045 - Schizophrenia - Nächte des Wahnsinns
Grab...
Es
wurde etwa eineinhalb Meter tief und zwei Meter lang. Mit den Füßen schob der
Mörder die Leiche in die Gruft und warf dann die lockere Erde wieder darauf,
die den Toten bedeckte. Die Hügel, waren Gräber. Durch die einsame, düstere
unterirdische Welt klang ein leises, schwermütig klingendes Lied. Die Gestalt,
die Ramonez’ Grab ausgehoben hatte, summte es leise vor sich hin...
●
Alle
Möglichkeiten, die ihm in dieser Minute zur Verfügung standen, nutzte Larry
Brent voll aus. Der Portier und zwei Kellner aus dem Restaurant waren
inzwischen eingetroffen. Der Portier hatte sie zur Verstärkung mitgebracht,
offenbar in der Vermutung, den Eindringling, der sich durch einen Zuruf nicht
hatte zurückhalten lassen, mit Gewalt vor die Tür setzen zu müssen. Um so
überraschter war er, als er feststellte, daß er mit dem blonden Mann vernünftig
reden konnte und dieser einen handfesten Grund für seine Eile hatte. Larry
Brent war zu Hilfe gerufen worden. Von einer Frau, die mit einem fremden Mann
Zimmer 415 bewohnte.
»...
wer war der Mann?« wollte X-RAY-3 wissen.
»Signore
Roncolli, ein Bankier aus Florenz«, kam die Antwort wie aus der Pistole
geschossen. Mann und Name waren bekannt.
»Können
Sie mir Signore Roncolli beschreiben?«
»Selbstverständlich.
Er ist ein großer Mann, Anfang fünfzig, wirkt aber jünger. Ein Mann, der
aussieht wie ein Aristokrat.«
»Wann
hat er heute abend das Hotel betreten?«
»Gegen
einundzwanzig Uhr...«
Im
Zimmer standen noch die Reste eines Mahles und eine angebrochene Flasche
Champagner. Bis kurz nach Mitternacht hatte Morna keine Gelegenheit gefunden,
sich bemerkbar zu machen. Hatte sie geahnt oder gefühlt, daß heute nacht etwas
passieren würde? Ungewöhnlich war schließlich, daß Roncolli kurzfristig seine
Absicht änderte, mit ihr den Abend im Charly zu verbringen.
»War
Signore Roncolli allein, oder befand sich jemand in seiner Begleitung?« Larry
Brent stellte diese Fragen, während sie und weitere Hotelangestellte alle
möglichen Ausgänge inspizierten.
»In
Signore Roncollis Begleitung befand sich eine Dame.«
»Wissen
Sie noch, wie sie aussah?«
Der
Mann hatte entweder ein vorzügliches Gedächtnis, daß er sich bei allen Gästen
des Hotels noch so gut an Morna erinnern konnte oder ihre Erscheinung hatte ihn
so fasziniert, daß er mehr als einmal hingeschaut hatte. Morna war eine Frau,
die auffiel.
»Daß
Roncolli und seine Begleiterin sich nicht mehr in Zimmer 415 aufhalten, wundert
sie gar nicht?« blieb X-RAY-3 am Ball.
»Es
verwundert mich sehr, Signore... Es ergibt aber keinen Sinn. Alle Nebeneingänge
sind verschlossen. Um diese Zeit ist nur noch der Haupteingang bewacht. Mir
hätte auffallen müssen, wenn Signore Roncolli mit seiner Begleiterin
weggegangen wäre.«
»In
Zimmer 415 sind sie jedoch nicht. Sie müßten sich demnach noch irgendwo im
Hotel aufhalten.«
»So
ist es, Signore... Vielleicht im Grill-Restaurant oder in der Bar.« Aber dort
waren sie nicht. Auch die Tiefgarage, aus der Iwan Kunaritschew
unverrichteterdinge zurückkehrte, kam als Fluchtweg nicht in Frage. Blieben
nach wie vor nur die Fenster und die Balkone. Aber das widersprach jeder Logik.
Alles deutete darauf, daß Roncolli Morna betäubt und mitgenommen hatte. Mit
seinem Opfer aber über Balkone und Fassaden klettern, das traute ihm nun doch
niemand zu.
Das
Hotel wurde abgesucht, die nähere Umgebung, die nahen Häuser in der
Nachbarschaft...
Larry
hatte inzwischen telefonisch das zuständige Kommissariat informiert, so daß sie
von dort bei der Suche Unterstützung erhielten. Die Mailänder Behörde war über
den Einsatz der beiden Agenten in der Stadt informiert.
»Das
Ganze paßt hinten und vorn nicht zusammen, Brüderchen«, meinte X-RAY-3 kurz
darauf zu seinem Freund Iwan Kunaritschew. »Morna wollte, daß wir uns in ihrer
Nähe aufhalten. Sie scheint geahnt zu haben, daß etwas Ungewöhnliches passieren
würde. Roncolli muß unser Mann sein, auch wenn das die ganze Zeit noch nicht
sicher war. Immer dann, wenn ein Fremder im Charly auftauchte, verschwanden
Frauen. Die Beschreibung von diesem Fremden paßt nicht immer auf Roncolli,
manchmal aber waren die Beschreibungen auch zu schlecht, um akzeptabel zu
sein.«
Außerdem
war nicht gesagt, daß die bisher Beschriebenen, die man nicht als Stammgäste
der Nobel-Disko kannte, auch unbedingt etwas mit dem Verschwinden der Frauen zu
tun haben mußten. Man tappte immer noch im
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