0450 - Der Fürst der Finsternis
Bewußtsein. Aber Eysenbeiß lebt noch, sein Geist existiert im Amulett , wollte Leonardo dem Erzdämon entgegenschreien. Aber er schaffte es nicht. Er spürte ein schmerzhaftes Reißen in sich, als solle er innerlich verbrennen. Eysenbeiß! Er griff an!
Im gleichen Moment zuckte Astaroth zusammen. »Was war das?« stieß er hervor. »Da war doch Magie…?«
Leonardo antwortete nicht darauf.
»Nun, entkommen kannst du nicht«, sagte Astaroth. »Komm jetzt mit, oder ich lasse dich vor das Tribunal schleifen !«
»Ihr könnt nicht über mich richten!« schrie Leonardo. »Eysenbeiß war ein Verräter, aber ich habe mir nichts zuschulden kommen lassen!«
»Darüber reden wir im Tribunal«, sagte Astaroth. »Los, beweg dich!«
»So kannst du nicht mit deinem Fürsten reden!« zischte Leonardo.
»Fürst bist du die längste Zeit gewesen«, sagte Astaroth. »Nicht einmal Lucifuge Rofocale hält noch seine Hand schützend über dich! Du bist erledigt, Emporkömmling. Deine Uhr ist abgelaufen! Das Urteil ist nur noch eine Formsache. Beweg dich jetzt!«
Und mit seiner Magie schlug er blitzschnell zu und zwang dem Fürsten der Finsternis seinen Willen auf!
Mechanisch setzte Leonardo deMontagne einen Fuß vor den anderen, unfähig, sich aus dem magischen Griff des Erzdämons zu befreien.
Seine Gedanken rasten, überschlugen sich. Aber er fand keine Lösung mehr. Die einzige Chance bestand darin, daß er das Amulett doch noch einsetzen konnte.
Er mußte Eysenbeiß Zugeständnisse machen, damit der ihm half.
Und er hoffte, daß Eysenbeiß sich noch einmal überreden ließ…
***
Baton Rouge, Louisiana
»Du hättest diesen Mann nicht einfach so wegschicken sollen, Yves«, sagte Angelique Cascal.
»Was sollte ich sonst tun?« fragte Yves Cascal. Er hatte sich auf sein Bett fallen lassen und das Amulett auf den Tisch geschleudert.
»Es reicht wahrhaftig, daß er mich in arge Schwierigkeiten bringen kann. Verdammt, er hat mich hier aufgespürt. Er ist hierher gekommen. Jeder kennt mich als Ombre, aber keiner weiß, daß ich Yves Cascal bin! Wenn dieser Bursche einen Blick auf das Schild an der Türklingel geworfen hat, weiß er, wer Ombre ist! Das ist schon Risiko genug!«
»Gerade deshalb hättest du ihn nicht einfach wegschicken sollen. Du hättest ihn ausfragen sollen. Wieso kommt er ausgerechnet so zielsicher hierher? Was verbindet ihn mit dir?«
»Das verdammte Ding, fürchte ich!« Der Neger wies auf das Amulett. »Wie gern ich es doch wieder loswürde, bloß kommt das verfluchte Ding irgendwie immer wieder zu mir zurück! Er ist wie verhext!«
»Dafür dürfte es eine ganz natürliche Erklärung geben«, erwiderte seine Schwester.
Yves winkte ab. »Ich geb's langsam auf, danach zu suchen. Für ihn arbeiten soll ich, für diesen Fürsten aus einer Alptraumwelt voller Mord und Totschlag? Wie stellt er sich das vor? Für ihn arbeite ich nie!«
»Warum eigentlich nicht?« fragte Angelique.
»Weil ich nicht weiß, woran ich mit ihm bin. Und ich hoffe, daß er nie wieder hier auftaucht. Nie wieder, Angelique…«
Die war anderer Ansicht, aber sie widersprach ihrem älteren Bruder nicht. Yves war durch den seltsamen Besucher innerlich aufgewühlt und in einer Stimmung, in der er Widerspruch nur ungern hinnehmen würde. Er mußte diese Begegnung erst einmal innerlich verarbeiten.
Angelique dachte an diesen jungen Burschen, der so überraschend aufgetaucht war und dessen Ankunft sie gerade noch rechtzeitig mitbekommen hatte, um ihn an der Tür abzufangen. Er wäre sonst einfach hereinmarschiert, gerade so als gehörte ihm diese Wohnung. Vorsichtshalber hatte Angelique ihn also erst einmal außer Gefecht gesetzt…
Und jetzt sah sie ihn immer wieder vor ihrem geistigen Auge. Irgend etwas an ihm faszinierte sie. Und so wie Yves wünschte, daß dieser ›Fürst‹ nicht wieder hier auftauchte, so wünschte sie sich, ihn wiederzusehen.
Er gefiel ihr doch so sehr! Und sie konnte sich einfach nicht vorstellen, daß etwas Böses von ihm ausgehen könnte.
Aber in der Traumwelt, in der Yves auf ihn gestoßen war, sollte er sich doch nicht gerade wie ein Gentleman benommen haben. Konnte denn etwas Gutes in einem Menschen wohnen, der schwer bewaffnete Krieger auf andere Leute hetzte und der einer Frau die Kleidung vom Leib peitschen ließ? Daß diese Frau, Shirona, dabei nicht einmal die Haut geritzt bekommen hatte und gegen die Schläge immun gewesen sein sollte, spielte dabei für Angelique nur eine untergeordnete
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