0451 - Ich gegen Randy, den Toten
verschwunden. Pinky sah wieder den Skipper an. Dessen Gesicht war eine undurchdringliche Maske.
Pinky kapierte. Der Skipper hatte den Verfolger gesehen und wollte keine Schwierigkeiten haben. Und der Mörder hatte den Skipper gesehen und wartete, bis er Pinky wieder allein vor sich hatte. Solange Pinky hier blieb, war ei also sicher.
Schwer atmend lehnte er sich an einen Befestigungspfeiler und wartete, bis sein Atem wieder ruhiger ging. Der Skipper blieb oben stehen und bewachte das Schiff.
»Mein Geld!« knurrte Pinky, als er wieder sprechen konnte, und streckte dem Skipper die Hand entgegen. Aber der andere reagierte nicht.
»Ich schreie nach der Polizei!« drohte Pinky. Der andere lachte, aber Pinky kam eine Idee. Besser ein paar Jahre sitzen, als tot sein. Aber wie kam er zur Polizei?
Als er wieder aufsah, war der Skipper verschwunden. Und die Straße vor ihm war frei. Pinky packte seinen Koffer fester und machte ein paar Schritte. Sofort hörte er hinter sich das Echo des Mörders.
Ich muß von den verdammten Hafenanlagen wegkommen! dachte Pinky verzweifelt und sah zu der leuchtend hellen Straßenöffnung der Eleventh Street, die vor ihm lag. Dort muß ich hinkommen, das muß ich schaffen! In der 69. ist das FBI, das ist nicht weit. Ich muß es schaffen! Pinky rannte schneller. Plötzlich hörte er hinter sich ein dünnes Brummen. Er fuhr herum und erstarrte.
Aus der schmalen Einmündung der 14. West kam ein dunkler Wagen. Er fuhr langsam und hielt direkt auf den Mann zu, der ihn verfolgte. Der Mann war stehengeblieben, der Wagen hielt, eine Tür öffnete sich, und der Mörder stieg ein. Wie gebannt stierte Pinky in die gleißenden Scheinwerfer, die die schützende Dunkelheit um ihn herum zerrissen und ihn wie eine Schießscheibe beleuchteten. Aber erst als der Wagen wieder anfuhr, war Pinky fähig, sich wieder zu bewegen. Er schleuderte seinen Koffer weg und rannte so schnell, wie er noch nie in seinem Leben gerannt war.
In einem Sekundenbruchteil erkannte Pinky, daß er die Strecke bis zur Eleventh nicht mehr so schaffen würde. In dem Moment entdeckte er auf der rechten Seite eine Bar. Sie war noch nicht geöffnet, aber davor stand ein Motorrad. Eine schwere Maschine mit rotem Ledersitz und weißen Troddeln, Pinky schwenkte nach rechts ab, hastete zu der Maschine und griff verzweifelt nach dem Zündschlüssel.
Er steckte!
Pinky hatte kaum noch die Kraft, sich in den Sattel zu schwingen, aber irgendwie schaffte er es. Er hatte sogar noch so viel Geistesgegenwart, nicht zu viel Gas zu geben, um den Motor nicht absaufen zu lassen. Aber sobald das Geräusch da war, drehte er auf, und das Rad machte mit ihm einen so heftigen Satz, daß es ihn fast hinuntergeschleudert hätte. Irgendwo ging eine Tür auf, eine Stimme schrie etwas. Ein zweiter Motor heulte hinter den Häusern auf, aber Pinky kümmerte sich nicht darum. Er raste wie hypnotisiert auf die helle Straße zu.
Der Wagen des Mörders war dicht hinter ihm, und ohne sich umzudrehen, wußte Pinky, daß die Fenster schon heruntergekurbelt waren und daß der Mörder nicht vor dem dichten Abendverkehr zurückschrecken würde. Wenn er ihn überholte, dann würde er schießen. Und treffen!
***
Wir saßen im Jaguar und fuhren zum Office zurück. Ich hatte fast eine ganze Stunde gebraucht, um die notwendigen Kabel aufzutreiben, dann reparierten wir den Wagen und fuhren ab. Oben in der Wohnung arbeiteten die Kollegen von der Mordkommission. Von dem ermordeten jungen Mann wußten wir bisher nichts außer der Todesursache. Sein Mörder hatte ihm sämtliche Papiere und auch das Geld abgenommen. Trotzdem war es bestimmt kein Raubmord. Für Phil und mich stand fest, daß der junge Mann derselbe war, den Mr. Wye in Gesellschaft von Janice Robbins gesehen hatte. Sie hatte damals zu Wye gesagt, sie hätte ihn von früher her gekannt. Wenn wir also seine Identität herausfanden, dann kamen wir vielleicht auch auf die Vergangenheit von Janice Robbins.
Der Verkehr war dicht, aber nicht mehr so zäh wie vor einer Stunde. Wir kamen ganz gut vorwärts. Als wir jedoch die Eight Avenue überqueren wollten, stießen wir auf eine Stockung. Irgendwo heulte die Sirene einer Funkstreife, dann kamen wir wieder ein Stückchen vorwärts. Aber je näher wir an die 69. East herankamen, desto dicker wurde der Verkehr.
»Sieht so aus, als wäre direkt vor unserem Laden etwas los!« überlegte ich.
»Lassen wir den Wagen stehen?« fragte Phil. Wieder heulte eine Sirene
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