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0454 - Der blutrote Zauberteppich

0454 - Der blutrote Zauberteppich

Titel: 0454 - Der blutrote Zauberteppich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Tod.
    Ich sprang von der Plattform dem Gewühl entgegen…
    ***
    »Jacques de Molay!«
    Bertrand de Valois schrie diesen einen Namen. Er wollte zu seinem Freund und ihn retten.
    John Sinclair kümmerte sich um den Henker, während Pierre Dalmain von der Plattform fiel und neben dem Teppich liegenblieb. Ohne sich zuvor abgesprochen zu haben, wußten beide Männer, um was es ging und daß nur der Teppich sie retten konnte.
    De Molay drehte sich um. Er war völlig durcheinander und kam erst wieder zu sich, als ihn Bertrand an der Schulter faßte und ihn auf die Treppe zuschob.
    »Weg, mein Freund, nur weg!«
    Mehr fallend als gehend ließ de Molay, gestützt von seinem Retter, die Treppe hinter sich. Die Angst und die Furcht gaben ihnen die Kraft. Es kam auf Sekunden an. Der Mob und die Soldaten hatten sich noch nicht gerührt, ihre Überraschung war einfach zu perfekt, der Schock saß einfach zu tief, auch beim König.
    Auf der zweitletzten Stufe hatte Jacques de Molay Pech, weil er über seine eigenen Beine stolperte.
    Auch Bertrand konnte ihn nicht mehr halten. Er griff zwar noch nach einem Kleidungsfetzen, der aber rutschte ihm durch die Finger, so daß de Molay zu Boden fiel und sich aus eigener Kraft kaum erheben konnte.
    Bertrand blieb stehen. Er fuhr herum, nahm die ausgestreckte Hand des Freundes und riß den Mann hoch.
    »Wir müssen es schaffen!« brüllte er.
    Sein Satz aber ging bereits im Schreien des Mobs und im Toben der Soldaten unter. Sie und der König hatten ihre Überraschung verdaut, sie würden das nachholen, was sie schon längst hatten tun wollen.
    Und sie kamen wie eine gewaltige Brandung.
    Bertrand de Valois, der noch in gebückter Haltung stand und den Kopf gedreht hatte, sah sie anstürmen. Die sich bewegende, grausame Wand, die Waffen, die Gesichter unter den Helmen, die haßverzerrt waren. Er schaute zurück.
    Der Teppich lag in der Nähe, aber er war trotzdem zu weit weg. »Neiiinnn!« De Valois schrie, er ballte eine Hand zur Faust, traf damit einen Brustpanzer…
    »Nicht töten, nicht töten!«
    Die Soldaten mit den lautesten Stimmen gaben den Befehl des Königs weiter. »Brennen sollen sie, brennen…«
    Das aber hörten die beiden bewußtlosen Templer nicht mehr, als sie von der Meute zur. Seite geschleift wurden. Man kann eben den Lauf der Geschichte nicht ändern…
    ***
    Es war auch bei mir eine Tat der Verzweiflung, aber meine Chancen standen in diesem Augenblick besser, weil ich mich näher am Teppich befand, neben dem noch Jacques de Molays Begleiter lag.
    Ich konnte mein Ziel mit einem Sprung erreichen, schaute auch nach links und sah das Schreckliche.
    Jacques de Molay und Bertrand de Valois hatten nicht die Spur einer Chance.
    Unter den Körpern der Soldaten waren sie begraben worden. Mehr bekam ich nicht mit, weil eine andere Rotte mich aufs Korn genommen hatte. Hätten sie ihre Lanzen geschleudert, wäre ich wohl erwischt worden, aber Philipp der Schöne wollte seine Feinde brennen sehen.
    Das gab mir eine Chance!
    Gedanklich hatte sich de Valois auf den Teppich konzentriert. Auch ich versuchte es auf diese Art und Weise, während die Soldaten immer näher kamen und ich meine Beretta schon zog.
    Da stieg der Teppich hoch!
    Blitzschnell, ohne irgendein Vorzeichen. Ich hatte mich glücklicherweise hingekniet, sonst wäre ich durch die unerwartete Bewegung noch von der Unterlage gestoßen worden.
    Wie schon Bertrand de Valois, so klammerte ich mich diesmal an der schmaleren Kante fest, um nicht herabgestoßen zu werden.
    Möglicherweise hätten mich die Soldaten trotz allem noch erwischen können, aber dieser auch für sie unheimliche und unerklärliche Vorgang bannte sie.
    Die Meute stoppte.
    Sie starrten nur mehr hoch zu mir, denn der Teppich und ich hatten schon die Spitzen der Flammen erreicht. Zwei schleuderten noch ihre Lanzen. Ich brauchte mich nicht einmal zu ducken, sie wischten auch so an mir vorbei.
    Geschafft!
    Aber nicht die Menschen, die es ebenfalls hatten schaffen wollen. Sie waren zurückgeblieben.
    Ich wußte nicht, was nun mit mir geschah, ob ich ein Würdiger oder Unwürdiger war. Jedenfalls konzentrierte ich mich gedanklich nicht mehr auf den Teppich, sondern überließ mich ihm.
    Er brachte mich hinein in die samtblaue Dunkelheit der Nacht über Paris. Es hätte ein wunderbarer Flug wie zu den Sternen sein können, doch der Teppich drehte irgendwann und glitt den Weg wieder zurück.
    Noch sah ich den Scheiterhaufen als kleinen Punkt, der sich sehr rasch

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