0450 - Die Gierigen von Brooklyn
Haken traf eins der Fässer, riß das Blech auf und ließ ein halbes Dutzend anderer Fässer aus dem Stapel nach unten poltern.
Ich drehte eine doppelte Rolle und wußte nicht, wo ich landen würde. Der Scheinwerfer erlosch. Ich lag unversehrt am Rande eines Kieshaufens und ließ meinen Augen Zeit, sich an die Dunkelheit zu gewöhnen.
Jemand packte mich am Fuß. Ich warf mich herum und erwischte den Mann an der Kehle. Es war Phil. Ich ließ los.
»Verdammt!« flüsterte er. »Hast du keine Augen im Kopf? Du hättest auch weniger hart zupacken können!«
Während er sich den Hals massierte, beobachtete ich die eiserne Leiter, die an dem Stahlmast herunterführte. Der Mann mußte einmal herunterkommen, der das Schwingen des Hakens so virtuos dirigierte.
Zehn Minuten vielleicht strapazierten wir unsere Geduld. Dann scharrten Tritte auf den Sprossen. Der Mann tastete sich vorsichtig nach unten. Zehn Yard noch, neun, acht, sieben, sechs…
Plötzlich flammte ein starker Handscheinwerfer auf. Der Lichtkegel fraß sich hinter einem Stapel Zementsäcken hervor. Dort war er noch schmal, wurde dann breiter, erfaßte den Mann auf der Leiter und blieb an ihm haften. Der Bursche da oben hielt in seiner Bewegung inne, er preßte sich eng an die Stäbe, wagte nicht einmal, sich umzudrehen. Er hing jetzt da oben auf halber Höhe wie ein Insekt im Netz einer Spinne.
Eine Waffe bellte auf. Zwei Schüsse knallten kurz hintereinander, es klang fast wie ein Laut.
Der Handscheinwerfer erlosch. Ein Körper schlug dumpf auf dem Erdboden auf.
***
Phil und ich trennten uns. Von zwei Seiten schlichen wir uns an die Zementsäcke heran.
Draußen auf der Straße stotterte der Anlasser eines Wagens, dann heulte der Motor auf, das Getriebe kreischte, und der Wagen schoß davon.
Ich stürzte durch die Lücke im Zaun hinaus auf die Straße und sah die Karre noch um die Ecke radieren. Ein Cop kam auf mich zu. In der Hand hielt er seine Dienstwaffe.
»Was war hier los? Wer hat hier geschossen?«
»Kann ich Ihnen noch nicht sagen, Officer! Ich bin Jerry Cotton vom FBI. Haben Sie die Nummer des Wagens?«
»Ja«, sagte er. »Aber lassen Sie sich ein bißchen näher in Augenschein nehmen. Schließlich kann jeder behaupten, er wäre vom FBI!«
Er leuchtete mich mit seiner Taschenlampe an, die er bei sich trug; Als ich meinen Ausweis zücken wollte, winkte er ab.
»Ich kenne Sie, Sir. Ich war mal bei einer Razzia eingesetzt, die Sie und Decker in der Mott Street veranstalteten.«
»Fein. Geben Sie jetzt an der nächsten Telefonzelle die Nummer des Wagens durch und veranlassen Sie eine Fahndung. Die Zulassungsstelle soll außerdem den Eigentümer ausfindig machen und an unserer Zentrale weitermelden. Wenn Sie fertig sind, kommen Sie bitte wieder hierher!«
»Okay, Sir!«
Ich fand Phil am Fuße der Leiter, wo er sich über den Körper beugte. »Abgehauen?« fragte er mich.
»Ja, aber ein Cop konnte das Kennzeichen festhalten. Ich habe ihn weggeschickt, um die Fahndung nach der Kiste anzukurbeln.«
»Es ist Tab Edsel«, sagte mein Freund und erhob sich. »Ein Schuß ins Handgelenk, der andere in den Oberschenkel. Er lebt noch, ist aber sehr schwer verletzt. Der Sturz ist gefährlicher als die beiden Schüsse.«
Ich beugte mich über den Mann und ließ ein Streichholz aufflammen. Sein Gesicht war gelb, die Schmerzen hatten ihn bewußtlos werden lassen.
»Besorge einen Krankenwagen, Phil.« Phil marschierte los, während ich bei dem Schwerverletzten zurückblieb. Ein Stöhnen ließ mich aufhorchen. Ich suchte nach der Streichholzschachtel in meiner Jackentasche und ließ ein Hölzchen in der hohlen Hand aufflammen. Tab Edsel hatte die Augen offen.
»Du, G-man?«
Ich nickte. »Wer hat dich angeschossen?«
Er starrte mich unverwandt an.
»Hör zu!« sagte ich hart. »Du hast zwei Schußverletzungen, und was du dir bei dem Sturz von der Leiter alles gebrochen hast, kann ich nicht beurteilen. Dein Zustand ist sehr ernst. Willst du den Mann entkommen lassen, der dir so übel mitgespielt hat?«
Tab Edsel bäumte sich auf. »Ist es wirklich so schlimm, G-man?«
»Ich weiß es nicht«, sagte ich und drückte ihn wieder zurück.
»Der Hund!« keuchte er.
»Den Namen!« forderte ich.
»Pat…« Das Sprechen bedeutete eine ungeheure Anstrengung für ihn.
»…Delmonico? Hast du ihn denn erkannt?«
»… nicht erkannt, aber…«
Wohltuende Bewußtlosigkeit umfing ihn wieder. Hoffentlich kommt er durch, dachte ich. Wenn Edsel noch einmal
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