0451 - Ich gegen Randy, den Toten
auf.
»Übernimm du das Steuer, ich werde zu Fuß ’rüberlaufen.« Ich stieg aus, und Phil rief mir nach:
»Wieder eine von deinen berühmten Ahnungen, he?«
Ich sagte nichts. Aber wenn ich an einem Mordfall arbeite, der so viele Überraschungen aufweist, wie der Robbins-Fall, dann glaube ich nicht mehr an Zufälle. An der Einfahrt unserer FBI-Zentrale standen zwei Kollegen.
»Was ist los?« fragte ich.
»Wir haben Meldung von der Verkehrspolizei bekommen. Irgendein Verrückter scheint regelmäßig alle Rotlichter zu überfahren. Er rast auf einer schweren Maschine. Ein paar Cops haben seine Verfolgung auf genommen, aber sie kommen nicht richtig heran, weil der Verkehr so dicht ist. Da! Dort, das ist er!«
Er deutete aufgeregt auf einen Motorradfahrer, der sich wie ein Betrunkener durch die Autos schlängelte. Dicht hinter ihm war ein schwerer dunkler Wagen, der ihn zu verfolgen schien.
Ich sah, daß es kein Polizeiwagen war.
Der Motorradfahrer war noch fünfzig Yard g, als hinter ihm zwei Motorräder der Polizei mit heulenden Sirenen herkamen.
In dem Moment überholte ihn der schwarze Wagen, ich sah nicht, was vorging, weil ein Omnibus mir in dem Moment die Sicht versperrte, aber ich hörte ein metallisches Krachen und den Aufschrei der Zuschauermenge.
Ich rannte los und sprang zwischen den Wagen hindurch, die sofort angehalten hatten.
Das Motorrad war umgekippt und drehte sich noch langsam auf dem Pflaster. Der Fahrer lag regungslos daneben. Der regennasse Asphalt um ihn herum färbte sich.
Die beiden Funkstreifencops bremsten im gleichen Moment, als auch ich ankam.
Von dem dunklen großen Wagen war nichts mehr zu sehen. Der Wagen direkt hinter dem Verunglückten war ein gelbes Taxi.
»Er ist gestürzt!« sagte eine Stimme hinter mir. »Ein Wagen muß ihn gerammt haben!« Ich beugte mich wieder über den Mann. Er war klein und drahtig, das Haar war wirr und vom Straßenschmutz grau gefärbt. Das Blut quoll aus einer Schulterwunde, und ich konnte auf den ersten Blick sehen, daß es ein runder glatter Einschuß war, der den Stoff des Jacketts zerfetzt hatte.
»Nein! Nein!« schrie der Mann plötzlich und richtete sich halb auf. Ich beruhigte ihn und winkte den beiden Cops, die ihn hochhoben und ihn hinüber in unser Krankenrevier brachten. Inzwischen kam noch ein zweiter Polizeiwagen mit Rotlicht angeprescht. Ich unterrichtete die Kollegen kurz von dem Vorgefallenen.
Wir befragten die Umstehenden, aber keinem war der dunkle Wagen auf gefallen. Oder vielmehr, vielen war so viel aufgefallen, daß wir keine Beobachtung auswerten konnten.
Ich traf Phil vor dem Eingang unseres Fahrzeugparks, wo er meinen Jaguar zur Reparatur abgegeben hatte.
»Hast du den Mann gesehen, den sie eben hereingetragen haben?« fragte ich. Phil nickte.
»Ja, offensichtlich ein Verkehrsopfer. Der arme Bursche, er schrie unentwegt, muß einen Schock erlitten haben. Sie werden ihn hier verarzten und in das Hospital weiterschicken!«
»Nein. Er wird hierbleiben, und er ist auch kein Verkehrsopfer!«
»Jerry, du fängst an, Gespenster zu sehen!«
»Du hast sein Gesicht nicht erkennen können, aber ich habe es gesehen, es hatte zwar nicht mehr viel mit dem Foto auf dem Archivblatt gemeinsam, aber mir genügte es.«
»Wenn du jetzt auch noch behauptest, daß der Mann mit unserem Fall in Verbindung steht, dann sage ich nichts mehr!«
»Ich nehme dich beim Wort!« sagte ich und grinste leicht.
»Der Mann ist Pinky Flanagan, der Fassadenkletterer!«
***
Eine Viertelstunde später saßen wir neben Pinkys weißem Bett und sahen zu, wie er langsam wieder zu sich kam. Der Whisky vom Doc tat seine Wirkung, und allmählich bekam das schmale Gesicht unter dem verpflasterten Kopf wieder Farbe. Pinky warf einen zaghaften Blick auf seine dick bandagierte Schulter und sagte:
»Wird der Arm wieder in Ordnung kommen?«
Der Arzt beruhigte ihn und packte seine Sachen zusammen.
»Vollkommen? So wie vorher?« fragte Pinky weiter.
Ich beugte mich vor. »Aber Pinky, zum Klettern brauchst du ihn doch nicht mehr, oder?«
Er fuhr wie von der Tarantel gestochen zurück und verzog schmerzhaft das Gesicht, weil die Bewegung zu schnell für seinen Arm gewesen war.
»Ihr kennt mich?«
»Natürlich! Wer kennt den berühmten Pinky Flanagan nicht?«
»Ich habe nichts getan!« rief er.
»Das glauben wir dir. Die Sache im Cameron-Hotel hat dir stark zugesetzt.« Er klappte zusammen.
Immer hastiger sprudelten seine Worte heraus, und die Story
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