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0452 - Die finstere Seele

0452 - Die finstere Seele

Titel: 0452 - Die finstere Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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deutlicher, Astaroth! Und fasse dich kurz, denn ich bin nicht gewillt, meine Zeit heute mit unnötigem Geschwätz zu vergeuden.«
    »Also gut, mein Fürst. Bringen wir es auf einen Punkt: Verrat!«
    ***
    »Trostlos«, stellte Nicole fest. Sie sah an der Straße entlang. An beiden Seiten reihten sich die Hausfassaden. Ein Wohnblock sah aus wie der andere, fünf, sechs, sieben Stockwerke hoch. Ein Haus sah aus wie das andere.
    »Wie die Straße im Hafenviertel, wo Ombre lebt, nur liegt hier nicht so viel Unrat auf dem Gehsteig, und die Autos sind auch ein bißchen besser erhalten, moderner und teurer«, sagte Nicole.
    »Und wie sollen wir jetzt diese Rabenfeder finden?«
    »Viertes oder fünftes Haus«, sagte Zamorra. »Vielleicht steht an irgend einer Türklingel ein halbwegs indianisch klingender Name. Und wenn nicht…«
    »… werden die Hausbewohner sich freuen, wenn wir sie nachts um eins reihenweise aus dem Bett klingeln, um sie zu fragen, ob ihnen dieser Name bekannt ist!« Nicole verzog das Gesicht. »Wir…«
    Fast geräuschlos glitt ein Wagen heran. Zweifarbig lackiert, Rotlichter auf dem Dach. Sie bemerkten ihn erst, als er neben ihnen stoppte, die Türen aufflogen und zwei Uniformierte ausstiegen, die Hände auf den Kolben der Dienstrevolver.
    »Ausweiskontrolle!«
    Zamorra verdrehte die Augen.
    Natürlich! Sie befanden sich zu einer ungewöhnlichen Zeit in einer unbelebten Straße. Damit allein wären sie nicht einmal auffällig geworden, aber sie waren zu Fuß in einem Land, in dem Bürger selbst die fünfzig Meter zum nächsten Zigarettenautomaten nicht anders als im Auto zurücklegten! Wer hier zu Fuß ging, war verrückt oder auf Raubzug.
    Zamorra seufzte. »Dazu muß ich in die Innentasche meiner Jacke greifen«, warnte er, damit der Cop die Bewegung nicht mißverstand und vorsichtshalber schoß, weil er annahm, daß Zamorra nach einer Waffe greifen wollte.
    »Okay, Mister, dann greifen Sie mal vorsichtig!«
    »Mein Paß liegt im Hotel«, sagte Nicole.
    Zamorras französischer Paß auch, aber er besaß ebenfalls die US-Staatsbürgerschaft. Er händigte diese ID-Karte dem Polizisten aus. Der betrachtete sie sehr eingehend und schlenderte dann gemütlich zum Wagen, um über Funk die Angaben auf der Karte prüfen zu lassen.
    Zamorra wurde ungeduldig. »Wir haben's ein bißchen eilig…«
    Er fühlte, daß ihm die Zeit davonlief, und das Gefühl, daß Gryf dringend Hilfe benötigte, wurde in ihm immer stärker. Jede Sekunde, die sie hier verloren, konnte zählen!
    Der andere Cop befaßte sich derweil mit Nicole. »Und in welchem Hotel, Lady?«
    Sie nannte den Namen.
    »In Ordnung. Da fahren wir mal hin und überprüfen das.«
    »Was soll das alles?« fauchte Nicole. »Warum halten Sie uns auf und belästigen uns? Wir haben nicht so viel Zeit wie Sie! Ich werde mich über Sie beschweren!«
    »Machen Sie das ruhig, Lady«, erwiderte der Cop gelassen. »Und wir tun derweil unsere Pflicht!«
    Der andere Cop gab Zamorras Ausweis zurück und nickte Nicole zu. »Bitte, steigen Sie ein. Wir fahren jetzt zu Ihrem Hotel.«
    »Reicht es nicht, daß Sie mich kontrolliert haben?« entfuhr es Zamorra. »Wir gehören zusammen…«
    »Das werden wir dann ja feststellen!«
    »Wir weigern uns«, sagte Zamorra gelassen. »Ihr Vorgehen überschreitet die Verhältnismäßigkeit der Mittel!«
    »Das können Sie uns später von Ihrem Anwalt vorbeten lassen«, knurrte der Fahrer des Streifenwagens. »Derweil steigen Sie ein! Solange hier reihenweise in den Häusern eingebrochen wird, bestimmen wir die Verhältnismäßigkeit der Mittel.«
    »Sehen wir etwa wie Einbrecher aus?« empörte sich Nicole.
    »Schluß mit der Debatte! Einsteigen!«
    In diesem Moment handelte Zamorra.
    ***
    Eysenbeiß kauerte sich neben den Druiden. Er hielt den Dolch locker zwischen den Fingern seiner rechten Hand und strich ganz leicht mit der Daumenkuppe der Linken über die Schneide. Die Klinge war fast rasiermesserscharf.
    »Na los«, sagte Gryf undeutlich. »Schneide die Fesseln schon durch!«
    Eysenbeiß lachte mit seiner seltsam dunklen neuen Stimme. »Du glaubst doch nicht im Ernst, daß ich dir diesen Wunsch erfülle, Druide?«
    »Im allgemeinen wird der letzte Wunsch eines Sterbenden respektiert«, sagte Gryf.
    Eysenbeiß lachte wieder. »Du hast ja sogar noch deinen Humor, Druide«, sagte er, »du wirst ihn bald brauchen. Denn jetzt ist es soweit, mein Freund. Es ist Zeit zum Sterben.«
    Gryf preßte die Lippen zusammen. Verzweifelt versuchte

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