0454 - Der blutrote Zauberteppich
Seite, duckte mich noch dabei und rollte mit der Schulter über den Boden.
Der Teppich griff an. Er kam im Sturzflug. Die Hände waren gekrümmt, sie wollten mich erwischen, während ich kniete, die Beretta gezogen hatte und schoß.
Die Silberkugeln stanzten nicht nur Löcher in den Teppich, sie erwischten auch die starr wirkenden, dennoch beweglichen Hände.
Splitter flogen ab, ich hörte plötzlich ferne Schreie, als würden die Seelen der Zauberer gequält.
Dann mußte ich meinen Standort wechseln, und der Teppich huschte wie ein fledermausartiges Wesen an mir vorbei. Über meinem Kopf und dicht unter der Decke drehte er sich, so daß die Klauen jetzt nach unten zeigten.
Dann fiel er.
In diesem Augenblick stießen die Templer die Tür auf. Sie stürmten in den Raum. Ein jeder von ihnen war mit einer Fackel bewaffnet. In der rechten Hand hielt Abbé Bloch etwas anderes. Es war flach wie ein Ninja-Wurfstern, aber es bestand aus einem Dreieck, in dem rot ein Strahlenauge schimmerte.
Das schleuderte der Abbé gegen den Teppich. Er traf genau die Mitte, als ich mich zur Seite drehte, aber nicht mehr schoß, denn innerhalb von Sekunden war aus dem Teppich ein Flammenfetzen geworden, aus dem die Schreie der toten Magier drangen und erst verstummten, als der Gegenstand als schwarz verbrannter Lappen zu Boden fiel und liegenblieb.
Ich sah den Abbé danebenstehen. Er meinte mich, als er sagte: »Manchmal zögerst du zu lange.«
»Vielleicht.«
»Dein Kreuz hätte es sicherlich geschafft.«
»Aber ihr wart gleichgut. Woher hattet ihr diese Waffe?«
Bloch lächelte. »Es gibt viele Dinge, die wir besitzen. Wir reden nur nicht über alles.« Er lächelte.
»Noch einmal, herzlichen Dank, wir sehen uns bestimmt wieder.«
Es war ein Abschied. Sekunden später stand ich allein neben den qualmenden Resten und sah auch, daß nicht nur Asche zurückgeblieben war, sondern auch eine ölige Spur, die sich auf dem Boden verlaufen hatte.
Vielleicht war es das im Teppich konservierte Blut seiner Opfer gewesen.
Ich verließ das Museum, trat in den kleinen Vorhof hinaus und sah von den Templern nichts. Jenseits einer Mauer hörte ich, wie ein Wagen davonfuhr.
Wahrscheinlich waren sie das.
Auf einer Brüstung nahm ich Platz, holte eine Zigarette hervor und rauchte.
Ich mußte einfach nachdenken, aber meine Gedanken wollten sich nicht mehr mit den Templern beschäftigen.
Ein anderes Problem tauchte immer stärker auf und formierte sich zu einem Bild.
Es war mein schmerzgepeinigter Freund Suko, den ich seit einiger Zeit nicht mehr gesehen hatte.
Ob Templer, Atlantis, der Dunkle Gral oder Aibon - das drückte ich einfach zurück. Suko war nun wichtiger. Um Freunde mußte man sich kümmern, besonders in schlechten Zeiten.
Das wollte ich tun. Aus diesem Grunde mußte ich so schnell wie möglich wieder nach London zurück…
ENDE
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