0450 - Die Gierigen von Brooklyn
für fünf Minuten aus seiner Bewußtlosigkeit erwachen würde, konnten wir wertvolle Auskünfte von ihm erhalten.
Ungeduldig wartete ich auf die Ankunft des Krankenwagens. Endlich kam Phil zurück. Ich berichtete ihm, was ich in der kurzen Zeit aufgeschnappt hatte, da der Gangster bei Bewußtsein gewesen war. Besorgt beobachtete ich Edsels Zustand. Ich hatte den Eindruck, daß es hier um Minuten ging, die über Tod und Leben zu entscheiden hatten.
Endlich kam der Krankenwagen und mit ihm ein Arzt. Ich stellte mich vor und begleitete die Männer an den Fuß des Krans, wo Tab Edsel zwischen den Schienen lag.
»Wird er durchkommen, Doc?« fragte ich.
Der Medizinmann zuckte die Achseln. »Ich kann mir jetzt noch kein genaues Bild machen. Aber nach dem ersten Eindruck zu schließen, sieht es schlimm genug aus.«
»Kann mein Kollege den Transport begleiten, Doc? Für den Fall, daß der Mann für ein paar Augenblicke aus seiner Bewußtlosigkeit erwacht. Seine Aussage ist für uns sehr wertvoll!«
Der Arzt gab seine Zustimmung, und Phil kletterte hinter ihm in den Laderaum, nachdem die Bahre hineingeschoben worden war. Mit heulenden Sirenen suchte sich das Fahrzeug den Weg zum nächsten Krankenhaus.
Der Cop, den ich ans Telefon geschickt hatte, kam zurück.
»Die Streifenwagen sind alarmiert, Sir«, berichtete er. »Der Wagen ist auf einen gewissen Nick Coslin zugelassen. Sagt Ihnen der Name etwas?«
Ich pfiff leise durch die Zähne. Das war allerdings eine Neuigkeit, die ich nicht erwartet hatte. Nick Coslin! Der Freund Ellen Grosbys. Ich hatte jetzt allerdings keine Zeit, die Möglichkeit durchzudenken, die dieser Sachverhalt in sich barg. Erst einmal galt es, diesen Musiker Coslin zu fassen.
»Bleiben Sie hier«, bat ich den Cop. »Ich werde Ihrem Revier Bescheid sagen, wo Sie stecken, und veranlassen, daß man Ihnen ein paar Kollegen herschickt. Suchen Sie dann das Gelände sorgfältig nach Spuren ab.«
»Okay, Sir!«
Ich ging auf den Bauzaun zu. In der Lücke hielt ich meinen Schritt einen Augenblick inne und überlegte. Gab es noch etwas Wichtiges, was ich dem Cop zu sagen hatte?
Links hinter mir knirschte Sand, der hier überall den Boden bedeckte. Immer noch in Gedanken, drehte ich mich halb herum.
Da sprang ein Schatten auf mich zu, ein kantiges Ding zischte durch die Luft und traf mich hart an der linken Schulter. Der Arm, den ich instinktiv zum Schutz hochgerissen hatte, tat unerträglich weh.
Der Schatten hatte einen Ziegelstein auf mich geschleudert. Ich grub die Zähne in die Unterlippe und riß mit der noch funktionierenden Rechten meinen Revolver aus der Halfter.
»Stehenbleiben!« brüllte ich. Der Mann hielt nichts davon. Er schlug Haken wie ein Hase und rannte die Straße hinauf. Ich setzte ihm durch die Lücke nach. Ein Schuß zwang mich wieder in die schützende Dunkelheit der Innenseite zurück. Ich ergriff ein herumliegendes Brett und streckte einen Fuß vor. Zwei Sekunden später splitterte das Holz in Fetzen, der verbleibende Rest wurde mir aus der Hand gerissen. Der Cop trabte aufgeregt heran, seine Waffe in der Rechten. Ich hielt ihn mit einer Handbewegung zurück.
»Bleiben Sie hier!« zügelte ich seinen Tatendrang. »Da draußen ernten Sie nur Blei. Hier können wir nicht heraus.«
Langsam arbeitete ich mich an der Innenseite des Bauzauns entlang, doch immer noch behinderten mich Maschinen und Baumaterial, die hier aufgestapelt und auf gestellt waren, am Vorwärtskommen. Ich zog mich an dem bedenklich schwankenden Zaun hoch und streckte meinen Kopf darüber.
Zehn Yard links von mir kam er die Straße herunter, den Rücken mir zugewandt, die Waffe in der Rechten. Er trug einen dunklen Hut und einen ebenso dunklen Trenchcoat. Mit der Linken tastete er sich eilig zurück, das Gesicht war der Lücke im Zaun zugewandt. Die tastende Lihke mußte die Bewegung erspürt haben, die mein Gewicht auf den Planken verursachte. Er sprang einen Schritt zurück auf die Straße, und schon zuckte ein kurzer Feuerstrahl auf mich zu.
Ich ließ mich einfach fallen und prallte unangenehm auf. Zwei, drei Geschosse durchschlugen in rasender Folge die Planken, klatschten irgendwo auf oder jaulten als Querschläger durch die Nacht. Ich machte mich so klein wie möglich und suchte das berühmte Mauseloch, das es hier nicht gab.
Doch zum Glück hatte der Kerl nicht die Absicht, seine Kanonade endlos fortzusetzen. Vielleicht hatte er auch kein Reservemagazin bei sich, und er wollte Munition sparen.
Ich
Weitere Kostenlose Bücher