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0454 - Der blutrote Zauberteppich

0454 - Der blutrote Zauberteppich

Titel: 0454 - Der blutrote Zauberteppich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Herz klopfte stärker und härter. Hätte ich mir jemals träumen lassen, eine so umstrittene geschichtliche Größe wie Philipp den Schönen persönlich zu sehen?
    Nein, aber es gibt Dinge, die sollte man hinnehmen und nicht versuchen, sich weiter den Kopf darüber zu zerbrechen.
    Man hatte uns noch nicht gesehen, weil der Scheiterhaufen die Aufmerksamkeit der Zuschauer wie magnetisch anzog. Niemand traf deshalb Anstalten, über ihn hinweg und in den dunklen Himmel zu schauen, wo wir auf dem Teppich hockten.
    Plötzlich sahen wir die beiden Männer. Sie befanden sich inmitten eines Soldatenpulks, der sich aus der Masse gelöst hatte. Die Söldner trieben ihre Gefangenen auf die Plattform vor dem Scheiterhaufen zu, und dort stand auch ein Henker oder Folterknecht.
    Dieser Mensch besaß eine furchteinflößende Gestalt. Groß und breitschultrig. Er trug ein enges Trikot und sah aus, als würde er selbst allmählich verglühen. Er schaute denen entgegen, die über die Treppe auf die Plattform hochgeschoben wurden.
    Vor mir wurde Bertrand de Valois nervös. »Wir müssen es schaffen«, rief er. »Wir müssen schneller sein. Der Teppich soll seine Dankbarkeit beweisen.«
    Das tat er auch. Zwar flogen wir nicht schneller, aber der Winkel war ein anderer. Wir glitten unserem Ziel jetzt steiler entgegen und befanden uns bereits in Höhe der Hausdächer.
    Bisher hatte ich nur zwei Templer gesehen, die zum Scheiterhaufen geführt wurden. In der historischen Überlieferung aber war von drei Templern die Rede gewesen.
    Wo befand sich die dritte Person? Oder hatten sich die Historiker vielleicht geirrt?
    Es gab noch eine andere Möglichkeit, an die ich aber jetzt nicht denken wollte, denn es wurde Zeit.
    Die Soldaten hatten die beiden Templer auf die Plattform geschafft und zogen sich nun zurück.
    Wahrscheinlich konnten sie die Hitze nicht vertragen.
    Sehr deutlich malten sich die Templer vor der zuckenden Flammenwand ab. Durch das sich bewegende Feuer sah es so aus, als würden die Umrisse der Männer zerfließen.
    Sie waren von der Marter und Folter geschwächt. Es gelang ihnen kaum, sich auf den Beinen zu halten. Einer von ihnen geriet durch seine taumelnden Schritte bis dicht an den Rand der Plattform und wäre fast noch runtergefallen.
    Er fing sich wieder.
    Und wir sanken noch tiefer…
    Schon spürte ich die Wärme der Flammen, die sich an ihrem Ende zu glühenden Spitzen verengten, tanzten, schwangen und hin und wieder einen Funkenregen ausspieen, der uns aber nicht erreichte.
    Ich schaute wieder über den Scheiterhaufen hinweg, um den König sehen zu können.
    Philipp der Schöne hockte in seiner Sänfte. Viel hätte ich darum gegeben, jetzt seine Gedanken lesen zu können. Wahrscheinlich vergingen sie in einem wahren Triumph, es endlich geschafft zu haben.
    Schon hob er die Hand.
    In diesem Augenblick waren wir schon tiefer als die Flammen. Der heiße Atem des Feuers streifte nicht nur unsere Haut, er riß uns auch aus der Dunkelheit.
    Wir mußten gesehen werden!
    Und Philipp der Schöne sah uns auch. Seine Handbewegung, die möglicherweise dem Henker gegolten hatte, wurde nicht mehr ausgeführt.
    Der König schien zu Eis geworden zu sein.
    Im gleichen Augenblick erreichten wir zwischen ihm und dem Scheiterhaufen den Boden…
    ***
    Es war eine weiche Landung. Das aber registrierte ich nur mehr im Unterbewußtsein, für Bertrand und mich waren jetzt andere Dinge wichtig. Vor allen Dingen für meinen Begleiter, der einen gellenden Schrei ausstieß, vom Teppich sprang, für einen Moment vor der Plattform stehen-, blieb und die Namen seiner beiden Freunde rief.
    »Wir holen euch!« schrie er dann.
    Im nächsten Augenblick setzte er sich in Bewegung. Er mußte zur Treppe laufen, um auf die Plattform zu gelangen, weil sie einfach für ihn zu hoch lag.
    Wie ein Schatten huschte er entlang, und auch ich hatte den Teppich inzwischen verlassen.
    Die Überraschung war uns perfekt gelungen. Das Volk, die Soldaten, sie standen da, staunten und starrten, mußten erst mit der neuen Lage fertig werden.
    Bis auf einen.
    Es war der Folterknecht, der genau wußte, daß wir ihm sein Opfer entreißen wollten.
    Er handelte. Ein Sprung brachte ihn in die Nähe der Gestalt, die am schwächsten aussah. Der Mann riß seine Arme hoch, er konnte diesen Bullen aber nicht stoppen.
    Hilfe bekam er trotzdem.
    Und zwar von mir!
    Im Gegensatz zu Bertrand de Valois war es mir gelungen, die Plattform vor dem Scheiterhaufen mit einem einzigen Sprung zu

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