
Ich nahm an, daß sie dort drinnen über mein Schicksal berieten.
Ging es darum, ob sie mir die Haut in Streifen schneiden oder mir einfach die Kehle durchtrennen sollten?
Jede Minute, die sie länger fortblieben, war ein Geschenk für mich, denn ich durfte weitere sechzig Sekunden leben, und noch einmal sechzig Sekunden…
Mit großem Bangen sah ich dem Augenblick entgegen, wo die Feuerwesen aus der Steinbehausung traten, denn zu diesem Zeitpunkt mußte eine Entscheidung gefallen sein.
Steif wie Steinfiguren standen meine Wächter in der Nähe. Sie regten sich nicht. Zum erstenmal sah ich Waffen. Diese beiden Feuermänner hielten lange Lanzen in der Hand.
Meine Gedanken schweiften ab; ich dachte an Mr. Silver und die anderen, und ich konnte mir nicht vorstellen, daß sie immer noch auf meine Rückkehr warteten.
Was hatten sie inzwischen unternommen? Waren sie ohne mich weitergezogen, nachdem sie vergeblich nach mir suchten? Folgten sie dem Feuerfluß weiter? Wohin würden sie gelangen? Ich hoffte, daß wenigstens sie einen Weg zurück fanden.
Als der erste Feuermann aus der großen Steinbehausung trat, schlug mein Herz schneller. Seine beiden Kampfkumpane folgten ihm, und dann erschien auch noch ein viertes Feuerwesen.
Der Anführer dieser brennenden Sippe!
***
Mein Mund trocknete aus, als die Flammenmänner auf mich zukamen. Vier Schritte von mir entfernt blieben sie stehen. Ihr Anführer trat einen Schritt vor und sagte mit grollender Stimme: »Ich bin Yarrambool, König der Feuerwesen!«
Er sprach meine Sprache. Durfte ich das als Lichtblick ansehen?
»Ich heiße Tony Ballard«, sagte ich.
»Du bist ein Mensch!« Es klang abwertend und wie ein grimmiger Vorwurf. »Was hast du in der Feuerwelt zu suchen?«
»Eigentlich nichts«, antwortete ich. »Ich hatte keine Ahnung, daß es eine Feuerwelt gibt.«
»Aber wir wissen von euch«, sagte Yarrambool, »und wir wollen mit euch nichts zu tun haben!«
»Ich hatte nicht die Absicht, in dein Reich einzudringen«, versicherte ich dem König der Feuerwesen.
»Dennoch bist du hier«, sagte Yarrambool anklagend. »Wir sehen in jedem Fremden unseren Feind!«
»Das ist ein Fehler«, sagte ich. »Nicht jeder meint es schlecht mit euch. Ich zum Beispiel habe nichts Böses gegen euch im Sinn.«
»Du hast gegen meine Männer gekämpft.«
»Das mußte ich, sie griffen mich an.«
»Du bist nicht der erste Eindringling, mit dem wir es zu tun haben. Sie kamen auch schon aus anderen Welten, und wir
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