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0454 - Der blutrote Zauberteppich

0454 - Der blutrote Zauberteppich

Titel: 0454 - Der blutrote Zauberteppich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mir war sogar das Datum bekannt. Es war der 18. März 1314, der schwärzeste Tag in der Geschichte des Templer-Ordens. Da hatte es Philipp der Schöne mit Unterstützung des Papstes Clemens V. geschafft, die Templer umzubringen und einen Teil ihrer Schätze an sich zu reißen.
    Doch er hatte nicht alle töten können, das wußte ich auch. Viele waren gewarnt worden und hatten sich rechtzeitig genug absetzen können. Aber dieses offizielle geschichtliche Datum besiegelte praktisch den Niedergang des Templer-Ordens.
    Für mich stellte sich nun die Frage, aus welch einem Grund mich der geheimnisvolle Teppich in diese gefährliche Zeit geschafft hatte? Eine Antwort auf diese Frage würde ich mir wohl selbst suchen müssen. Wahrscheinlich auf dieser Juden-Insel, wie sie genannt wurde.
    Die Augen der jungen Frau waren erschreckt geweitet. Ich sah ihr die Angst an, die sie durchlitt.
    Bestimmt ging sie davon aus, zuviel verraten zu haben, doch ich schüttelte den Kopf und erklärte ihr, daß sie sich keine Sorgen zu machen brauchte.
    »Es wird schon alles in Ordnung kommen«, sagte ich ihr und nickte dabei.
    »Kann ich jetzt gehen?«
    »Natürlich. Aber wo willst du hin?«
    »Ich muß die blutige Kleidung wegschaffen.«
    »Wieso blutig?«
    Sie zögerte zunächst, bis sie mit der makabren Wahrheit herausrückte. »Viele Frauen und Mädchen sind dazu verdammt, die Kleidung der Ermordeten zu verbrennen. So hat man es uns aufgetragen, und wir können uns nicht dagegen wehren.«
    »Wo soll denn die Wäsche verbrannt werden?«
    Am Ufer. Sie hob einen Arm an und deutete an mir vorbei. Es gibt dort einen bestimmten Platz, da muß ich hin. Bitte, Sire, laßt mich gehen. Ich bin schon zu spät.
    Ich streckte meinen Arm aus, und sie zuckte zusammen. »Wie heißt du denn?« fragte ich.
    »Giselle.«
    »Ein schöner Name«, erwiderte ich. »Weißt du, Giselle, ich möchte nicht, daß du allein gehst. Nimm mich mit. Da ich fremd bin und du mir viel berichtet hast, möchte ich die Insel kennenlernen. Machst du das?«
    Sie wollte erst nicht, schüttelte den Kopf, sprach dann von einer Gefahr, auch für Fremde.
    »Weshalb?«, hakte ich nach.
    »Die Schergen des Königs sind überall. Sie suchen noch nach den Templern. Bist du auch einer?«
    »Möglich.«
    »Dann, Verzeihung, Sire, daß ich Euch so unhöflich ansprach, nehmt Euch in acht. Sie lauern überall. Man erkennt sie nicht. Jeder Bettler kann ein Spion sein und plötzlich seine Waffen ziehen, um über Euch herzufallen. Es ist schlimm.«
    »Danke für die Warnung, Giselle, aber ich kann mich wehren, das darfst du mir glauben.«
    »Ich fürchte mich trotzdem.«
    »Gehen wir.«
    Sie merkte, daß ich eisern blieb, verzog das Gesicht, hob die Schultern und rückte ihren Wäschekorb zurecht. Als Kavalier hätte ich ihn ihr gern abgenommen. Das allerdings hätte mich erst recht verdächtig gemacht. Diese Zeit besaß ihre eigenen Regeln, und ein jeder mußte sich diesen unterwerfen.
    »Möge der Allmächtige uns beistehen!« sagte sie leise, als sie sich von der Mauer abstieß. Giselle war noch jung, aber von der harten Arbeit gezeichnet, da sie schon gekrümmt unter der Last des schweren Korbs ging.
    Unser Weg führte vom Kai weg. Man hatte hohe Steinmauern gebaut, die gegen Überschwemmungen schützten. Hin und wieder gab es Lücken, durch die Treppen führten.
    Überhaupt waren die Häuser und Gassen auf der Juden-Insel sehr verschachtelt gebaut worden. In den engen Gassen brannten keine Fackeln. Ich hatte mehr als einmal das Gefühl, durch einen finsteren Tunnel zu schreiten und trotzdem beobachtet zu werden.
    Irgendwo hinter den noch dunkleren Fensterluken schienen die Gestalten zu lauern. Dann schauten sie zu, dann glotzten sie in die Gassen hinein und verfolgten den Weg der einsamen Spaziergänger.
    Auch ein ungewöhnlicher Geruch schwängerte die Luft. Für mich roch er stickig und dumpf. Blut roch so. Diese Insel hatte in den letzten Tagen schreckliches erlebt, ein großes Morden, angeordnet von oberster Stelle, das ich nicht begriff.
    Hin und wieder flatterten Krähen umher und kreischten. Dann wischten sie wie Schatten über Hausdächer oder tauchten ein in den Wirrwarr der engen Wege.
    Giselle ging vor mir her. Erst jetzt erkannte ich, daß sie keine Schuhe trug. Barfuß schritt sie über das holprige Pflaster. Ihre Sohlen bestanden einfach aus Hornhaut.
    Hin und wieder drehte sie sich zu mir um. Wenn sie mein aufmunterndes Lächeln sah, zuckte sie schnell zurück und ging hastig

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