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045 - Die Blut GmbH

045 - Die Blut GmbH

Titel: 045 - Die Blut GmbH Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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Arztkittel aus einer der Türen. Dahinter schien eine Treppe nach unten zu führen, wahrscheinlich in den Keller.
    Der Mann musterte mich kurz. Ich sah gleichmütig durch ihn hindurch, obwohl sein Anblick mir Schauder verursachte. Auch sein Gesicht besaß eine totenähnliche Blässe. Der Mund war zusammengekniffen, die Pupillen kohlrabenschwarz und irgendwie stumpf – als wären sie gebrochen.
    Er wandte seinen Blick ab, durchquerte den Korridor und verschwand in einem der Räume.
    Ich atmete auf und rüttelte an der Tür, aus der er gekommen war. Erleichtert stellte ich fest, daß sie sich öffnen ließ. Dahinter war es dunkel. Rasch schloß ich die Tür hinter mir. Ich wartete ein paar Sekunden, bis mein hämmernder Puls etwas ruhiger ging. Ich konnte die Hand nicht vor den Augen sehen. Nach einigem Tasten an den Wänden fand ich den Schalter und knipste das Licht an.
    Die Treppe führte ein Stück nach unten, vielleicht zwanzig Stufen. Sie krümmte sich dabei ein wenig, und ich landete schließlich wieder auf einem schmalen Gang, der vor einer Glastür endete. Auf der mittleren Scheibe stand – sinnigerweise in roten Buchstaben –
    BLUT- G.M.B.H.
     
    Das las ich verwundert. Ich hatte von dieser Firma bestimmt noch nichts gehört. Aber mein Gehirn ist immer verdammt schnell mit den Assoziationen. Barbaras Vermutung, jemand könnte ihrer Schwester Blut abgezapft haben, ergab plötzlich mehr Sinn, obwohl ich mir selbst noch nicht vorstellen konnte, wie und warum. Auch Albys Arzt kam mir in den Sinn, und seine Bemerkung, mit Albys Blut habe etwas nicht gestimmt. Daß die Dinge alle irgendwie zusammenhingen, daran zweifelte ich nun nicht mehr.
    Die Tür ließ sich öffnen. Sie knarrte verdächtig. Ich löschte rasch das Licht und lauschte mit angehaltenem Atem. Aber niemand warf einen Blick durch die Kellertür.
    Aufatmend drehte ich das Licht wieder an. Vier Türen lagen vor mir, alles feuerfeste Metalltüren. Und überall steckten die Schlüssel. Wer das Ganze hier leitete, hatte entweder nichts zu verbergen, oder fühlte sich sehr sicher.
    Ich probierte die erste. Dahinter befand sich die Ölheizung. Die daneben führte in einen großen Tankraum. Die dritte war schon interessanter. Sie führte in ein Labor. Ich sah es mir genau an. Hier wurden offenbar Blutanalysen und dergleichen vorgenommen. Daran war natürlich in einer Klinik nichts Besonderes, auch in einer Firma, die Blut-GmbH hieß. Ich fand auch nichts besonders Seltsames. Ein wenig enttäuscht verließ ich das Laboratorium und warf einen Blick in den vierten Raum.
    Unwillkürlich stieß ich einen leisen Pfiff aus. Auf großen Regalen reihten sich zu Hunderten Blutkonserven. Der Raum barg eine gewaltige Blutbank. Beeindruckend, aber unter den gegebenen Umständen auch nicht ungewöhnlich.
    Sonst schien es in dem Keller keine Räumlichkeiten mehr zu geben. Was sollte ich nun tun? Es würde nicht einfach sein, die oberen Räume zu inspizieren, ohne entdeckt zu werden. Aber Schnüffeln war nun einmal mein Beruf.
    Ich lauschte auf die gedämpften Geräusche von oben. Es schien eine Menge Betrieb zu sein. Am besten war es wohl, wenn ich eine Weile wartete. Es war fast halb zwölf. Sie machten vielleicht um Mitternacht Schluß, und die Nachtschicht würde nicht so lebhaft sein.
    Ich drehte das Licht aus und ließ die Geräusche auf mich einwirken. Es war ein seltsames Gemisch von Tönen – überwiegend menschliche Laute: Stöhnen, Weinen, Schluchzen, Schreien, Murmeln und scharfe Kommandos. Sie vermittelten den Eindruck von Pein und Furcht, und noch etwas mehr, über das ich mir nicht klar wurde. Dazwischen das Klappern von Instrumenten.
    Meine Gedanken wanderten zu Barbara, und die Furcht, daß ihr und ihrer Schwester etwas geschehen sein könnte, krampfte in mir alles zusammen. Diese Ungewißheit machte mir mehr zu schaffen, als meine etwas unübersichtlich gewordene Lage.
    Eine Menge Zeit verstrich, und es wurde nicht ruhiger über mir. Ich begann ungeduldig zu werden. Dieses Warten in der Finsternis schien mir plötzlich unerträglich. Ich faßte den Entschluß. Ich mußte Albrecht finden und sehen, was mit ihm geschah.
    Bevor ich aber einen Schritt machte, flammte das Licht auf, und jemand kam die Stufen herab. Rasch begab ich mich in den Tankraum. Der schien mir am sichersten. Wer ging schon mitten in der Nacht in den Keller, um nach den Öltanks zu sehen?
    Durch das Schlüsselloch sah ich, daß der Mann in den Blutkeller ging. Mit einem Arm voll

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